Viva Las Vegas! Oder auch nicht ...

Cover "Hostel 3"

Abschied vom (Junggesellen-)Dasein

Die Freunde Carter (Kip Pardue), Justin (John Hensley) und Mike (Skyler Stone) laden ihren Kumpel Scott (Brian Hallisay) zum Junggesellenabend nach Las Vegas ein. Dort wollen sie noch einmal so richtig auf den Putz hauen, ehe der gute Scott in den Hafen der Ehe einläuft. Mit zwei ansehnlichen Mädels im Schlepptau fahren sie zum angeblich angesagtesten Nachtklub der Stadt. Dieser befindet sich zwar in einer üblen Gegend. Aber davon lassen sich die vier Abenteurer nicht abhalten und feiern, was das Zeug hält.

Am nächsten Morgen ist der Jammer der Brummschädel groß. Umso mehr, als Weiberheld Mike nicht mehr auftaucht und zudem nicht ans Handy geht. Carter, Justin und Scott gefällt das gar nicht, weshalb sie nach dem Verbleib ihres Kumpels zu schnüffeln beginnen. Bei ihren Nachforschungen erfahren sie, dass auch Mikes Gespielin abgängig ist. Plötzlich erhalten sie eine SMS, wonach er in Schwierigkeiten sei und sich mit ihnen in einem Hotelzimmer treffen möchte. Die drei Freunde fahren zum Treffpunkt, wo sie hinterrücks überfallen und betäubt werden. Als sie in einem Käfig erwachen, glauben sie noch an einen schlechten Scherz. Bis der Erste von ihnen zu einer spontanen Foltersession eingeladen wird...

Trailer "Hostel 3"

Als Eli Roth im Jahr 2005 seinen ersten "Hostel"-Teil veröffentlichte, ging ein Sturm der Empörung durch die Medien. "Torture Porn", "pervers", "menschenverachtend" - der Adjektive und Beschuldigungen waren kaum sprachliche Grenzen gesetzt. Selbst einige slowakische Politiker sahen eine günstige Chance gekommen, sich zu profilieren und die Darstellung ihres Heimatlandes zu kritisieren. Angeblich soll eine Reisegesellschaft Regisseur und Drehbuchautor Eli Roth zu einer Rundreise durch die Slowakei eingeladen haben. Er lehnte ab, was man ihm kaum verdenken kann: Eine Reisegesellschaft, die völlig selbstlos einen feschen Amerikaner in die Slowakei einlädt? Das klingt nach der Prämisse eines weiteren "Hostel"-Filmes...

2007 produzierte der in Massachusetts geborene Roth das Sequel zu seinem ersten großen Kassenschlager. "Hostel 2" war zwar in weiten Teilen lediglich eine Variation des Originals, fand aber eine ganz eigene Atmosphäre und zog sogar einen interessanten Plot Twist aus dem Ärmel.

Kurzum: Gemäß der gar nicht gering genug einzuschätzenden Meinung des Artikelautors nach zählen die ersten beiden "Hostel"-Teile zu den besten Werken des Horrorgenres und werden zu Unrecht lediglich an ihren drastischen Gewaltdarstellungen gemessen, während die sozialkritischen und ironischen Untertöne unter dem Tisch verschwinden. Das von Regisseur und Schauspieler Scott Spiegel in Szene gesetzte Sequel "Hostel 3" hingegen hat mit Eli Roths großartigen Vorlagen außer dem Titel und einiger Anspielungen kaum noch irgendwas gemeinsam und verkörpert all das, wofür die ersten beiden Teile fälschlicherweise kritisiert wurden. Bauten diese noch auf soliden, nachvollziehbaren Plots auf und erzeugten sowohl Ekel, als auch Spannung, so lässt "Hostel 3" praktisch alles vermissen, was die Vorgängerfilme sehenswert machte.

Zugegeben: Auch Eli Roths Charaktere waren mit Ausnahme von Lauren Germans Rolle in "Hostel 2" eher eindimensionaler Natur und manche Dialogzeilen konnte man nur hölzern nennen. Die aufgebaute Atmosphäre und das Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer sorgten aber für zwei intensive, letztendlich bedrückende Filmwerke. In der Anfangsszene überrascht Scott Spiegel sogar noch positiv, indem er das auf den ersten Blick offensichtlich scheinende Täter-Opfer-Verhältnis radikal umdreht. Danach folgt leider nur noch grotesker Stuss, der zu Recht die Kinoleinwände verschonte und direkt auf DVD erschien.

"Hostel 3" wirkt wie eine billige TV-Produktion, was nicht zuletzt mit einer stümperhaften CGI-Explosion untermalt wird. Faktisch greift der Streifen das Motiv der vorangegangenen Filme zwar auf, scheitert aber völlig an der Weiter- oder zumindest Neuinterpretation. Die beklemmende Atmosphäre von Eli Roths Filmen wird zugunsten steriler TV-Optik aufgegeben. Das Folterzimmer präsentiert sich als kleine, durch Glasscheiben vom zuguckenden Publikum getrennte Kammer. Die Intimität des Folterns und Tötens, eines der zentralen Motive der ersten beiden "Hostel"-Filme, wird komplett aufgegeben. Menschen werden nunmehr coram publico hingerichtet, unter anderem mit Kakerlaken - eine Methode, die sich dem Rezensenten offen gestanden nicht ganz erschloss, sich aber als effektiv erwies.

Freilich: Das Geschehen lässt den Zuschauer völlig kalt und vermag nicht einmal Ekel zu erzeugen, da es geradezu comichaft abgehandelt wird. Einige "überraschende Wendungen" mögen gut gemeint sein, überzeugen aber nicht und sind, wie der gesamte Film, schlichtweg miserabel umgesetzt. Über den pseudo-ironischen (und an den Haaren herbeigezogenen) Schluss kann man nur noch mitleidig schmunzeln. Als unfreiwillige (?) Splatter-Komödie weiß "Hostel 3" hingegen durchaus zu gefallen. Fans der ersten beiden Teile sollten sich jedenfalls bewusst sein, dass dieser Streifen abgesehen vom Titel so gut wie gar nichts mehr mit Eli Roths Filmen gemeinsam hat. Nach ehrlicher Meinung des Rezensenten sollte "Hostel 4" in Hollywood spielen und davon handeln, wie Studiobosse, die solchen Müll in Auftrag geben, zum Angucken ihrer eigenen Elaborate gezwungen werden.

Originaltitel: Hostel: Part 3

Regie: Scott Spiegel

Produktionsland und -jahr: USA, 2011

Filmlänge: ca. 84 Minuten

Verleih: Sony Pictures Home Entertainment

Deutscher Kinostart: -

FSK:?

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