Wer ist Billy McFarland?

Billy MacFarland wurde 1991 geboren und wuchs in New Jersey auf. Nach der High-School besuchte er zunächst die Bucknell University, die er allerdings ohne Abschluss verlies, weil er eine - in seinen Augen - bahnbrechende Idee hatte. Mit Spling wollte McFarland seine eigene Social-Media-Plattform erschaffen. Tatsächlich schaffte er es auch rund 400.000 US-Dollar Raising-Capital bei den Investoren zu generieren. Lang hat es allerdings nicht gedauert. 2012 wurde Spling wieder eingestellt - und Magnises wurde geboren. Hintergrund war der, dass McFarland unbedingt die sagenumwobene schwarze Kreditkarte von American Express haben wollte. Um diese zu bekommen, muss man allerdings mindestens 250.000 US-Dollar im Jahr ausgeben (!). Zahlen, von denen der junge Billy zu diesem Zeitpunkt nur träumen konnte. Also machte er mit Magnises kurzerhand seine eigene schwarze Kreditkarte. Dabei handelt es sich übrigens nicht um eine Kreditkarte im eigentlichen Sinn, sondern um ein schwarzes Stück Stahl mit einem Magnetstreifen, auf den man den Code der eigenen Kreditkarte kopieren kann. Die Kosten für die "Millenial-Kreditkarte" belaufen sich 250 US-Dollar im Jahr. Natürlich darf nicht jeder die Kreditkarte haben, ähnlich wie bei der schwarzen American Express. Wer sich zu den "glücklichen" Auserwählten zählen darf, entscheiden McFarland und sein Team. Wer eine Magnises Karte ihr oder sein Eigen nennt, darf beispielsweise exklusive Events besuchen oder kommt vergünstigt an Tickets. Nur: die Partys werden nacheinander abgesagt und die Tickets kann man, welch Überraschung, nicht zurückgeben. Dann trudelte auch noch eine Klage über 100.000 US-Dollar ein. Geklagt hatte der Vermieter des "Magnises Townhouse". Der wusste nämlich nichts von der geschäftlichen Nutzung seines Eigentums. Dazu sind durch die Partys, die es zunächst ja durchaus im "Hauptquartier" gab, Schäden an der Wohnung entstanden. Kurzerhand gründet McFarland das nächste Unternehmen, um an Geld zu kommen. Die Fyre Media - und damit nimmt das Unheil an Fahrt auf.

Wenn Größenwahn auf Überforderung trifft

Glaubte man der Werbung, dann sollte das Fyre-Festival ein Coachella der Luxusklasse werden. Gefeiert werden sollte an einem Privatstrand, übernachtet in luxuriösen Strandvillen, es sollte nur feinstes Essen geben und auch das Line-up konnte sich durchaus sehen lassen. Es wurden Auftritte von Blink 182, Major und Lil Yachty angekündigt. Co-Veranstalter war übrigens der Rapper Ja Rule. Mit dem Festival sollte die Fyre-App beworben werden, mit der man als Privatperson seinen Lieblingskünstler buchen sollte.

Viele lockte natürlich auch die Aussicht, einmal mit ihren Vorbildern wie Emily Ratajkowski oder Bella Hadid feiern zu können. Diese hatten auf ihren Social-Media-Kanälen kräftig Werbung für das Fyre-Festival gemacht. Die Tickets kosteten teilweise bis zu 75.000 US-Dollar.

Weder McFarland noch Ja Rule hatten irgendwelche Erfahrungen, wie man ein Musikfestival plant - und waren auch ziemlich beratungsresistent. Wurden im Vorfeld Zweifel geäußert oder Kritik geübt, wurde die entsprechende Person gefeuert. Statt sich um das Booking der Künstler zu kümmern, wurde erstmal eine Social Media Agentur für die Werbung engagiert.

Im Nachhinein dämmerte es wohl McFarland und Ja Rule, dass so ein Musikfestival auch Acts braucht. Also wurde ein Mitarbeiter, der keinerlei Erfahrung damit hatte, dafür eingesetzt. Erst etwas mehr als einen Monat vor dem Festival wurde eine Firma für den Bühnenbau engagiert.

 

Käsebrot statt Sterneküche

Auf den Bahamas angekommen, erlebten die Festivalbesucher eine böse Überraschung. Statt Luxus-Festival und noblen Villen gab es Erdbebenschutzzelte, schlechtes Essen und (was für eine Überraschung) von den angekündigten Stars und Influencern fehlte jede Spur. Auch fand das Festival nicht wie angekündigt auf Norman's Cay statt. Die Eigentümer wollten nämlich auf gar keinen Fall, dass ein Zusammenhang zwischen ihnen und dem ehemaligen Besitzer der Insel Carlos Lehder Rivas, einem ehemaligen führenden Mitglied des Medellin-Kartells, noch zu Pablo Escobar hergestellt wird. Dummerweise war genau das der Mittelpunkt der Werbekampagne von McFarland. Die Geschäftsbeziehung zerbrach also und das Festival wurde auf einen Parkplatz auf der Hauptinsel Exuma verlegt.

Die kaum vorhandene Logistik ist chaotisch und die Festivalbesucher hatten keinen Zugang zu Trinkwasser. Auch von der versprochenen Sterneküche keine Spur. Das Bild eines Käsesandwiches, das ein Besucher twitterte, wurde legendär - und das traurige Symbol des Desasters.

 

Auf Netflix findet man mit FYRE: The greatest Party that never happened eine großartige Dokumentation über das Desaster.

Die Rolle der sozialen Medien

Im Vorfeld hatten Influencer wie Kendall Jenner, Bella Hadid und Hailey Bieber Werbung für das Festival gemacht. Alle sollen eine große Summe Geld dafür kassiert haben. Dazu mussten die Influencerinnen und Models auch eine Aussage vor Gericht machen. Eine Strafe drohte ihnen nicht. Allerdings mussten sie genaue Auskünfte über das Geld machen, dass sie bekommen hatten. Denn McFarland hatte rund 26 Millionen Dollar im Vorfeld bei Investoren eingesammelt - und der Insolvenzverwalter war natürlich sehr interessiert daran, wohin die Gelder eigentlich geflossen sind. Kendall Jenner musste übrigens im Rahmen eines Vergleichs rund 90.000 US-Dollar zurückzahlen.

Nur einer ist davongekommen: der Rapper Ja Rule, der Mitveranstalter des Fyre Festivals. Bis heute weist er jede Schuld an dem Desaster weit von sich.

Die Verurteilung

Eigentlich sollte man meinen, dass McFarland aus seinen Fehlern gelernt hat. Er schuldet vielen Leuten viel Geld. Das hält ihn aber nicht davon ab, weiterhin einen sehr exklusiven Lebensstil zu pflegen. Er fährt Maserati und lebt in einem exklusiven Penthouse. Das kostet natürlich. Also kommt er auf die nächste Geschäftsidee: Telefonbetrug. Dafür nutzt er die Daten der Fyre Festival Besucher und bietet über das Unternehmen NYC VIP Access Tickets für Burning Man, die Met Gala oder andere exklusive Events an - übrigens während er auf Kaution auf freiem Fuß ist. Die Behörden kommen McFarland 2018 dann wegen der gefälschten Tickets auf die Spur.

Billy McFarland, dem übrigens auch Kontakte zu der Betrügerin Anna Sorokin nachgesagt werden, wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Billy McFarland plant schon das nächste Festival

Vor kurzem wurde McFarland aus der Haft entlassen - und plant schon das nächste Festival in tropischen Ambiente. Dieses Mal soll es PYRT heißen.

Auch ein Fyre Festival 2 soll folgen - angeblich steht McFarland schon in Verhandlungen mit potenziellen Investoren. Außerdem wäre ein Broadway Musical in Arbeit, das die Ereignisse rund um das Festival Desaster musikalisch thematisiert.

Die Frage ist nur, ob Billy McFarland überhaupt noch Menschen findet, die ihm Geld geben.

Laden ...
Fehler!