Für Eltern, die das Szenario schon einmal erlebt haben, war es sicherlich das bisher schlimmste Erlebnis, was passieren konnte. Das Kind fängt an zu schreien (möglicherweise ist es hingefallen, oder hat seinen Willen nicht bekommen) und hört mitten im Schrei auf zu atmen. Plötzlich verfärbt sich das ganze Gesicht, die Augen werden weit aufgerissen und die Lippen werden immer dunkelblauer.

Baby läuft blau an (Bild: © yanlev - Fotolia.com)

Als ob das noch nicht schlimm genug ist, sackt es plötzlich in einen bewusstlosen Zustand zusammen. Eine Schrecksekunde für alle Eltern. Aber nach nur wenigen Sekunden wacht das Baby oder Kleinkind wieder auf und alles scheint in Ordnung zu sein.

Panik vermeiden und ruhig bleiben...

Nur die wenigsten Eltern wissen, dass es sich hierbei um zumeist vollkommen harmlose "Affektkrämpfe" handelt. Mediziner gehen davon aus, dass fünf bis zehn Prozent aller Babys und Kleinkinder unter regelmäßigen Affektkrämpfen leiden. Die Krämpfe lassen sich nicht behandeln und müssen so ausgestanden werden. Auch wenn es für Muttis und Vatis alles andere als einfach ist zu sehen, wie das eigene Kind blau anläuft und unter Umständen sogar bewusstlos wird. Die kurzzeitig unterbrochene Sauerstoffversorgung im Gehirn ist nicht schädlich. Bevor ein Schaden entstehen kann, wird das Kind bewusstlos und/oder holt wieder Luft.

Wichtiger Hinweis: Tritt das erste Mal ein Affektkrampf auf, sollte dennoch ein Arzt aufgesucht werden. Nur um sicherzugehen, dass es sich nicht um eine Krankheit (etwa Epilepsie) handelt.

Was passiert bei einem Affektkrampf...

Kinder und Babys sind manchmal wütend, beispielsweise wenn etwas verboten wurde. Oder enttäuscht / traurig, wenn etwa ein Spielzeug verweigert wird. Vielleicht sind sie auch wütend, weil ihnen irgendetwas nicht passt. Vor allem Babys und Kleinkinder fangen dann sehr schnell an, laut und kräftig zu schreien. Bei manchen Babys und Kleinkindern ist diese Schreiphase so heftig, dass sich die Stimmritze im Hals krampfhaftig verschließt. Dann können sie keine Luft mehr holen.

Die tatsächliche Ursache für Affektkrämpfe ist bislang nicht bekannt. Allerdings weiß man, dass besonders häufig temperamentvolle und willensstarke Babys und Kinder betroffen sind. Aus verschiedenen Untersuchungen geht zudem hervor, dass Jungen deutlich häufiger an Affektkrämpfen leiden, als Mädchen. Bei einigen Kindern tritt ein solcher Krampf nur ein oder zweimal im Leben auf. Andere können täglich, mehrmals Affektkrämpfe haben.

Baby läuft blau an

Baby läuft blau an (Bild: © drubig-photo - Fotolia.com)

Was Eltern tun können...

Viele Eltern neigen dazu, ihrem Schützling vorsorglich jeden Wunsch zu erfüllen. Fakt ist aber, dass man dem Kind damit auf Dauer keinen Gefallen tut. Jedes Kind muss Grenzen kennenlernen - auch Kinder mit Affektkrämpfen. Wichtig ist, sich während eines Affektkrampfes ruhig zu verhalten und keinesfalls in Panik zu geraten. Nach einem Krampf sollte ganz normal weitergemacht werden. Anderenfalls kann die Harmonie in der Familie leiden, wodurch es verstärkt zu weiteren Krämpfen kommen kann.

Auf keinen Fall

  • niemals das Baby oder Kleinkind schütteln - siehe dazu auch Schüttelkinder
  • auf gar keinen Fall schlagen
  • nicht anschreien

Persönliche Erfahrung...

Als dreifache Mutter bezaubernder Jungs habe auch ich schon Erfahrungen mit Affektkrämpfen gemacht. Mein Zweitgeborener hatte es nur zweimal, woraufhin unsere Kinderärztin uns aufklärte. Mein Jüngster (jetzt knapp 19 Monate), hat es bereits seit Monaten, mehrmals pro Woche. Glücklicherweise ist er bisher nie bewusstlos geworden. Aus Erfahrung höre ich bereits, wann es wieder so weit ist. Was bisher immer geholfen hat:

  • ich nehme ihn auf den Arm und spreche ganz ruhig mit ihm, streichle ihm den Rücken und gebe ihm einfach Geborgenheit - in der Regel beruhigt er sich dann ganz allein und fängt wieder an zu atmen, bevor er bewusstlos ist.
  • sollte das "auf den Arm nehmen" nicht ausreichen, was ich spätestens dann merke, wenn seine Lippen tiefblau sind, puste ich ihn einfach ins Gesicht. Das hört sich zwar blöd an, hat uns aber bislang immer geholfen - war ein Tipp meiner Kinderärztin.
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