Die Zeit ist schneller geworden - Bis vor fünfundzwanzig Jahren sah das noch ganz anders aus. Beweis gefällig?

Im Internetzeitalter leben wir schneller und unbewusster als frühere Generationen. Wir sind es gewöhnt, dass sich Dinge von heute auf morgen ändern, und wer sein Mobiltelefon heute nur dazu nutzt, wozu es ursprünglich vorgesehen war und für den Apps, Android, Blueberry und IPad böhmische Dörfer sind, ist schon ein Ewiggestriger.

Einen anschaulichen Vergleich der Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte brachte vor kurzem "Focus"-Herausgeber Helmut Markwort: wenn er sich einen "Tatort" mit Helmut Fischer ansehe und sie mit den heutigen Krimis vergleicht, fiele eine gewisse "Gemächlichkeit" in früheren Sendungen auf. Fernsehgeschichten fußten mehr auf Dialoge und Details, richteten ihre Handlung hauptsächlich auf die agierenden Figuren. Schnitte und Kameraführung seien ruhig und nicht allzu häufig gewechselt worden, während eine Szene heute kaum länger als eine halbe Minute lang sei und eine Actionsequenz die nächste jagte.

Das muss auch so sein, denn sonst würde sich der zeitbewusste Zuschauer sofort langweilen. Leider gilt das nicht nur für das TV-Programm, das aufgrund dieses Konzepts immer mehr verflacht. Charakterstudien locken heute höchstens noch Intellektuelle hinterm Ofen hervor. Nur ein Bruchteil der (älteren) Zuschauer ist sich der Reizüberflutung von Medien und Technik bewusst.

Stress, Burnout und Depressionen...

Bis vor dreißig Jahren belächelte man noch die sogenannte "Managerkrankheit", die heuer jeden treffen kann, vom Hartz IV-Empfänger bis zum Topverdiener. Häufig sind Menschen betroffen, die sich in der schnelllebigen Zeit nicht mehr zurechtfinden und erkennen müssen, dass sie den Ansprüchen, welche die Gesellschaft und sie selbst an sich stellen, nicht mehr gewachsen sind. Bevor es zu permanenten Depressionen und regelmäßiger Medikamenteneinnahme kommt, muss man nun die Notbremse ziehen und anfangen, sich als Individuum wahrzunehmen und sich etwas Gutes tun.

Die Wirkung von Musik leistet dazu einen nicht unerheblichen Beitrag. Ich meine kein esoterisch angehauchtes Vogelgezwitscher und gewichtiges Waldesrauschen, wie man es vielleicht von Besuchen bei der Kosmetikerin kennt. Eine jüngste Studie hat ergeben, dass dieses Stück zu den erfolgreichsten gehört, was das Ausschütten der Glückshormone Dopamin und Serotonin betrifft und das Selbstbewusstsein stärkt. Tatsächlich gibt es kaum jemanden, der sich dem Rhythmus emotional entziehen kann und dabei ein Pokerface beibehält. Musik weckt Emotionen. In Verbindung mit visuellen Effekten noch größere als beim bloßen Zuhören.

Entschleunigung und Entspannung - wie?

Natürlich wird Musik subjektiv wahrgenommen. Wagnerianer würden den Kopf schütteln über meine Abneigung gegen stundenlange Opernarien, obwohl mir einige Passagen aus "Parzival" und "Tannhäuser" durchaus eine wohlige Gänsehaut bescheren.

Lieder, die angenehme Erinnerungen in uns wecken, wie zum Beispiel an einen Urlaub oder den ersten Kuss (sofern er angenehm war) sind jene, bei denen wir uns glücklich, manchmal fast überwältigt fühlen. Das kann eine schmalzige Ballade oder gemäßiger Heavy Metal sein. Vielleicht solche, die beim ersten Hören überhaupt nichts ausgelöst haben. Manchmal genügt eine Textzeile oder der Klang eines bestimmten Instruments, um sich von der Schönheit des Stücks mitreißen zu lassen. 

"Echte" Entspannungsmusik hat einen Takt, der dem des menschlichen Herzschlags angepasst ist und darum Ruhe und Gelassenheit vermittelt. Empfehlenswert und erprobt sind die Geschwister Enya und Moya/Maire Brennan, die nach ihrer Karriere mit Clannad christliche Lieder in teils englischer und gälischer Sprache singt, die denen ihrer berühmteren Schwester meiner Meinung nach in nichts nachstehen. Es lohnt sich, beide Künstlerinnen zu entdecken, denn die sphärische Musik hat erwiesenermaßen einen beruhigenden Effekt. Schafft man sich eine kleine Oase und legt Platten von Enya und Moya Brennan auf, ist man seinem Ziel zur Entschleunigung ganz ohne Eile einen Schritt näher gekommen.

Ein Geheimtipp ist die Gruppe "Tribu", bestehend aus südamerikanischen Indianern, die ich vor Jahren bei einem Straßenfest erlebt habe. Die Musik - eine Mischung aus Tradition und Moderne - hat ein tiefes Glücksgefühl in mir ausgelöst. Ich höre sie heute noch gerne und kann die CD jedem, der nicht auf Mainstream steht, wärmstens ans Herz legen.

Meine Tipps zum entspannten Träumen
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Autor seit 13 Jahren
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