Warum und wie bauen Dohlen überhaupt Nester in Schornsteinen?

Hietaparta / pixabay.comDohlen zählen zur Familie der Rabenvögel. Sie sind kleiner als Raben und Krähen, haben hellblaue Augen und ein schwarzgraues Gefieder. Als Höhlenbrüter bevorzugen sie zum Nestbau höhlen- oder nischenartige Stellen wie natürliche Baumhöhlen oder Gebäudevertiefungen, unter anderem eben Schornsteine. Zum Nestbau schleppen die Vögel alles Mögliche heran: Stöcke, Zweige, Moos, Gräser, aber auch Papier, Plastiktüten, Textilfetzen oder Pappbecher. Sie lassen die Teile einfach in den Schornstein hineinplumpsen, worauf sich einige davon im Inneren verkanten und nachfolgendes Material darin hängenbleibt. Allmählich verdichtet sich alles immer mehr. Es entsteht ein stabiles Nest, das den Schornstein wie ein Pfropfen auf eine Länge von bis zu zwei Metern verstopfen kann. Ob ein Schornstein noch zum Heizen benutzt wird oder inzwischen ausgedient hat, spielt für die Auswahl als Nistplatz keine Rolle.

(Dohlenfoto: Hietaparta / Pixabay.com)

Was ein Dohlennest im Schornstein so gefährlich macht

Die Tatsache, dass eine Vogelart sich den Innenraum eines Schornsteins zum Brüten aussucht, ist vielen Menschen unbekannt. Die Folgen dagegen, die ein verstopfter Schornstein mit sich bringt, lassen sich erahnen. Zur Brutzeit im Frühjahr werden manche Häuser und Wohnungen noch über einen Ofen oder Kamin beheizt. Außerdem kann ein Schornstein betroffen sein, der über einer Gastherme im Bad liegt. Das Dohlennest im Schornstein behindert den Abzug der Abgase nach draußen und führt sogar zu einem Rückstau. Es kommt zu unvollständigen Verbrennungsprozessen. Hochgiftiges Kohlenmonoxid bildet sich. Alljährlich zur Heizsaison finden sich Zeitungsberichte über Todesfälle durch Kohlenmonoxidvergiftungen. Ursächlich sind häufig schlecht gewartete oder zu sehr gedrosselte Heizquellen. Über die von Dohlennestern ausgehende ähnliche Lebensgefahr gibt es seltener Artikel zu lesen.

Welche Anzeichen für zu viel Kohlenmonoxid im Raum gibt es? Was geschieht eigentlich bei einer Kohlenmonoxidvergiftung?

Das macht Kohlenmonoxid so unheimlich: Es ist völlig geruchlos und unsichtbar. Der Tod schleicht quasi auf leisen Sohlen heran. Obwohl die Lebensgefahr von Kohlenmonoxidvergiftungen allgemein bekannt ist, spricht selten jemand über den näheren Ablauf. Die Rede ist fast immer nur davon, wie Opfer anscheinend von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen wurden und zum Beispiel noch zusammen in gemeinsamer Runde am Tisch oder allein mit Buch im Sessel sitzend oder im Bad unter der Dusche zusammengesunken aufgefunden wurden. Damit verbindet sich für Angehörige der schwache Trost, dass der plötzliche Tod wenigstens ohne Qual gewesen sein muss. Gleichzeitig macht sich Beklommenheit breit, dem Kohlenmonoxid eines Tages selbst zum Opfer fallen zu können.

 

 

Mehr Aufklärung wäre hier wichtig. Es gibt zwar keine hundertprozentige Garantie, niemals einer Kohlenmonoxidvergiftung zu erliegen, aber mit mehr Aufmerksamkeit lässt sich ein erhöhter Raumluftgehalt des gefährlichen Gases durchaus erkennen. Die Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung verlaufen tatsächlich unspektakulär.

Wer hält schon Husten, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Erbrechen sofort für lebensgefährlich? Ohne Hysterie auslösen zu wollen, sollten diese Symptome beim Aufenthalt in Räumen mit betriebenen Feuerstätten aber stets beachtet werden, insbesondere, wenn sie wie aus heiterem Himmel auftreten ohne direkteren Anlass wie eine bestehende Erkältung oder bereits bekannte allgemeine Befindlichkeitsstörungen. Hier sollte umgehend frische Außenluft durch das Fenster hereingelassen und sofort ein anderer Raum oder das Freie aufgesucht werden. Als Folgesymptome einer unbemerkten Kohlenmonxidvergiftung kommen Symptome wie Halluzinationen, fortschreitende Apathie, Atemnot, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und eine rosige Haut hinzu. In diesem Zustand ist es den Betroffenen kaum noch möglich, Hilfe zu holen. Zum Schluss treten Bewusstlosigkeit und Stillstand des Herzkreislaufsystems ein. Bei erstmaligem Betreten eines Raumes mit schon stark erhöhtem Kohlenmonoxidgehalt kann sich jedoch umgehend Bewusstlosigkeit einstellen. 

Ein beachtenswertes Indiz sind Fenster, Spiegel und andere Glasflächen, die ohne erkennbaren Grund beschlagen, da bei erhöhtem Kohlenmonoxidgehalt die Raumluftfeuchtigkeit ansteigt.

Angetroffene noch lebende Vergiftungsopfer gehören unverzüglich in notärztliche Behandlung. Kohlenmonoxid wirkt deshalb lebensgefährlich, weil es sich um 200- bis 300-fach stärker an das Hämoglobin im Blut binden kann als der lebensnotwendige Sauerstoff. Es blockiert also den Sauerstofftransport im Körper und führt zu Erstickung und Herzstillstand. Aus diesem Grund ist die anschließende sofortige ärztliche Behandlung bis auf Weiteres lebensentscheidend. Dem Rettungsmediziner ist der Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung unbedingt mitzuteilen, da die Symptome selbst nicht charakteristisch hierfür sind und zunächst uninformiertes medizinisches Personal sie nicht automatisch damit in Zusammenhang setzt und so wertvolle Zeit verloren geht. 

Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist die Person sofort aus der Gefahrenzone zu bringen und erste Notfallmaßnahmen einzuleiten wie beispielsweise die stabile Seitenlage oder Reanimation. Dabei müssen die Helfer sich selbst vor dem Kohlenmonoxid schützen und den Bereich mit den zu Rettenden schnellstmöglich verlassen.

Wie wird man ein Dohlennest wieder los?

Steckt ein Dohlennest im Schornstein, ist dies ein Fall für den Schornsteinfeger. Er wird als Erstes prüfen, ob es sich um ein bewohntes Nest handelt. Falls ja, kontaktiert er die Untere Naturschutzbehörde zur Klärung des weiteren Vorgehens. Dohlen sind zwar insgesamt keine bedrohte Tierart, doch in Deutschland geht ihr Bestand zurück. Ein unbewohntes Dohlennest entfernt der Schornsteinfeger mit Spezialinstrumenten. Am Anfang versucht er es mit seiner Eisenkugel, die er vom Dach aus in den Schornstein wirft in der Hoffnung, dass das Nest nach unten durchrutscht. Sollte das nicht funktionieren, folgt der Versuch, das Nest mit einem Spezialhaken von unten herauszuholen. Gelegentlich hilft auch diese Maßnahme nicht. Dann bleibt nur das Aufstemmen des Schornsteins, um an das Dohlennest zu gelangen.

Am besten von Anfang an vorbeugen

Dohlennester im Schornstein lassen sich einfach vermeiden: mit speziell konstruierten Dohlenschutzgittern. Ein auf den Schornstein montiertes Dohlenschutzgitter versperrt Dohlen die Schornsteinöffnung und verhindert so den Nestbau. Das Gitter sollte natürlich den Abgasen ausreichend Raum zum Durchtritt gewähren und nicht selbst zum Ablufthindernis werden. Bei Fragen hierzu ist der Schornsteinfeger der richtige Ansprechpartner. 

Als weitere Schutzmaßnahme gegen Kohlenmonoxidvergiftungen sollten regelmäßig alle Feuerstätten inklusive der Schornsteine auf ihre Funktionssicherheit überprüft und gewartet werden. Dohlennester stellen schließlich nicht die einzige Gefahr beim Betrieb von Feuerstätten dar. Sie sind allerdings ein Risiko, das in diesem Zusammenhang weitgehend unbekannt ist.

Mein Tipp zu einem echten Buchjuwel über eine zahme Dohle:
Gute Nacht, Jakob
Textdompteuse, am 23.04.2014
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