Hangover 3 – das Franchise-Mammut stirbt aus
Für echte Fans der Filmreihe lohnt sich der Gang ins Kino, doch sie müssen sich auf harte Änderungen, flachen Humor und lahme Spannungsbögen gefasst machen.Was hat der Trailer den Zuschauern nicht alles versprochen. Alles sollte enden, ein episches Finale, ein Las Vegas, das niederbrennt. Der letzte große Auftritt des so beliebten Wolfsrudels. Allein zwischen dem Start am Donnerstag bis zum Sonntag stürmten 1,26 Millionen Deutsche die Kinos. Klar, der epische Trailer musste eher ironisch verstanden werden. Das war schon bei Hangover 2 so, als alle starken Momente aus Teil 1 völlig absichtlich kopiert wurden. Damals häufte sich schon die Kritik, heute wünscht man sich genau diese Szenen zurück.
Szene aus Hangover 3 (Bild: © 2013 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND LEGENDARY PICTURES)
„Weißt Du noch, damals?“ - „Nein.“
Die besondere Stärke des ersten Teils war vor allem das Rätselraten um die offensichlich eskalierte Partynacht der vier grandios dargestellten Drogenopfer. Hangover hob sich von den American Pies und Charlie Sheens dieser Welt ab, da die Partyorgien übergangen und nur angedeutet wurden. Der Witz bestand darin, das Ausmaß und die Konsequenzen der Nacht zu zeigen und eben nicht das Saufgelage selbst. Auch Teil zwei bediente sich frech am selben Plot, änderte nur die Location und verschlimmerte einige Situationen. Nun aber entfernten sich die Macher des letzten Teils von diesen Stärken und wurden den Worten des Filmplakats unabsichtlich gerecht: It ends.
Wo ist jetzt Phils verzweifelter Anruf an Dougs Frau? Wo ist dieses herrlich chaotische Erwachen in einem zerstörten Raum? Wo ist das Rätselraten? Und warum verwöhnt Todd Philipps seine Zuschauer nicht wenigstens wieder mit dem kultigen Foto-Abspann? Keine Hochzeit, kein Mike Tyson, kein Hangover. Was früher noch als Mut zum grenzwertigen Humor gefeiert werden durfte, ist nun zum Übermut durch Flachwitze und infantilen Durchschnittshumor verkommen.
Ursachenforschung --
Ken Jeong als Mr. Chow zusammen mit Alan (Zach Galifianakis) in den Vordergrund zu rücken war ein Fehler. Der überdrehte, kindische Fäkalhumor nervt nur noch, auch weil Jeong nun wirklich kein großartiger Schauspieler ist. Natürlich haben beide Darsteller wieder einige Lacher auf ihrer Seite, aber das liegt daran, dass dank aufgebauter Sympathie aus Teil eins und zwei gern über den einen oder anderen Mist hinweggesehen wird. Vieles zieht sich zu lang und der Alan-liebt-Phil-Gag ist irgendwann so abgelutscht, dass man glaubt, es hätte schon fünf Hangover-Reihen gegeben. Insgesamt ist es schade, dass Hangover 3 eher als durchschnittliche Actionkomödie angesehen werden muss und nicht als durchdachte Komödie mit etwas Action.
Pluspunkte ++
Mit der Rückkehr von Jade und Taylor, manche würden ihn Carlos nennen, bekommen die Fans von Hangover noch einmal ihre Lieblinge aus Teil 1 zurück. Auch die neu eingeführten Rollen von John Goodman und Melissa McCarthy gehören zu den Stärken des dritten Teils – obwohl beide zu kurz kommen. Großartig auch die Erklärung, was der "schwarze Doug" mit der ganzen Geschichte zu tun hat. Momente wie dieser, oder auch der vermeintliche Raub in Chows vermeintlicher Villa zeigen, dass tatsächlich mehr drin gewesen wäre. Wenn aber das Intro und der Abspann die besten Szenen eines Filmes sind, dann wurden offensichtlich Fehler begangen.
Fazit
Die Zynik und die Ekstase weichen dem Klamauk. Die Spannung ist dahin. Der totale Filmriss bleibt aus. Zu oft flüchtet sich Hangover 3 in flache Einzeiler, die auch aus "Two And A Half Men" hätten stammen können. Potenzial und Talent wurden hier verschwendet und so verpassen alle Beteiligten einer wirklich großen Filmreihe ein lahmes Finale. Fans des Wolfsrudels werden den Kinogang nicht bereuen, das liegt aber an den weiterhin sympathischen Schauspielern und dem ein oder anderen Witz – nicht am Drehbuch, nicht an der Einzigartigkeit, nicht am Hangover. Insgesamt kopflos, eine Giraffe kann das bestätigen.
Bildquelle:
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(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)