Gedenkstätte Schwesing (Bild: Harald Rossa)

Entwicklung der Gedenkstätte Schwesing

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Baracken bei Schwesing vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Danach geriet das KZ-Außenlager Husum-Schwesing schnell in Vergessenheit. Erst 1983 veröffentlichte die "KZ-Arbeitsgruppe Husum-Schwesing" die Geschichte des Lagers. Am 30. Januar 1983 gab es eine von rund tausend Menschen besuchte Gedenkveranstaltung in Husum. Bei dieser Gelegenheit berichteten ehemalige Häftlinge von ihrem Leiden in dem Lager.

1985 erwarb der Landkreis Nordfriesland die östliche Hälfte des ehemaligen Lagergeländes. 1987 wurde auf dem Lagergelände eine von dem Bildhauer Ulrich Lindow gestaltete Gedenkstätte eingeweiht. 1994 konnte der Landkreis weitere Teile des Lagerareals, auf dem sich auch die Fundamentreste und der Hydrant befinden, erwerben. 1995 wurde das Lagergelände unter Denkmalschutz gestellt.

Die über das Lagergelände verstreute Spuren der ehemaligen Bauten, die 2001 freigelegte Lagerstraße und der Hydrant vermitteln einen Eindruck von der beklemmenden Atmosphäre des Lagers. Eine mehrsprachige Informationstafel erläutert die Geschichte und das Geschehen im Lager. Ein Feld mit 300 Stelen erinnert an die hier verstorbenen Lagerinsassen.

 

Erinnerungstafeln für die Toten des Lagers (Bild: Harald Rossa)

Entwicklung des Lagers

Das Lagergelände liegt etwa Kilometer nordöstlich von Husum zwischen der Straße von Husum nach Flensburg und der ehemaligen Bahntrasse von Flensburg nach Husum

Ab 1938 wurde der Flugplatz Husum-Schwesing angelegt. Für die hier beschäftigten Arbeiter wurde am Rand des Dorfes Schwesing ein Reichsarbeitsdienstlager für 250 Mann errichtet. Nach dem Abzug des Reichsarbeitsdienstes nutzte 1940 die Wehrmacht die Bauten als Sammelstelle für Soldaten auf dem Weg zu ihren Einheiten in Skandinavien. Danach standen die Baracken leer.

Im September 1944 wurde ein doppelter Stacheldrahtzaun um das rund 3.000 Quadratmeter große Gelände gezogen und vier Wachtürme errichtet. Zum Lager gehörten neun Baracken. Davon wurden nun acht als Häftlingsunterkünfte und eine als Krankenrevier genutzt. Weiter gab es noch zwei größere Gebäude. In denen wurden die Lagerküche, Magazine, eine Schneiderei und eine Schuhmacherei untergebracht.

Am 25. September 1944 wurden etwa 1500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme mit Viehwagons nach Schwesing gebracht. Am 20. Oktober folgte ein weiterer Transport mit etwa 1000 Häftlingen aus Neuengamme.

Die Häftlinge mussten im Marschland bei Husum, nur mit Schaufel und Spaten ausgerüstet, einen vier bis fünf Meter breiten und drei Meter tiefen Panzergraben ausheben. Weiter wurden Gefechtsstellungen und Unterstände errichtet. Bei dieser Arbeit standen Häftlinge häufig den ganzen Tag in kaltem Wasser und Schlamm.

Im Dezember 1944 war der weitere Ausbau des Friesenwalls in Anbetracht der militärischen Lage sinnlos geworden. Das Außenlager Husum-Schwesing wurde aufgelöst und die noch lebenden Häftlinge kamen zurück nach Neuengamme.

Reste der Kantinenbaracke

Reste der Kantinenbaracke (Bild: Harald Rossa)

Lagerleiter Hans Hermann Griem

Kommandant des KZ-Außenlager Husum-Schwesing war ab September 1944 der SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem. Im November 1944 wurde ihm zusätzlich das Kommando über das KZ-Außenlager Ladelund übertragen. Dem Kommandanten Griem wurde nachgesagt, dass er Lebensmittel für sich und seine Familie zur Seite schaffte. Er war häufig angetrunken und hatte wohl auch Freude an sadistischen Quälereien. Auch erschoss er persönlich mehrere Häftlinge. Nach der Auflösung der beiden Außenlager Schwesing und Ladelund war er bis März 1945 Kommandant des KZ-Außenlager Dalum im Emsland.

1963 nahm die Staatsanwaltschaft Flensburg erneut Ermittlungen gegen Griem auf. 1965 wurde er in Hamburg-Bergedorf aufgespürt und das Verfahren gegen ihn wurde an die Staatsanwaltschaft Hamburg abgegeben. Diese klagte Griem an und am 16. Januar 1969 eröffnete das Landgericht Hamburg das Verfahren gegen Griem. Kurz vor Beginn der Hauptverhandlung starb Griem am 25. Juni 1971.

Anreise

Mit Auto oder Rad ab Husum auf der Bundesstraße 200 in Richtung Flensburg fahren. Nach etwa 4 Kilometern rechts in Richtung Schwesing abbiegen. Nach etwa 100 Metern dem Hinweisschild Gedenkstätte zum Parkplatz folgen.

Mit dem Bus 1044 in Richtung Flensburg geht es ab Husum-ZOB bis zur Haltestelle Schwesing-Engelsburg.

Mehr zum Thema

  • Klaus Bästlein, Perke Heldt, Fiete Pingel, Rainer Kühnast, Thomas Steensen, Martin Vollmer, und Helmut Wlazik, (Hrsg.): Das KZ Husum-Schwesing. Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme. Nordfriisk Instituut Bredstedt/Bräist 1983,. ISBN 3-88007-121-7
  • Olde Lorenzen: "Macht ohne Moral". Vom KZ Husum-Schwesing zum Mahnmal für die Opfer. Westholsteinische Verlags-Anstalt Boyens, Heide 1994, ISBN 3-80420-685-9
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