Fasnetsmord -ein schwäbischer Krimi der in Riedlingen spielt
Die Rezension eines von der ersten bis zur letzten Seite fesselnden Kriminalromans, rund um die Geschichte, die Nazizeit, die aktuelle Fasnet und ihre Bräuche, in Oberschwaben, von Angela Fehr.Der Inhalt des Buches Fasnetmord
Hansjörg Bruhn ist, Ende Januar 2016, im schwäbischen Riedlingen, der neue Pächter der Stadthalle. Er wird, unmittelbar nach der Verpachtung, an seiner neuen Wirkungsstätte ermordet.
Viele Riedlinger fragen sich in der Folge, wer der Mörder sein könnte. Oder ob die Angelegenheit genau so im Sand verlaufen wird, wie beim Fohlenmarktmord in den Achtzigerjahren.
Da die Tat unmittelbar vor der spaßigen Zeit geschieht, wird darüber spekuliert, an welchem Ort die lange geplanten närrischen Festlichkeiten stattfinden sollen. In den Blickpunkt der örtlichen Presse, vertreten durch den Chefredakteur des Schwäbischen Anzeigers, Julius Hafner, rückt die Beantwortung der Fragen:
- Wird der Ministerpräsident Helmfried Knitzmann (Bündnis 90/ Die Grünen), am Fasnetsdienstag wie stets zum Froschkuttelnessen nach Riedlingen kommen?
- Und:
- Werden die Riedlinger bei der Landtagswahl im März wie immer wählen oder haben sie den Mut, alternativ ab zu stimmen?
Warum ist das Buch Fasnetsmord lesenswert?
Die Autorin Angela Fehr versteht es in ihrem Buch Fasnetsmord, die Leser über den oberschwäbischen Ort Riedlingen und seine Umgebung umfassend zu informieren. Sie beschreibt seine Lage in Oberschwaben, erläutert die Geschichte zurzeit der Kelten und Alemannen. Zusätzlich geht sie auf die Politik früherer Jahre und soziale Begebenheiten in anderen Großstädten ein und stellt den Bezug zu Riedlingen und umliegenden Orten her. Dabei schreckt sie nicht vor ernsten Themen zurück, wie der Judenverfolgung, den Zuständen in dem späteren Psychiatrischen Landeskrankenhaus in Zwiefalten und dem Nachdenken über die NS-Zeit.
Menschen, die das Buch lesen, erfahren, am Beispiel ehemaliger Klassenkameraden, die sich in Riedlingen wieder treffen, wie diese, im Unterschied zu den Daheimgebliebenen, die Siebzigerjahre an anderen Orten erlebten.
Diese Informationen werden nicht lawinenartig, sondern so, wie in einem informativen, guten Gespräch unter Freunden, vermittelt. Manchmal spannungssteigernd, bewusst abschweifend.
Örtliche Begriffe, wie zum Beispiel der Brauch des Froschkuttlaessens, die einigen Lesern nicht bekannt sein können, werden anschaulich erklärt.
Sympathisch ist, dass die Autorin, Wortweise, in den schwäbischen Dialekt fällt und distanziert und trotzdem wirklichkeitsnah, für Einheimische vertraut, berichtet und erzählt.
Besonders die alltäglichen Handlungen des Journalisten Julius Hafner, seine treffsicheren Äußerungen zur Situation, sind so realistisch, dass er ein Abbild vieler Redakteure sein könnte.
Eine Fundgrube für alle die, die immer schon einmal wissen wollten wie es in einer schwäbischen Zeitungsredaktion zu einer Meinungsbildung und schließlich zu den Berichten kommt.
Für einen Krimi eher unüblich, positiv anzusehen, die gründliche Recherche in Fachbüchern, Zeitungsartikeln. zum Beispiel der Schwäbischen Zeitung und das Hinzuziehen eines Vortrages von Christoph Knüppel: Zur Geschichte der Juden in Riedlingen. Des Weiteren tragen Erkundigungen beim Oberstaatsanwalt Dr. Christoph Lehr, der Polizei, und beim Initiator des Riedlinger Museums, Schöne Stiege,Winfried Aßfalg, zu einer realistischeren Darstellung bei.
Die Internetseite der Stadt Riedlingen und die der Narrenzunft Gole, waren meinungsbildend, um zu einem umfassenden Bild der Stadt und dem Wissen über den Narrenverein und dem Gole, zu gelangen.
Es ist eine hohe Kunst, ein Thema wie die Fasnet in einem kleinen schwäbischen Ort, umfangreich zu erklären, seine geschichtliche Bedeutung und die neuzeitliche Anpassung, zum Beispiel an die Aufteilung des Erbes, (der früheren Realteilung in Altwürttemberg zum Erbrecht des erstgeborenen Sohnes), die aufkommende Frage warum das Kuttla essen nur Männern vorbehalten ist zu beantworten, und gleichzeitig die Handlung nicht aus dem Auge zu verlieren.
Auch die immer wieder geäußerte Vermutung, dass die Aufklärung des Mordes wahrscheinlich wie der Fohlenmarktmord ausgehen werde, bindet den Leser an das lesenswerte Gesamtwerk.
Eine solch sensible, deftige und treffende Schilderung kann nur zustande kommen, wenn eine Autorin, wie Angela Fehr, Teil dieser Stadt war, dann Blicke über den Tellerrand warf und sich endlich mit der eigenen Vergangenheit versöhnte.
Eine gelungene, informative Lektüre, die sowohl den an Geschichte interessierten Lesenden, den Krimifreund, als auch den Entspannungsleser restlos befriedigt.
Den ortskundigen Lesern, die mit kriminalistischem Spürsinn heraus finden wollen, welche Person im Krimi tatsächlichen Einwohnern gleicht, sagt die Autorin, das Buch zwar aus realen Begebenheiten schöpft, aber ein Roman letztlich immer eine Fiktion ist.
Die Autorin Angela Fehr
… wurde in Oberschwaben geboren und wuchs dort auf. Sie studierte Politik, Komparatistik (vergleichende Literaturwissenschaft,) und Ethnologie in München. Ihr Schicksal verschlug sie nach Ulm. Bei der Arbeit an Texten für ein Gästehaus in Riedlingen, wurde bei ihr ein Interesse an ihrer früheren Heimat wieder geweckt. Für sie lag es danach auf der Hand, dieser eine längere Geschichte zu widmen. So entstand der Krimi Fasnetsmord, der seinen Lesern historisches Wissen um die Fasnet, aber auch viel, über Land und Leute vermittelt.
© Fotografie Duong
Fasnetsmord, Krimi von Angela Fehr, Gmeiner-Verlag, 2019, 279 S. Paperback 14 Euro, ePub und PDF download 9,99 €
ISBN 978-3-8392-2375-8
Bildquelle:
Der Narrenbaum in Jungnau, Monika Herme
(Der Narrenbaum - Fasnet und Machtsymbolik)
Schlossnarro, Monika Hermeling
(So sind Masken der schwäbisch-alemannischen Fasnet)
Foto:Monika Hermeling
(Einmal Schwäbische Fasnet in Sigmaringen mit machen)
Bräuteln im Stadtteil Laiz, Monika Herme
(Schwäbische Fasnet in Sigmaringen - Das Bräuteln)