Joaquin Murieta war ein kalifornischer Mythos (Bild: DonnaH / Pixabay)

Der mexikanischen Bevölkerung wurden hohe Steuern auferlegt

Die Wahrheit war jedoch ziemlich enttäuschend. Im Jahr 1847 hatte George Marshal im Bach von Johann August Sutters Sägemühle die ersten Goldnuggets gefunden. Als Folge davon rüsteten die Amerikaner die sogenannte "Bärenflaggen-Expedition" aus, die nach einigen kleinen Schlachten Kalifornien den Mexikanern wegnahm und es den USA einverleibten. Ein rasch verabschiedetes "Foreign Miner's Tax Law" (Ausländer-Goldsucher-Steuergesetz) legte der mexikanischen Bevölkerungsmehrheit unerträgliche Steuerlasten auf. Viele Mexikaner wanderten daraufhin nach Mexiko aus oder landeten in den Gefängnissen der Amerikaner.

Die Lateinamerikaner sannen auf Rache. Als Petitionen und Proteste nicht fruchteten, zahlten sie es den Amerikanern auf andere Weise heim. Einige dieser Diebe machten ein organisiertes Geschäft daraus, Vieh und Pferde zu rauben, Saloons, Geschäfte und Reisende zu überfallen. Die Erfolgreichen bildeten Banden, und das schließlich so zahlreich, dass die Zeitungen immer größeren Druck auf die Regierung ausübten. Man wusste nur wenig über diese Banditen, eigentlich nur, dass sich die Wichtigsten unter ihnen "Joaquin" nannten und Carillo, Bottillier, Murieta und Ocomorena hießen.

Joaquins Kopf und Hand wurden öffentlich ausgestellt

Am 11. Mai 1853 erhielt der Texaner Harry Love vom Parlament den Auftrag, für drei Monate eine Kompanie California Rangers in der Stärke von 20 Mann zu gründen und die von Joaquins geführten Banden unschädlich zu machen. Am 25. Juli 1853 fielen die Amerikaner über eine Gruppe von sieben mexikanischen Mustangjägern her, töteten vier von ihnen, schlugen einem, der nur drei Finger an der Hand hatte, diese ab, enthaupteten einen zweiten und kehrten von ihrem Einsatz zurück. Die öffentliche Zurschaustellung von Kopf unf Hand vermochte zunächst kaum einen Amerikaner von seiner Goldsuche abzulenken. Dies änderte sich erst, als im Februar 1854 John Rollin Ridge's Geschichte vom geschädigten Seelenleben des Joaquin Murieta erschien.

Für de amerikanischen Kalifornier war die Mexikanische Frage zu diesem Zeitpunkt bereits gelöst, denn mehr als 60 Prozent hatten ihre Heimat verlassen. Und da Amerikaner - auch heute noch - die Angewohnheit haben, den Opfern eiskalt-brutaler Vertreibungspolitik Tränen nachzuweinen, wurde die Geschichte des Cherokee-Indianers zum kalifornischen Mythos erhoben. Zwar versuchte der Chefredakteur der "San Francisco Alta" klarzustellen, dass es sich bei Joaquin nur um eine Fantasiegestalt handelte, doch er bemühte sich vergebens. Eine Legende war geboren.

BerndT, am 03.04.2014
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Bildquelle:
Logga Wiggler (Der Gesetzlose John Wesley Hardin)
carletaorg (Die Doolin-Bande im Wilden Westen)

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