Venusnabel - ein hübscher Name

Venusnabel - NabelkrautIch habe diese kleine Pflanze in der Westalgarve an einem felsigen Hang gefunden, der tagsüber im Schatten liegt und daher immer feucht ist. Die runden Blätter fielen mir auf. Im Januar sind leider nur die Blätter zu sehen. Blühend erhebt sich eine vielblütige Traube oder Rispe, die in vertrockneter Form auf dem nebenstehenden Foto schwach zu erkennen ist. Allerdings vermehrt sich das kleine Kraut weniger über Samen als über walnussgroße Knollen.

Eine häufige Art ist das Hängende Nabelkraut (Umbilicus rupestris), auch als Echter Venusnabel bekannt. Ich gehe also davon aus, dass ich diese Art fotografiert habe. Das stimmt von der Beschreibung her mit meinem Naturführer "Mediterrane Wildblumen" überein.

Die Art wird in einem weiterem meiner Bücher beschrieben. Es ist das Buch "Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen". Hier heiß es, der Venusnabel wächst bevorzugt auf altem Gemäuer und auf Steinhaufen. Auch das passt zu meinem Fundort. Das südliche und westliche Europa bis nach Großbritannien ist das Verbreitungsgebiet von Umbilicus. 

Früher wurde dem Nabelkraut eine harntreibende Wirkung nachgesagt. Es wirkt weiterhin wundreinigend und erweichend. Heute ist nur noch die äußerliche Anwendung üblich zur Reinigung von Wunden. Verwendet werden die frischen Blätter und der Saft der Pflanze. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Venusnabels sind verschiedene Mineralsalze, Gerbstoffe und Trimethylamin. Für einen Absud mit Hängendem Nabelkraut verwendet man 20 Gramm frisch gesammelte Blätter und gibt diese in ein Liter Wasser. Man lässt die Blätter zehn Minuten kochen und filtert nach dem Abkühlen ab. 

Mag sein, dass Nabelkraut keine spektakuläre Pflanze ist. Dennoch finde ich es erstaunlich, wenn sich unscheinbare Pflanzen beim genaueren Betrachten doch als kleine Kostbarkeiten entpuppen. An den Felsen gepresst, im Schatten wachsend, leuchtet das frische Grün der Blätter und fordert zum Hinschauen auf.

Kurzer Steckbrief Hängendes Nabelkraut / Echter Venusnabel

  • Ausdauernde Pflanze
  • Höhe: 15 bis 40 Zentimeter hoch
  • Blütengrösse: 8 bis 10 Millimeter, glockenförmige Blüten, cremefarben, grünlich, oft auch rötlich gestreift, lange endständige Traube
  • Staubblätter: 10 
  • Knolle: dick, Ableger bildend
  • Blütezeit: Juni - August
  • Blätter: Grundrosetten, rund, fleischig, schwach gelappter Blattrand
  • Frucht: Balgfrucht mit winzigen Samen

Trimethylamin ist ein Stoff, der in mehreren Organismen nachweisbar ist. Es ist bei Zimmertemperatur ein farbloses Gas. In Wasser gelöst riecht es schon stark verdünnt nach Fisch. Andere Pflanzen, die diesen Stoff produzieren sind zum Beispiel Stinkender Gänsefuß (Chenopodium vulvaria) und Wald-Bingelkraut Mercurialis perennis). Auch in Blättern und Blüten von Ebereschen, Esskastanien, Birnen, Weißdorn, einigen Rosengewächsen und Berberitzen kommt Trimethylamin vor. Es gilt als schwach giftig, führt zu Hautreizungen und kann, wenn es bereits per Nase erkennbar ist, Erbrechen und Übelkeit verursachen.

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