Japanische Medienkunst und Popkultur
Vorreiterrolle bei Medienkunst und experimenteller Musik: Japan Media Arts Festival (JMAF) mit Animes, Manga, Games, Lichtprojektionen, Videoinstallationen ...Ein persönlicher Tipp ist "restriction sight" von Yasuaki Onishi, eine Rauminstallation, die an "Twilight Arch" von James Turrell erinnert (zu sehen im Frankfurter MMK und im Lichtkunstmuseum in Unna). Unsicher tastet der Besucher durch den schwarzen grenzenlosen Raum, entlang des Lichtobjekts: UV-Licht, Leuchtfarbe, Fäden umhüllt mit dünner, durchsichtiger Plastikfolie werden zu einer quellenähnlichen, gallertartigen Masse, ebenso faszinierend wie beunruhigend (Fotos).
HIRAKAWA Norimichi + QUE Houxo: days and nights (JMAF 2011, HMKV im Dortmunder U) (Bild: Vera Kriebel, 8.9.2011)
JMAF-Ausstellung - Schwerpunkte
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Preisgekrönte Games
Verspielt ist wie immer nicht nur die japanische Kunst (so mit der niedlichen Modelleisenbahn-Installation Kuwakubos "The Tenth Sentiment") - ein Teil der Ausstellung ist Computerspielen und technischen Neuheiten gewidmet - und hier kann nach Belieben (herum)gespielt werden, zum Beispiel mit dem 3D-Labyrinth-Spiel "Echochrome" und "Child of Eden", einem außergewöhnlichen Ego-Shooter.
Dortmunder U flaggt Japan - Japan Media Arts Festival in Dortmund 2011 (Bild: Vera Kriebel, 9.9.2011)
ONISHI Yasuaki: restriction sight (JMAF 2011, HMKV im Dortmunder U) (Bild: Vera Kriebel, 8.9.2011)
Mangas und Animes
Eine bedeutende Rolle für die Pop- und Subkultur Japans haben Mangas, japanische Comics, gespielt. Fast immer sind sie die Vorläufer der Anime, der japanischen Version von Zeichentrickfilmen. Parallel zum JMAF findet in der dritten Etage des Dortmunder U die bereits im Juli 2011 angelaufene HMKV-Ausstellung "Proto Anime Cut" statt, in deren Rahmen ein großes Filmprogramm mit japanischen Trickfilmen läuft - nur wird - wie schon geschrieben - nicht deutlich genug auf diese zweite Ausstellung hingewiesen.
Was sind die Besonderheiten von Mangas und Animes?
Wie die westlichen Comicfiguren sind die meisten Manga- und Anime-Figuren karikaturhaft vereinfacht gezeichnet. Sie entsprechen mit ihren großen Kuller-Augen, "bunten" Haare und vereinfachten Gesichtszüge einem "Kindchenschema", das bei weiblichen Personen besonders hervortritt und bei den für Erwachsenen bestimmten Mangas auch deutlich sexuellen Beigeschmack hat - wie im Übrigen unterschwellig auch beim Schulmädchen-Gehabe japanischer Girlie-Groups. Nur wenige anspruchsvolle Mangas und Anime geben ein mehr realistisches Figurendesign vor. Die Charakteristika von Manga-Figuren haben auch auf andere Bereiche japanischer Popkultur Einfluss, so sieht zum Beispiel die virtuelle Sängerin Hatsune Miku wie ein typisches Manga-Mädchen aus. Und japanische, europäische oder amerikanische Cosplayer nehmen sich fast immer Mangafiguren als Vorbild. (Cosplay (hergeleitet von costume players=Kostümspiel) ist ein in den 1980er Jahren in Japan aufgekommener Trend, bei dem sich die so genannten Cosplayers wie Figuren aus Spielfilmen, Videospielen, Animes, Mangas verkleiden.)
Augen spielen im Manga eine besondere Rolle (sie werden in Japan übrigens mit Pupillen gezeichnet - anders als in westlichen Comics und Zeichentrickfilmen). Die Anime- oder Manga-Figuren drücken Gefühle und Mimik oft über vergrößerte Augen und mit körperlicher Deformierung aus (Extremform, Super Deformed). Diejenigen Körperteile, die für die Handlung wichtig sind, werden mit dieser deformierten Darstellung besonders betont, zum Beispiel durch übergroße (Schlag)Arme im Zweikampf.
Katsuo Takuma: Miniaturen (Bild: Vera Kriebel, 8.9.2011)
Infos zur JMAF-Ausstellung
- Japan Media Arts Festival (JMAF), Dortmunder U, 10. September 2011 bis 2. Oktober 2011, mit Infos zu Öffnungszeiten, Eintritt und so weiter.
- Großes Rahmenprogramm, unter anderem mit Mitmach-Workshops wie Mangas und Computerspiel selbst selber machen - nicht nur für Kinder und Jugendliche!
- Eröffnung am 9. September 2011, ab 18 Uhr, Dortmunder U, View, mit Live-Acts (Momoiro Clover Z, Hatsune Miku/sasakure.UK/onom+kmd, Naohiro Ukaws's Dommune).
- Beispiele für Anime
- Filmprogramm beim Japan Media Arts Festival.
- Einen Schwerpunkt Asien (allerdings nicht Medienkunst) hat auch das Museum DKM in Duisburg, wo es einige Beispiel aktueller japanischer Kunst zu sehen gibt, unter anderem die Rauminstallation eines japanischen Parks.
Japan Media Arts Festival - Miniaturen-Ausstellung (Bild: Robert Dymke, 9.9.2011)
Prototypen aus Neon Genesis Evangelion (Bild: Robert Dymke, 9.9.2011)
Bildquelle:
W. Zeckai
(Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)