Professionelle Tests zur Messung - Versuch einer einfachen Erläuterung

Wer messen will, muss bekanntlich vergleichen. Genau das tun gute Testverfahren. Intelligenzverfahren werden über lange Zeit entwickelt, folgen mathematischen, statistischen Regeln und werden permanent an der Realität überprüft. Soweit eine Überprüfung irgendwie vom Aufwand vertretbar ist. 
Dazu zunächst ein wenig Mathematik. Keine Angst, nur soviel wie absolut unbedingt nötig. Wir erinnern uns an die Schulzeit. Die sogenannte statistische Normalverteilung kennen wahrscheinlich viele von uns. Falls nicht, braucht man allerdings auch keine Bange zu haben. 

Normalverteilung

Man stellt sich einfach vor, unter solch einer "Glockenform" befindet sich zum Beispiel die Bevölkerung von Deutschland. Durch mathematische, statistische Umrechnungen bekommt man auf der Waagerechten 
(x-Achse, IQ) tatsächlich eine Skala, die von 
0 - 140 reicht. Die größte Fläche nimmt der grüne Bereich ein, also die Werte zwischen
80 und 120. Hier befinden sich die meisten Menschen der Bevölkerung mit einem
IQ zwischen 80 und 120, der sogenannte Normalbereich. Im unteren roten Bereich zwischen 60 - 80 und im oberen Bereich (blau) zwischen 120 und 140 sind die Flächen kleiner und recht wenige Menschen befinden sich in diesen Extrembereichen. Sehr niedrige Intelligenzen und sehr hohe Intelligenzen kommen im Vergleich also verhältnismäßig selten vor. 

 

Welchen Anforderungen muss nun ein professioneller Test genügen?

  • Objektivität, das heißt, das Ergebnis muss unabhängig vom Untersucher sein. Egal wer untersucht, immer sollte das Ergebnis identisch sein. Objektivität ist heutzutage meist ziemlich gut gegeben, da immer mehr der Computer zum Einsatz kommt. Allerdings ist die konventionelle Ausführung und "Handauswertung" durch einen menschlichen Untersucher nicht unbedingt schlechter. 
  • Zuverlässigkeit, das heißt, bei wiederholten Tests müssen ähnliche Ergebnisse vorliegen. Zuverlässigkeit wird auch Reliabilität in der Fachsprache genannt. 
  • Genauigkeit, als Fachbegriff Validität. Das bedeutet, der Test muss Intelligenz messen und nicht etwa Kreativität. Hier liegt auch ein Problem dieser Verfahren. Unterschiedliche Modelle und Definitionen von Intelligenz messen unterschiedliche Merkmale!

Expertentests besitzen mehrere Parallelformen A, B, C, usw. Jeder dieser Parallelformen muss trotz unterschiedlicher Aufgaben das gleiche Messergebnis erbringen. Deshalb hat es bei Gruppentests auch keinen Sinn beim Nachbarn abzuschreiben. Der hat andere Aufgaben des gleichen Typs.

Beispielaufgaben

Logisches Denken
Die drei Figuren in der ersten Reihe ändern sich nach einer bestimmten Regel. Welche Figur aus der zweiten Reihe ergänzt sinnvoll die letzte Figur der ersten Reihe?

Logikaufgabe

Die recht einfache Lösung ist b. Das schwarze Rechteck wandert im Uhrzeigersinn.
Oder anders gesehen (eine Frage der Wahrnehmung), das kleine schwarze Quadrat innerhalb des Quadrats wandert im Uhrzeigersinn.

 

 

Zahlenreihen ergänzen
8 11 14 17 20 23 26 _?_

Die Lösung ist hier 29. Die Regel besteht darin dass immer 3 dazu addiert werden müssen, also
8 + 3 = 11, 11 + 3 = 14 usw. Die letzte Zahl ist also folglich 26 + 3 = 29.

 Eine kleine Rechenaufgabe in Textform
8 Arbeiter brauchen zum Aufstellen einer Schallschutzwand 12 Tage. Wie lange brauchen
6 Arbeiter?
Hier kommt man mit mehreren Denkansätzen zum Ziel. Eine wäre: Wie lang brauchen 2 Arbeiter? 4-mal so lange wie 8 Arbeiter, also 48 Tage. 6 Arbeiter wären also 3-mal so schnell wie 2 Arbeiter, also 48 Tage dividiert durch 3 ergibt 16 Tage. 
Gegenrechnung: 8 Arbeiter wären 4-mal so schnell wie 2 Arbeiter, also 48 Tage dividiert durch 4 ergibt den Ursprung von 12 Tagen für 8 Arbeiter.

Intelligenztestaufgaben folgen einem aufsteigenden Schwierigkeitsgrad. Außerdem sind die Tests so ausgelegt, dass niemand alle Aufgaben in der vorgegebenen Zeit lösen kann! Keine Panik, wenn man bei einem Test also nicht Alles schafft.
Kleiner Tipp! Es gibt nicht wenige Leute denen liegen schwierige Aufgaben besser als die einfachen Aufgaben. Falls es bei einer Testsituation an irgendeiner Stelle hackt, einfach zur nächsten Aufgabe übergehen. Auch, wenn es scheinbar schwieriger wird. Für diejenigen, für die die schwierigen Aufgaben besser sind, wird es dann einfacher.

Messergebnisse

Ein Messergebnis von beispielsweise der IQ ist 115 ist nur begrenzt aussagekräftig. Die Werte müssen je nach Altersgruppe bestimmt werden, sind somit verschieden hoch und verschiedene Tests kommen zu verschiedenen Werten. Das heißt konkret, wer in Test A einen Wert von 115 erreicht, kann durchaus in Test B eines anderen Intelligenzmodells nur einen Wert von 100 haben. Unterschiedliche Definitionen der Intelligenz, unterschiedliche Modelle ergeben unterschiedliche Werte. Gerne verschwiegen wird auch, dass selbst professionelle Tests einen recht hohen Messfehler haben (Standardmessfehler). Ein Wert von 115 bedeutet nichts anderes, als das man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit im Normalbereich zwischen 80 und 120 befindet. Wer über 120 liegt, kann sich einem höheren Bereich zwischen 120 und 140 zuordnen (je nach Testverfahren ebenfalls unterschiedlich). Sinnvoller ist es eigentlich, nach speziellen Begabungen zu schauen. Mehr praktisch begabt, mehr Gewicht auf Mathematik oder mehr der theoretische abstrakte Typus. Jeder hat seine speziellen Vorlieben, die man mehr oder weniger automatisch auch pflegt.
Übrigens, Rechtschreibung hat nichts mit Intelligenz zu tun. Genauso wie gutes Schachspiel nichts über Intelligenz aussagt (hier steht Strategie im Vordergrund). Hohe Intelligenz heißt auch nicht, das man es in einer konkreten sozialen Situation auch "geregelt" bekommt. Intelligenz ist nicht zwangsläufig mit Erfolg gekoppelt.
Wer sich Tests aussetzen muss, zum Beispiel für eine Stellenbewerbung, ist gut beraten, vorher im Internet oder in Büchern diese Aufgaben zu üben. So wird man mit den Aufgaben vertraut und erzielt bessere Ergebnisse. Übung macht nun mal den Meister, auch bei Intelligenztests.
Umstritten waren und sind diese Tests schon immer gewesen. Besser allerdings Tests auf fundierter Grundlage, als Pi mal Daumen zu peilen oder das Feld Wahrsagern und Kartenlegern zu überlassen. Diagnostik und Prognose kann man sich natürlich auch aus Runen, Teeblätter oder aus dem "Kaffeesatz" holen.

Vererbung

Ob Intelligenz vererblich ist und welchen Anteil die Genetik und Umwelt hat, darüber wird wie immer gestritten. Zwillingsforschung wird betrieben, um den Anteil der Vererbung zu bestimmen. Ein anderes Mal wird der Fokus wieder auf frühestmögliche Förderung gelegt. Im Grunde je nach Zielsetzung der Forschung.
2000 bis 5000 Gene sind angeblich an der menschlichen Intelligenz beteiligt. Das zeigt im Grunde nur, wie weit am Anfang die Genforschung bzw. die Genetik sich noch befindet. 
Deswegen wäre es ermüdend, diese Diskussion hier noch weiter anzuheizen. 

 

Bilder: © Kuscheltier 2013

Kuscheltier, am 05.01.2013
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Bildquelle:
johannes flörsch (So findest du die Sternschnuppen der Perseiden)
Karin Scherbart (Wie macht man einen Regenbogen selbst?)

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