Düfte sprechen eine Sprache, die unser Gehirn versteht

In unserem Gehirn befinden sich zwei merkwürdige mandelförmige Gebilde mit dem geheimnisvoll klingenden Namen Amygdala – auch Mandelkern genannt ("amygdala", griech. = Mandel). Der Mandelkern, ein Teil des limbischen Systems, spielt für uns Menschen eine ganz besondere Rolle: Er ist der Sitz unserer Emotionen und gleichzeitig – in Verbindung mit dem Hippocampus - unser emotionales Gedächtnis. Ohne den Mandelkern könnten wir keine Gefühle empfinden, keine positiven Erinnerungen abrufen, keine Ekstase erleben.

Stimuliert wird der Mandelkern durch Sinnesreize. Die Impulse, die er bekommt, leitet er an das vegetative Nervensystem weiter und kann so auf diese Weise im Körper kraftvolle Reaktionsketten in Gang setzen: Endorphine, die so genannten "Glückshormone", werden ausgeschüttet, Erinnerungen und Stimmungen ausgelöst.

Sehr praktisch wäre es, könnten wir die Amygdalae ganz gezielt selbst beeinflussen – und so quasi auf "Knopfdruck" positive Emotionen auslösen. Es stellt sich die Frage: Wie können wir mit unserem Gehirn, dem limbischen System, so "kommunizieren", dass es uns versteht und die gewünschten Glücksgefühle tatsächlich produziert?

Ein einfaches, sehr altes und eigentlich sehr alltägliches Mittel hilft uns dabei: Der Duft. Düfte bzw. Gerüche sind eine "Sprache", die unser Mandelkern versteht. Sie werden direkt ans Gehirn weitergeleitet, umgehen also das bewusste Denken. Unterbewusste Prozesse werden in Gang gesetzt und mit sofortiger Wirkung erleben wir entsprechende Gefühle, Bilder und Gedanken. Dazu braucht es kein langes Nachdenken, keine Meditation, keine bewusste Anstrengung.

"Dufttherapie" ist keine neue Idee

Körper und Seele ganz bewusst mit Düften positiv zu beeinflussen und manchmal sogar zu heilen ist keine neue Wissenschaft: Unterschiedliche Formen der Dufttherapie kennt man schon sehr lange, sie gehen bis auf die alten Ägypter zurück. In vielen alten Ritualen, Bräuchen und Rezepten spielen Düfte, Rauchwerk, etc. eine große Rolle. Früher glaubte man gar, bestimmte Gerüche hätten lebensschaffende bzw. lebenszerstörende Macht - der "Pesthauch" etwa sollte Menschen töten können.

Auf ganz natürliche Weise "high" werden

Durch Düfte, die uns ansprechen, können wir ganz bewusst unsere Stimmung steigern bzw. uns ein natürliches "Hoch" verschaffen – auf gesunde Weise "high" werden also. Dabei ist ein bisschen Detektivarbeit gefragt, denn da wir alle eine bestimmte "Geruchsgeschichte" haben, die aus ureigenen "Duft-Erfahrungen" besteht, reagieren wir ganz unterschiedlich auf verschiedene Düfte. Manchen Duft mag man sofort, andere kann man buchstäblich "nicht riechen".

In der Aromatherapie werden pflanzliche Öle verwendet, um gewünschte körperliche und seelische Veränderungen auf sanfte Weise in Gang zu setzen. Obwohl Aromakologen/Aromatherapeuten jedem Öl bestimmte Eigenschaften und Heilwirkungen zugeordnet haben, gilt auch hier als erste Regel: Hilfreich ist, was gefällt. Nur die Düfte, die wir selbst als angenehm empfinden, können unser Wohlbefinden steigern. (Eigentlich logisch.) Da das Angebot an Aromaölen jedoch so reichhaltig ist, werden auch "verwöhnte Nasen" ganz sicher fündig.

Aromatherapie ist vor allem "Seelenmedizin", denn Wohlgerüche tun der Seele gut. Erfolge erzielt die Aromatherapie u.a. bei der Beseitigung blockierter Gefühle und Traumata oder bei der Stärkung des Selbstbewusstseins. Sie lindert Depressionen und Einsamkeit, verschafft Ausgeglichenheit und Harmonie.

Aromatherapie dient jedoch nicht nur therapeutischen Zwecken, sondern kann auch in vielen Bereichen unser Leben angenehmer, befreiter und "geschmackvoller" machen – in der Küche, im Haushalt, wenn Gäste kommen, … Eine ansprechende "Duftkulisse" hilft uns sogar dabei, ungeliebte Routinetätigkeiten leichter zu bewältigen.

Bitte aufpassen!

Sich gut über Aromatherapie zu informieren, ist wichtig. Denn obwohl es sich hier um natürliche Wirkstoffe handelt, müssen Aromaöle nicht zwangsläufig immer harmlos sein.

Vorsicht geboten ist vor allem für Kinder, Schwangere und Allergiker.

Die "erdige" Alternative zur Aromatherapie: Das Räuchern

Wer es etwas "erdiger" mag, den spricht vielleicht das Räuchern an, eine andere Methode, um Körper und Seele Genuss und Entspannung zu schenken. Auch diese Tradition ist uralt und wurde im Alltag unser Vorfahren häufig praktiziert. Selbst das Wort "Parfüm" leitet sich ursprünglich vom Räuchern ab: "per fumum" bedeutet "durch den Rauch".

Räuchern, so sagt man, reinigt die Atmosphäre. Krankenzimmer hat man deshalb früher mit Kräutern wie Weihrauch, Wacholder oder Walnuss ausgeräuchert, um nicht nur Krankheitskeime abzutöten, sondern auch böse Geister zu bannen.

Ob Tanne, Zypresse oder Zeder, Adlerholz oder Drachenblut: Wer heute räuchert, der tut es vor allem deshalb, um sich Entspannung und Wohlgefühl zu verschaffen. Auch hier sind wie bei der Aromatherapie die Möglichkeiten vielfältig. Räucherwerk umfasst nicht nur Kräuter und Blüten, sondern auch Harze, Hölzer und Wurzeln.

Weitere Informationen zum Thema:

Räuchern - ein historisches Relikt aus dem Bereich der Aromatherapie

Wie und womit kann man richtig räuchern?

Duftende Bilder: Buch-und CD-Tipp

Maximalen Nutzen kann die Dufttherapie entfalten, wenn man sie mit positiven Visualisationen bzw. positiven Gedankenbildern verbindet, denn: Das limbische System ist nicht nur dafür verantwortlich, Düfte in körperliche Reaktionen umzuwandeln, sondern "übersetzt" auch unsere inneren Bilder in konkrete Handlungen oder Prozesse.

Die Schweizer Aromatherapeutin Barbara Bernath-Frei hat sich eben diesen Mechanismus in ihrem Buch "Duft Meditation" zunutze gemacht. Sie stellt nicht nur unterschiedliche Aromaöle und ihre Wirkungen vor, sondern entwirft zu jedem Duft eine passende Szene, die der Leser auf sich wirken lassen kann – mal dient sie der Entspannung, mal stärkt sie die innere Festigkeit, mal wird die Sinnlichkeit angesprochen, …

Die Anschaffung lohnt sich, gerade auch für Menschen, die mit dem Meditieren wenig Erfahrung haben bzw. sich mit üblichen Praktiken eher schwer tun.

Tierfreunde aufgepasst!

Hunde mit ihren hochsensiblen Nasen sollen ganz besonders empfänglich für die Aromatherapie sein. Die Amerikanerin Kristen Bell hat jahrelang damit experimentiert und behauptet, noch nie einem Hund begegnet zu sein, der die feinen Düfte nicht liebt. Wer's selbst ausprobieren möchte, findet hier weitere Informationen (in englischer Sprache):

Using aromatherapy to calm your frazzled fido

Einen schönen Überblick zum Thema "Aromatherapie für Hunde" bietet auch Aromapraktikerin Kerstin Ruhsam.

Lesenswertes zum Thema "Aromatherapie":

(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, können eine professionelle Beratung durch ausgebildete Ärzte bzw. Therapeuten aber nicht ersetzen. Wer die Aromatherapie zu Heilzwecken nutzen möchte, sollte sich in jedem Fall vorab umfassend informieren und eventuelle persönliche Risikofaktoren abwägen.)

 

Michaela, am 06.11.2013
3 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
M. Steininger - Die Persönliche Note (Meditation tut gut: 5 einfache Wege, um sich glücklicher und gesünd...)

Laden ...
Fehler!