Rebecca Black lässt grüßen (und hoffentlich nicht singen!)

Ob es fürs "Ghostbusters"-Remake im Juli 2016 frei nach Julius Cäsar: "Ich kam, niemand sah mich, und ich floppte" heißen wird, steht noch in den Sternen. Nimmt man das Echo auf den offiziellen Trailer als Anhaltspunkt für das Einspielergebnis her, wird die 150 Millionen Dollar teure Produktion hauptsächlich Zuschauer anlocken, die sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollen, wie abgrundtief mies der Film ist. Kein anderer sündteurer Hollywood-Film erzielte bislang eine dermaßen vernichtende Ablehnung wie das Remake eines Klassikers. Hunderttausende Dislikes schafften ansonsten nur Shitstorm-gebeutelte Internet-"Berühmtheiten" wie Rebecca Black. Nachfolgend der Trailer des Anstoßes:

Überraschen sollte die massive Ablehnung nicht, handelt es sich bei "Ghostbusters" doch um eine Ikone des 1980er-Kinos. Wenige andere Filme wie die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie oder die "Indiana Jones"-Filme repräsentieren dieses Jahrzehnt in ähnlichem Maße. Um Fans zu besänftigen, sollte man mit einem zumindest gediegenen Remake aufwarten können. Der "Ghostbusters"-Trailer lässt freilich Schlimmstes vermuten, Marke: "Welcher Film war extrem erfolgreich und erhielt noch kein Remake? Buttern wir einfach ein paar Millionen in die Spezialeffekte, verpflichten gerade angesagte Stars und werfen die PR-Maschine an, dann wird das schon ein Erfolg".

Weibliche statt männliche Geisterjäger! Revolutionär!

Und tatsächlich erweckt das Remake die schlimmsten Befürchtungen, dass es sich um einen uninspirierten Schnellschuss handeln könnte. Nun gut: Der berühmte Titelsong von Ray Parker Jr. (der übrigens im "Oscar"-Kampf ausgerechnet dem wohl schlimmsten Stevie-Wonder-Song "I Just Called to Say I Love You" unterlag, was nicht gerade für die Academy-Mitglieder spricht) erhielt die nervige Dubstep-Behandlung. Sei's drum, nennen wir es dem Zeitgeist geschuldet. Was aber den Charme des Originals ausmachte, ist im Trailer an keiner Stelle mehr zu erkennen. Die teils billigen Geistereffekte wurden durch perfekte, aber seelenlose CGI ersetzt, die "Gags" ziehen sich wie Kaugummi, als erwarteten die Produkten, dass der Zuseher sich darüber totlachte (was hoffentlich kein Sequel nach sich zöge), und die "große Revolution" in Form von vier Frauen anstatt vier Männern wäre allenfalls in Saudi-Arabien für eine Kontroverse gut.

In seiner "Radikalität" hat das Casting etwas von einem vermeintlich genialen Einfall, einen Mann nicht auf einer Bananenschale, sondern auf einer matschigen Tomate ausrutschen zu lassen. Kein Brüller? Könnte es vielleicht daran liegen, dass das Ausrutschen auf Lebensmitteln als Humormittel ungefähr seit der Bronzezeit als anachronistisch gelten kann? Aber nicht doch! Die Häme muss an bösartigen Bananenfetischisten und Tomaten-Rassisten liegen!

George Lucas zieht die Rassismus-Karte! Revolutionär!

Ich übertreibe? Man lese hierzu eine Stellungnahme des "Ghostbusteres"-Regisseurs Paul Feig, der zu den negativen Kommentaren erklärt:

"[It's] some of the most vile, misogynistic shit I've ever seen in my life.”

Mit seinem peinlichen Sandkisten-Gehabe befindet er sich in bester Gesellschaft. Ende 2012 floppte das George-Lucas-Herzensprojekt "Red Tails" über eine Gruppe schwarzer US-Kampfpiloten im Zweiten Weltkrieg. Der Grund hierfür war rasch gefunden: Rassismus! Angeblich hatte es auf Grund des Rassismus (Weißer gegen Schwarze, denn bekanntlich können nur Weiße Rassisten sein) Jahrzehnte gedauert, bis der Film produziert werden könnte. Willkommen in der schönen neuen Welt des simpel gestrickten Weltbilds, wo sogar die "Oscar"-Verleihung ganz im Zeichen des unermüdlichen Kampfes gegen die bösen weißen Unterdrücker stehen kann.

Anstatt Paul Feig auszulachen, erhält er sogar mediale Unterstützung. Dabei ist das "Ghostbusters"-Remake eine Blaupause dafür, wie man sich nicht dem Original nähern sollte. Einfach bloß die Schauspieler austauschen und die Effekte modernisieren reicht nicht. Andererseits: Was sollte man vom Regisseur des Fäkalhumor-Hits "Spy – Susan Cooper Undercover" Großes erwarten? Noch dazu, wenn er die Hauptrolle mit Melissa McCarthy besetzt, deren Berühmtheit darauf basiert, dass sie die dicke, schusselige Frau vom Dienst gibt? Wahnsinn, wie revolutionär! Wir casten nicht eine bildhübsche junge Frau, sondern ein Durchschnittsmoppel von der Straße! Genial, ehrlich.

Kritikern das Maul stopfen? Sexismus und Rassismus ziehen immer!

Falls Paul Feig den Originalfilm aus 1984 gesehen haben sollte, müsste ihm eigentlich aufgefallen sein, was den Film so unwiderstehlich macht: Bill Murray! Dan Aykroyd! Harold Ramis! Ernie Hudson! Hätte er sein Remake mit Männern besetzt, sagen wir, Typ Larry the Cable Guy und Adam Sandler, der Trailer wäre mindestens genauso verrissen worden. Ausgerechnet dann eine vermeintliche Sexismus-Debatte anzustoßen, wenn gerade das Geschlecht völlig irrelevant ist, zeichnet entweder von Realitätsverweigerung oder einer infantilen Trotzreaktion. Ich tippe auf zweiteres, lege dafür aber nicht meinen Schniedelwutz ins Feuer.

Was an diesen ständigen Sexismus- bzw. Rassismus-Debatten besonders nervt, ist ihre häufige Deplatziertheit. Sie erinnert ein wenig an Troubadix aus den Asterix-Comics, der alle anderen für Kulturbanausen hält anstatt sich selbstkritisch zu fragen, ob er nicht einfach ein beschissener Sänger sein könnte. Sicher: Klappern gehört zum Handwerk und obwohl das "Ghostbusters"-Remake mit Sicherheit kein Milliarden-Blockbuster werden wird, dürfte er alleine schon der empörten "Muss ich mir anschauen, wie mies der Film ist!"-Fans wegen Gewinn abwerfen. Souveräner Umgang mit Kritik sieht aber anders aus, als entweder die Rassismus- oder die Sexismus-Karte zu ziehen – beides gerade im Westen des 21. Jahrhunderts an Lächerlichkeit schwer zu überbieten und wahrlich kein Ruhmesblatt für Paul Feig. Allenfalls ein Feigenblättchen, um das eigene Versagen zu kaschieren.

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