Hyazinthe (Bild: a.sansone)

Toll trieben es die alten Griechen

Da begehrten Götter einfache Jünglinge oder Jungfrauen, weil deren Gestalt ihnen gefiel. Verkleideten sich gar als Stier - siehe Europa und Zeus, oder allerlei anderer Unfug fiel ihnen ein. Dass dabei der oder die Angebetete bei all dem Gerangel auf der Strecke blieb, tat ihnen im Nachhinein sogar leid. Gut so.
Warum das gut ist? Weil wir auf diese Weise zu so wunderschönen Blumen wie Hyazinthe (und gleich dazu die Narzisse) gekommen sind. Denn die Götter machten ihr Unheil auf ihre Weise wieder gut, indem sie die Toten als Blumen wieder auferstehen ließen.

Wenn es auch nur ein mytholgisch verbrämtes Märchen ist, hübsch ist es dennoch.

 

Hyazinth, der Jüngling, den gleich zwei Götter begehrten

Hyakinthos von Amyklei, ein spartanischer Vgetationsgott, war ein hübscher Knabe. Zu hübsch, um von den griechischen Göttern auf dem Olymp unbehelligt zu bleiben. Dumm für ihn war nur, dass sowohl Apollon als auch Zephyros ein Auge auf ihn geworfen hatten. Bei einem spielerischen Diskus-Wettkampf zwischen Apollo und Hyazinth lenkte der wütende Atem des Windgottes Zephyr den Diskus so stark ab, dass er Hyazinth tödlich am Kopf verletzte. Aus dem Blutstrom erwuchs eine leuchtende Blume, die Hyazinthe. 

Bei Ovid klingt das in etwa so: Hyacinthus, Sohn des Oebalus aus Lakonien wird im Diskus-Wettkampf mit Apollo tödlich verletzt und aus seinem Blut erwächst eine Blume mit tiefschwarzpurpurner Farbe. Der tieftraurige Gott Apollo verwandelte den Toten zur Pflanze.

Traurig, aber schön! Nicht wahr?

Die ebenfalls eher schaurig-traurige Geschichte von Narziss, dem Jüngling, der verliebt in sein eigenes Spiegelbild war, gibt es bei Narziss, er gab mehr als nur einer Blume seinen Namen, nachzulesen.

 

 

Andere Quellen verweisen auf noch ältere Hinweise:

Hyakinthos, die Blume, wächst in den Epen von Homer, bereits neben Lotos und Krokos auf heiliger Erde. Möglicherweise meinte er damit Hyacinthus muscari, nach neueren Erkenntnissen als eigene Gattung Muscari eingestuft.

Traubenhyazinthe (Bild: a.sansone)

Ein anrüchiger Name für die Hyazinthe: die Kloblume

Die Herkunft dieses Namens für die Hyazinthe ist allerdings nicht mythologisch, sondern ganz prosaisch. Denn unter anderem wird die Hyazinthe anscheinend auch noch als "Kloblume" tituliert. Und das alles, weil es in Gasthäusern, Restaurants, aber auch in Haushalten üblich war, Hyazinthen wegen ihrer Genügsamkeit und ihres Duftes an dem besagten Örtchen einzuquartieren.

 

Die Hyazinthe, botanisch betrachtet

Hyacinthus heißt botanisch die Gattung dieser Zwiebelpflanzen; sie gehört in die Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) früher zählten sie zu den Liliengewächsen (Liliaceae). Ursprünglich stammt die Hyazinthe aus Kleinasien und Zentralasien (Ostanatolien, Nordsyrien, Libanon), hat aber, ebenso wie die Tulpe ihren weltweiten Siegeszug bereits vor einigen hundert Jahren angetreten.

Aussehen: 

Die Zwiebel ist gedrungen, von fleischigen Schuppen umgeben.

Die länglichen Blätter treiben gleichzeitig mit der Blüte aus. Die Blüten, in Form einer Traube, sind großteils röhrenförmig verwachsen und am Ende stark zurückgebogen.Während die wilden Hyazinthen oft nicht mal 10 Blüten an einem Stängel tragen, kann eine Züchtung über vierzig Blüten bilden.

Der Duft ist intensiv und kein passendes Geschenk für Allergiker.

 

Botanische Urmutter unserer Gartenhybriden ist Hyacinthus orientalis.

Die zartere Variante ist die nahe verwandte Traubenhyazinthe, Hyacinthus muscari / Muscari.

Hyazinthenblüte (Bild: a.sansone)

Die Hyazinthe historisch betrachtet

Die Hyazinthe kam im 16. Jahrhundert durch Vermittlung der osmanischen Türken nach Westeuropa. Quasi eine Türkeneroberung der botanischen Art. Auf dem Umweg über Italien und Frankreich eroberte sie etwas leiser nach der "Tulpenwut" oder "Tulpenmanie" die Herzen der Blumenzüchter.

  • So wurde sie wurde eine der Prunkblumen des Barock. Seit 1596 wurde sie etwa in England kultiviert.
  • Um 1600 kannte man nur vier Arten. Um 1700 gab es bereits 2.000 Sorten. Einzelne Zwiebeln wurden, wie die Tulpe, zu horrenden Preisen verkauft. Um Haarlem in Holland florierte der Hyazinthenanbau.
  • Hugenotten brachten 1685 Zwiebeln nach Berlin. 1740 gab es die erste Berliner Hyazinthen-Ausstellung. Auch im Biedermeier war sie noch eine Modeblume.
  • Die "Delfter Blau" ist wohl bis heute die berühmteste unter den Haarlemer Züchtungen.

Hyazinthen im Garten

Gartentipp: Die Zwiebeln müssen bereits im Herbst in den Boden gebracht werden (siehe Planung Frühlingsgarten). Früh-Sorten legt man im September in die Erde, spät blühende können noch bis Ende Oktober gelegt werden. Am besten gedeihen sie an im Frühjahr sonnigen Plätzen. Schön kombinieren lassen sich Hyazinthen mit sämtlichen frühen Frühlingsblühern, wie Krokus, Blausternchen, Narzissen, Tulpen oder Küchenschellen.

Treibhyazinthen kann man auch in Wasserkultur ziehen. Man mag es nicht glauben, aber Treibhyazinthen sind die jahreszeitlich meistproduzierten "Zimmerpflanzen".

Gartenhyazinthen gibt es in den Farben

  • Blauviolett: Sorte King of the Blues
  • Weiß: Columbus Blüten sind eher trompetenförmig
  • Blassgelb: City of Harleem
  • Rosa: Lady Derby
  • Rot
  • Violett

Kann man Topf-Hyazinthen in den Garten setzen?
Hyazinthen, die man blühend in Töpfen gekauft hat, und die nun verblüht sind, kann man versuchsweise nach dem Abblühen in den Garten setzen. Blüte abschneiden und die Blätter einziehen lassen. Wenn der Boden schon frostfrei ist, nach ein paar Tagen Eingewöhnung (also tagsüber den Topf im Schatten ins Freie stellen, nachts jedoch wieder in mäßig warmes Klima) kann man sie an den endgültigen sonnigen Platz einbuddeln.
Oder man lässt die Pflanze einziehen und versetzt sie aus dem Topf im Mai.
Ob sie wirklich anwachsen entscheidet sicher die Sorte. Nur kann man selten feststellen, ob es sich um eine Gartensorte handelt. Einen Versuch ist es wert.

Puschkinia sciloides var. libanotica (Bild: a.sansone)

Wo gibt es wilde Arten zu bewundern?

Wilde Arten wachsen bereits im Mittelmeerraum, etwa in Griechenland und auf den griech. Inseln:

  • Hyacinthus romanus/Bellevalia romana: röm. Hyazinthe reinweiß,
  • Bellevalia ciliata,
  • Bellevalia trifoliata
  • Hyacinthus muscari/Muscari commutatum,
  • Muscari neglectum und
  • Muscari comosum :Traubenhyazinthen

 

 

Quellen

  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen, Seidel; Eichborn, 2012 Köln
  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust; Nikol Verlag, 2012 Hamburg

... und wo bleibt die Narzisse?

Die Narzisse und ihr Namenspate Narkissos/Narziss, die sind ein umfassendes eigenes Kapitel.

Zum Weiterlesen... Narzisse - hier gab Narziss mehr als nur einer Blume seinen Namen

Adele_Sansone, am 13.03.2014
0 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
a.sansone (Wildtulpen, botanische Tulpen, Gartentulpen - Wer ist was?)
a.sansone (Wie kann man Samen aus Blumen und Gemüse selber ernten?)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Zierlauch bis Zwiebel - alles rund um Allium)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Hundszahnlilie, Zahnlilie, ein Frühlingsblüher)

Laden ...
Fehler!