Gott des Gemetzels?

"Evil Dead" zelebriert die Schlachtung von unschuldigen Personen auf eine Art und Weise, die die Urängste, vor allem aber den typischen Ekelnerv des Menschen foltern. Da wird mit Spritzen in Gesichter gestochen, mit Nägeln durch Armknochen geschossen oder mit Blut vermischtes Erbrochenes in den Mund des Opfers ergossen. Zwischen gespaltenen Zungen, halbherzig zertrennten Gliedmaßen und "Befruchtung" durch Baumwurzeln kämpfen sich die Protagonisten durch ein Festival aus Grausamkeiten und Ekel-Terror. Aber reicht das in einer Zeit, in der schon Serien wie "The Walking Dead" oder "Game of Thrones" zur Prime-Time Gedärme durch die Gegend fliegen lassen?

Elizabeth Blackmore

Elizabeth Blackmore (Bild: evildead.de)

Schock Labyrinth?

Viele Kinogänger empfinden subtile Szenen wie in einigen Psycho-Thrillern als schockierender und auch bei "Evil Dead" wird der eine oder andere Zuschauer sagen: "Okay, das ist ein grausamer Tod, aber ich bin nicht geschockt." Das liegt mitunter daran, dass die Gewaltorgie in der Hütte überspitzt, in bunten Effekten und mit einer gehörigen Portion Trash überladen wurde. Wo andere Filme dadurch bestechen, dass sie der Kreativität des Zuschauers freien Lauf lassen, wird hier schonungslos gezeigt, was passiert. Weggucken ist nicht. Kein Minuspunkt, aber der Film bekommt durch seine Optik und die altmodischen Dämonen einen 80er-Charme, der ihn sympathisch werden lässt. Schock geht dann leider anders, auch wenn sich Alvarez und Raimi in Sachen Perversion schon sehr bemüht haben.

Shiloh Fernandez

Shiloh Fernandez (Bild: evildead.de)

Tanz der Teufel?

Natürlich fehlt in der Neuverfilmung der großartige Bruce Campbell als "Ash", aber dafür ist das Remake gespickt mit kleinen Details, die Fans des Originals wiedererkennen werden. Die Kamera-Achterbahnfahrt durch den Wald, die zeichnende Protagonistin, die verrottete Hütte im Wald – vieles riecht nach dem Tanz der Teufel. Hand aufs Herz, man darf es "Evil Dead" nicht verübeln, wenn die Darsteller und die Technik weit besser sind, als im Original. Auch die Geschichte des Drogenentzugs ist neu, liefert aber wenigstens richtige Argumente für die Handlung der fünf Personen. Die Dämonen sehen noch immer trashig aus, die Baum-Szene gibt es auch, insgesamt gibt es genügend Momente, die "Evil Dead" zu einem gekonnten Remake werden lassen.

Jessica Lucas

Jessica Lucas (Bild: evildead.de)

Suburgatory?

Jane Levy die Rolle der "Mia" zu geben ist ein kleiner Geniestreich der Macher. Wer sie aus der Serie "Suburgatory" kennt, der wird sich darüber wundern, dass sie auch anders kann. Von der kitsch-pinken Plastikserie in ein düsteres Blutbad – nicht jedem Darsteller gelingt dieser Sprung ohne Authenzität zu verlieren. Levy spielt die drogensüchtige Weise aber mehr als solide, vor allem wenn man bedenkt, dass dieser Teil der Handlung hinzugedichtet wurde und im Original so nicht vorkommt. Sie kann also auch dämonisch und wenn man den Slogan der Comey-Serie mit der Story von "Evil Dead" vergleicht sieht man, dass sie die Situation von Mia irgendwie schon einmal gespielt hat: "Escape is not an option."

Jane Levy

Jane Levy (Bild: evildead.de)

Fazit

"Evil Dead" lässt wortwörtlich die Fetzen fliegen und ein bildgewaltiges Massaker auf die Kinogänger herabregnen. Dabei besticht der Film aber eher durch seine Liebeserklärung an die alten Trash-Klassiker als durch die schockierende Brutalität. In ein, zwei Momenten sind die Szenen so sehr überspitzt, dass sie unfreiwillig für Lacher sorgen, obwohl der Film todernst sein will. Den guten Darstellern und der tollen Atmosphäre ist es zu verdanken, dass das Gesamtwerk dann zwar an seinen eigenen Ansprüchen scheitert, sich für den neutralen Horrorfan aber durchaus ein Gang ins Kino lohnt.

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