3 Helmkameras im Test

Was haben Mountainbiker, Snowboarder und Fallschirmspringer gemeinsam?
Richtig - Wenn Sie einen Film über diese drei doch sehr unterschiedlichen Typen
drehen, dann kommen Sie um ganz bestimmtes Equipment nicht herum. Eine Helmkamera. Sie liefert Einblicke aus der Ich-Perspektive, die Sie mit keiner anderen Kamera realisieren können. Doch Helmkameras sind weit vielfältiger einsetzbar, als gemeinhin angenommen. Die Pionierfilm GmbH hat den Test gemacht. Für ein sehr spezielles Projekt wurden drei Helmkameras getestet. Dabei ging es nicht darum auf Marketinggeschwätz der Hersteller hereinzufallen, sondern den Test für die richtige Anwendung durchzuführen. Der Testsieger wurde noch weiter unter Extrembedingungen geprüft. Nun ist die Siegerkamera permanent im harten Einsatz und hat sich bislang hervorragende bewährt.


Videotrailer zum RAAM 2012

Wieso wir drei Helmkameras testeten

Im Juni 2012 startete das RAAM zum 31. Mal. RAAM steht für Race Across America und ist das härteste Fahrradrennen der Welt. In maximal 12 Tagen radelte jeder einzelne Radfahrer 4.800 Kilometer von der Westküste der USA bis zur Ostküste - durch die Wüste, die Rocky Mountains und endlose Weiten. Kaum mehr als 30 - 40 männliche Einzelfahrer nahmen an dem Rennen teil. Nur knapp 50% kamen auf der anderen Seite an. Die besten Teilnehmer schafften die Strecke in circa 8 Tagen.

Wir begleiteten von März 2011 bis März 2012 den deutschen Radfahrer Stefan Schlegel auf seinem Weg zur Teilnahme 2012. Hierfür mussten wir verschiedene Tests durchführen, um geniale Perspektiven zu erhalten. Einer dieser Tests war die Auswahl der richtigen Helmkamera. Wir nutzten die Helmkamera jedoch nicht im klassischen Sinne am Fahrradhelm. Wir zweckentfremdeten das System, so dass sie uns beim RAAM half wirklich alle Emotionen, Höhe- und Tiefpunkte des Radfahrers fest zu halten.

Unterschiedliche Einsatzgebiete

Die Drift Innovation HD170 passt problemlos auf jeden Helm. (Bild: Pionierfilm GmbH)

Welche Kameras wurden getestet?

Es gab eine Vielzahl an Helmkameras, die für das Projekt in Frage kamen. Die erste Auswahl trafen wir, als wir festlegten, dass wir mit 1920x1080 Pixel aufnehmen. Plötzlich reduzierte sich das Feld auf lediglich sieben Kameras, die dazu auch wirklich in der Lage waren. Nach einem Gespräch mit einem Helmkameralieferanten, der uns von vornherein sagte, welche Kameras aus dieser kleinen Gruppe tatsächlich in Frage kämen für solch ein Projekt, reduzierte sich das Feld auf folgende drei Kameras:

Drift Innovation HD170 1080p Stealth
GoPro HD Hero naked
CamSports HDMAX

Was wurde getestet?

Wie sich die drei Kameras in ihrer technischen Ausstattung unterscheiden können Sie einfach in der Bedienungsanleitung nach lesen. Uns ging es um andere Dinge.

Für das Projekt interessierten uns einige Dinge ganz besonders. Wir gingen von vornherein davon aus, dass die Bildqualität bei drei knapp 300 Euro teuren Kameras sehr gut sein muss. Dem war letztendlich auch so. Alle Kameras lieferten bei normalem Licht sehr gute Bilder, die voneinander kaum zu unterscheiden waren. Auch bei Nachtaufnahmen lieferten alle Kameras gleichermaßen schlechte Bilder, da alle natürlich das wenige vorhandene Licht verstärken müssen. In dieser Hinsicht schnitten also alle drei Kameras gleich gut ab.

Wie gut ist die Kamera verarbeitet?

Bei 8 - 12 Tagen extremer Beanspruchung sämtlicher Technik muss eine Kamera robust und stabil sein. Sie muss potentielle Stürze und eine rauhe Handhabung aushalten. Die Drift Innovation Kamera hat eine gummierte Außenhülle, die auch leichtem Fallen recht gut Stand hält. Dem steht die CamSports in keiner Weise nach. Die GoPro Kamera verfügt über ein separates Plastikgehäuse, welches zwar schneller kaputt gehen kann, jedoch im Fall der Fälle auch bei schweren Stürzen die Kamera schützt. Gewinner in puncto Robusheit ist also eindeutig die GoPro Kamera.

Wie gut sind die Befestigungsmöglichkeiten und Halterungen verarbeitet?

Alle Kameras kommen mit verschiedenen Halterungen für die Stirn, für den Helm oder die direkte Befestigung an einem Fahrrad, z.B. Alle Halterungen sind stabil und beanspruchbar. Die Halterungen der GoPro erhalten jedoch eine Note Abzug, da sie zu billig wirken und im Fall der Fälle eventuell nicht halten könnten.

Wie schwer ist die Kameras und wie groß ist sie?

Stefan Schlegel, unser Radfahrer, versucht sein Fahrrad so leicht wie möglich zu halten, um nicht zuviel Energie damit zu verschwenden, unnötigen Ballast zu transportieren. Unsere Kamera muss also leicht und klein sein. Die leichteste Kamera ist mit 122 Gramm die CamSports, gefolgt von 138 Gramm für die Drift Innovation und 167 Gramm für die GoPro (mit Gehäuse). Von den gesamten Ausmaßen nehmen sich die Drift Innovation und die CamSports nicht viel. Die GoPro ist mit Abstand die kleinste und kompakteste der Kameras.

Wie ist das Handling des Menüs inklusive Menüführung?

Die Kamera muss schnell und einfach bedient werden können. Das Menü muss sofort verständlich sein, so dass im schlimmsten Fall auch ein komplett Unwissender vor Ort die Kamera vorbereiten kann. Um überhaupt an das Menü zu gelangen muss bei der CamSports ein Seitenteil entfernt werden. Das Menü selbst ist einfach und selbsterklärend. Bei der Drift Innovation ist die Menüführung ebenfalls kinderleicht. Die GoPro Kamera hat nur zwei Knöpfe und ist somit noch leichter zu bedienen.

Wie ist das allgemeine Handling der Kamera?

Lagen die Kameras bis hier noch dicht beieinander so fangen mit dem allgemeinen Handling die großen Unterschiede an. Möchte man Akku oder SD Karte tauschen, so muss die GoPro jedesmal aus ihrem Plastikgehäuse befreit werden. Ein Graus. Noch schlimmer verhält es sich bei der CamSports. Hier muss jedesmal erst ein Außenteil aufgeschraubt werden. Einzig die Drift Innovation lässt bequem und schnell Akku und Karte tauschen.
Das Anbringen der Halterung an der GoPro ist mit Feinmotorik machbar. Bei der Drift Innovation und bei der CamSports darf ruhig etwas grobmotorischer sein.
Ob die Kamera aufnimmt ist bei der CamSports durch einen Schieberegler kinderleicht zu sehen. Bei der Drift Innovation und der GoPro Kamera muss man schon etwas genauer hinschauen, um zu sehen, ob die Kamera läuft.

Wie lang ist die Aufnahmedauer in höchster Videoqualität?

Stefan Schlegel radelt die ganze Zeit. Er wird nicht anhalten, um uns, als Filmteam, die Kamera ständig wechseln zu lassen. Wir brauchen also eine Kamera, die möglichst lange aufzeichnen kann. Hier liegt die Drift Innovation mit einer 32 GB Karte und dem größtmöglichen Akku mit gut 6 Stunden vorn. Zwar passen auch in die anderen Kameras 32 GB Karten, jedoch verfügt nur die Drift Innovation über einen optional erhältlichen weit größeren Akku.

Wie gut ist die Qualität des eingebauten Mikrofons?

Mikrofonie ist unwichtig, da bei schnellen Bewegungen sowieso mehr Fahrtwind als alles andere zu hören ist. Wir haben die Mikrofonie getestet und bei allen Kameras in feinen Nuancen festgestellt, dass die Tonqualität generell schlecht ist. die CamSports hat mit einem zu höhenlastigen Ton noch schlechter abgeschnitten.

Welche technischen Aspekte bietet die Kamera?

Auch hier gibt es gravierende Unterschiede. Allen Kameras ist gemein, dass sie keinen separaten Bildstabilisator haben, sondern allein auf Grund ihres Weitwinkels schon ein stabiles Bild generieren.
Die Drift Innovation und die CamSports passen sich sehr schnell automatisch an geänderte Lichtverhältnisse an. Die GoPro braucht eine ganze Weile länger.
Alle Kameras verfügen über einen Autofokus, der gut und schnell funktioniert.
Die GoPro bietet keine weiteren relevanten Extras mehr. Die Drift Innovation und die CamSports verfügen über ein drehbares Objektiv, welche genial ist, wenn die Kamera in unmöglichen Positionen angebracht werden soll. Zusätzlich bietet die CamSports noch einen Laserpointer, der es stark vereinfacht das Kamerabild an den Horizont anzupassen.
Einzig und allein die Drift Innovation kann exakt in Position gebracht werden durch eine abgestufte Einstellung der Kameraposition zur Halterung. Ein extrem wichtiger Punkt, wenn es um die Befestigung an unmöglichen Positionen am Fahrrad selbst geht.

Drift Innovation HD170 im Einsatz

Die HD170 Helmkamera kann auch am Lenker angebracht werden. (Bild: Pionierfilm GmbH)

Testergebnisse und Fazit

In der folgenden Tabelle wurden alle getesteten Eigenschaften mit Schulnoten von 1 bis 6 bewertet. Da wir explizit auf eine Verwendung an einem Fahrrad getestet haben zählten für uns einige Punkte mehr als andere. Diese sind mit einem Sternchen gekennzeichnet und zählen bei der Gesamtnote mit Gewichtung doppelt.

 

Drift Innovation HD170 1080p

GoPro HD Hero naked

CamSports HDMAX

 

 

 

 

Bildqualität Tag (*)

1

1

1

Bildqualität Nacht

5

5

5

Verarbeitung / Stabilität

2

1

2

Qualität der Halterungen

2

3

2

Größe und Gewicht (*)

2

1

2

Menüführung

1

1

3

Akkutausch / Kartentausch (*)

1

4

5

Anbringen der Halterung (*)

1

3

2

Visuelle Rückmeldung über Aufnahme

3

3

1

Aufnahmedauer/Akkulaufzeit (*)

1 (mit großem Akku)

3

3

Tonqualität

4

4

5

Features und Gimmicks (*)

1

5

3

 

 

 

 

Gesamtnote

2

3

3

Gesamtnote mit Gewichtung (*)

1,5

3

3

 

Wir haben uns für das Projekt RAAM 2012 für die Drift Innovation HD170 1080p Stealth entschieden. Sie war bereits im Einsatz bei einem 24 Stunden Rennen in Dänemark. Sie lieferte hervorragende Aufnahmen, war extrem einfach zu handhaben und stellte uns rundum zufrieden.

Über Ralf Biebeler - Filmproduzent

Ralf Biebeler schreibt seit vielen Jahren für die Fachzeitschrift Videofilmen diverse Artikel. Im Fachverlag Schiele & Schön hat er bereits mehrere Bücher veröffentlich. Seit 2005 ist er Geschäftsführer des Filmproduktionsunternehmens Pionierfilm mit Sitz in Ludwigshafen (bei Mannheim). Pionierfilm produziert Imagefilm, Werbefilm, Schulungsvideo & Co. DIe Möglichkeit viel unterschiedliches Equipment zu testen und Artikel zu schreiben unterstützt die Pionierfilm dabei die Qualität der Filmproduktionen hochwertig zu halten.

ralfbiebeler, am 23.04.2013
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Bildquelle:
http://www.amazon.de/ ("Transformers - Die Rache": Viel Lärm ums Nichts)
Andreas Krämer (Filmkritik zu Oblivion)

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