Kilt und Plaid - Geschichte und Tradition schottischer Kleidung
Schottland ist ein faszinierendes Land mit vielen Traditionen. Dazu gehören die Kilts, die aus den Plaids entstanden. Erfahren Sie mehr über den Kilt und historische schottische Kleidung.Die Hochlandtracht – das trägt man zum Kilt
Kilts und Plaids waren früher die Kleidung der Highlander, im Tiefland waren andere Kleidungsstücke üblich. Die "Hochlandtracht", wie sie auch heute noch gerne getragen wird, ist im Laufe der Zeit entstanden und hat sich immer etwas verändert. Wann genau zum ersten Mal ein Highlander in der kompletten Montour gesichtet wurde, ist nicht bekannt. Zu festlichen Anlässen soll sie schon im 18. Jahrhundert üblich gewesen sein, verschwand dann ab 1746 durch ein Verbot der Engländer und ist erst im 19. Jahrhundert als modisches Kleidungsstück wiederentdeckt worden.
Sean Connery im Kilt: Moderne schottische Tracht (Bild: Gemeinfreies Bild via Wikimedia Commons)
Zugegeben: Bei uns in Deutschland trifft man eher selten Männer in karierten Röcken. Wenn überhaupt, werden sie gelegentlich auf Mittelalter- und Larp-Festen gesichtet, nur ganz selten begegnet man einem Kiltträger auf der Straße. Und das finde ich als bekennender Schottland-Fan sehr schade, deshalb gibt es heute von mir eine Übersicht über die Kilts und allem, was dazugehört. Vielleicht lässt sich der ein oder andere davon ermutigen, sich selbst in einen Schottenrock zu werfen. Aber bitte bedenken Sie: Wenn Sie vorhaben, sich schottisch zu kleiden, dann bitte korrekt und mit den richtigen Accessoires.
Das alles gehört zu einer modernen schottischen Tracht
Kilt
Der Kilt sollte dem Träger gut passen und am besten maßgeschneidert sein, um nicht wie ein Clown zu wirken. Idealerweise trägt man ihn weit über der Taille und bis zur Mitte der Knie. Diese Länge hatte früher rein praktische Gründe, heute sind auch andere Rocklängen üblich.
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Hemd
Früher trugen die Highlander lange Hemden unter dem Kilt, die sie notfalls im Schritt verknoten konnten, dazu aber später mehr. Heute können Sie ein normales Hemd oder ein Modell mit Rüschen wählen, Hauptsache es ist weiß und passt Ihnen.
Die Jacke
Darüber kommt eine edle Jacke ("Spencer"), die bis zur Taille reicht. Davon gibt es ganz unterschiedliche Modelle und Farben, achten Sie aber darauf, sie nicht zu schließen. Eine Spencer-Jacke wird immer offen getragen.
Bitte keine Gürtelschlaufen
Man dürfte Sie sofort als Ausländer (also: Nicht-Schotte) erkennen, wenn an ihrem Kilt Gürtelschlaufen hervorblitzen. Traditionell hat der Gürtel den Kilt ohne diese Schlaufen zu halten, weshalb er nicht auf der Hüfte sondern immer an der Taille getragen wurde. Dann rutscht er auch nicht unter dem Gürtel durch, sondern bleibt an seinem Platz. Beim Gürtel sollten Sie sich für ein breites Modell entscheiden in der Farbe Braun oder Schwarz.
Die Kopfbedeckung zum Kilt
Eine Kopfbedeckung können Sie tragen, müssen aber nicht. Aber falls Sie sich für eine Mütze entscheiden, dann darf es nur Bonnet/Barret sein. Davon gibt es zwei verschiedene Typen: Einmal Glengarry und die andere Variante wäre der Belmoral. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Form.
Balmoral Bonnet (modern) (Bild: SMcCandlish via Wikimedia Commons)
Ein Glengarry ist häufig schwarz, mit einer karierten Bordüre umgeben und erinnert an ein Schiffchen. Häufig findet sich ein farbiger Bommel oben drauf.
Die ersten Balmorals sollen im 16. Jahrhundert gesichtet worden sein. Heute gibt es sie in vielen Farben, charakteristisch sind zwei Bänder, die beim Tragen in den Nacken hängen. Oben drauf findet man ebenfalls wieder eine bunte Quaste, was einige Schotten als albern empfinden.
Links vorne kann das Clan-Abzeichen (der Clan-Batch) platziert werden.
Was wird an den Füßen getragen?
Die Highlander waren wohl die abgehärtetsten Menschen ganz Europas. Im schottischen Hochland herrscht doch eher ein raues Klima, es ist feucht und der Sommer kürzer und kühler als beispielsweise bei uns in Deutschland. Da könnte man eigentlich erwarten, die Hochlandschotten hätten eine große Auswahl an Stiefeln besessen - falsch. Tatsächlich waren Schuhe wohl eher eine Seltenheit, wenn überhaupt gab es einfachste Schühchen, bestehend aus einem Stück Leder mit Ösen für das Lederband. Sie wurden einfach am Fuß festgezogen und mussten sogar über Löcher verfügen, durch die das Wasser ablaufen konnte. Dazu gab es Stulpen aus Wolle, später kamen dann auch Kniestrümpfe auf. Nur wohlhabende Schotten besaßen Stiefel, doch dazu gibt es kaum Bilddokumente. Ansonsten liefen sehr viele von Ihnen barfuß.
Auch heute noch gehören zu einer Hochlandtracht Kniestrümpfe oder Stulpen, dazu einfach Schnürhalbschuhe (in Bayern als Haferlschuhe bekannt).
Clan Ranald (Bild: Robert Ronald McIan/ Wikimedia Commons, gemeinfrei)
Der Sporran
Eine kleine Tasche aus Leder, manchmal auch mit Fell betzt, die locker um die Hüften getragen wird. Es handelt sich dabei um den historischen "Geldbeutel".
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Schottland: Männerkleidung im Mittelalter
Falls Sie ein Mittelalter-Fan sind und auf Märkten und Festivals Schotten darstellen möchten, wird es sehr, sehr schwierig. Bei meinen Recherchen habe ich tagelang das Internet durchwühlt und wäre fast verzweifelt. Die Bilder in diesem Artikel stammen alle aus dem 19. Jahrhundert und sind Illustrationen der "Clanbücher". Sie können als nicht eindeutig als Nachweise gesehen werden, geben aber doch ein paar Anhaltspunkte.
Beim wichtigsten Punkt sind sich aber so gut wie alle einig: Kein Kilt!
Für die Zeit bis zum 16. Jahrhundert ist es fast unmöglich, konkrete Nachweise über die schottische Kleidung zu finden. Es wird zwar öfter mal erwähnt, die Schotten hätten nackt oder mit nackten Beinen gekämpft, auch soll Wallace als Rockträger beschimpft worden sein, doch ist es wahrscheinlicher, dass es sich bei den "Röcken" um die mittelalterliche Leine handelt. Das ist eine knielange weite Tunika, die an der Taille mit einem Gürtel gerafft wurde und Falten warf.
Dazu trugen viele Männer Hosen, nur sehr arme Leute liefen ausschließlich in einer Tunika bzw. der Leine herum.
Während es unten herum sehr luftig zuging, gab es große warme Decken, die als Umhänge über den Schultern getragen und vorne mit geknotet oder mit einer Fiebel zusammengehalten wurden. Die Kleidung soll der der Iren geähnelt haben, leider sind Belege und Bilder extrem rar gesät, weshalb sich auch das nicht mit Sicherheit sagen lässt.
Ferguson, schottischer Kämpfer (Bild: R.R. McIan via Wikimedia Commons (gemeinfrei))
Mac Donald of the Isles, Schotte in Kampfkleidung (Bild: R.R. MacIan via Wikimedia Commons (gemeinfrei))
Kämpften die Schotten ohne Rüstung?
Was alle Braveheart-Fans interessieren dürfte, ist sicher die Kleidung der Schotten während einer Schlacht. Die Kostüme in diesem Film sind zwar eine Augenweide, doch nicht ganz historisch korrekt. Robert de Bruce hat in Wahrheit eine Ritterrüstung getragen, ebenso William Wallace. Nur die ganz armen Kämpfer mussten im Hemd auf das Schlachtfeld.
Im Jahr 1318 musste ein schottischer Infanterist folgendermaßen ausgestattet sein:
- Beckenhaube (Bascinet)
- Wattierter Waffenrock (Aketon)
- Handschuhe (Gauntlets)
Und natürlich bewaffnet mit Schwert und Speer, auch eine Axt war üblich.
Wer etwas mehr Geld zur Verfüung hatte, schützte sich mit einem Kettenhemd, Knieschutz, oder einer Rüstung.
(Aus den "Assissen" von Robert de Bruce)
Die blaue Kriegsbemalung (die im Film großartig wirkt) stammt ebenfalls – genau wie die Kilts – aus einem anderen Jahrhundert. Viele Jahrhunderte vor Wallace bemalten sich die Pikten ihre Gesichter blau, um den Feind zu erschrecken. Diese Bemalung kam allerdings aus der Mode, ebenso Helme mit Hörnern.
Die Schilde hatten eine Dreiecksform und die Schotten setzen gerne Rufhörner ein, um den Feind durch ordentlich Lärm einzuschüchtern.
(Bild: FrankWinkler / Pixabay)
Die schottischen Plaids
Im 16. Jahrhundert kamen dann die Plaids auf. Genauer gesagt die Gread belted Plaids (gegürtete Decke), die gälische Bezeichnung lautet feileadh mor.
Ein Plaid wurde nicht im Sinne eines Faltenrockes getragen, sondern diente als eine Art Mantel. In den Highlands ist das Wetter bekanntlich eher kühl, windig und es regnet viel. Irgendwann begannen die ersten Hochländer, sich große Decken umzubinden, die mit einem Gürtel gehalten wurden und schnell abgelegt werden konnte. Sie reichten in etwa bis zu den Knien und dienten gleichzeitig als Umhang, Decke für die Nacht und manchmal wurden aus mehreren Plaids provisorische Zelte aufgebaut.
Wie man einen Plaid anlegt erfahren Sie in diesem Artikel:
historische schottische Kleidung (Bild: derivative work: Celtus (Diskussion) Scottish_sold)
Ogilvie, Schotte in Hosen (Bild: R.R. McIan via Wikimedia Commons (gemeinfrei))
Mac Leod (Bild: R.R. McIan via Wikimedia Commons (gemeinfrei))
Die Geschichte der schottischen Kilts
Kilt = kleines Plaid (gälisch: fèileadh beag)
Angeblich wurde der Kilt circa 1725 von Thomas Rawlinson erfunden, dem englischen (!!) Besitzer eines Stahlwerks erfunden. Er wollte für seine schottischen Arbeiter ein Kleidungsstück, das weniger voluminös war als die bis dahin üblichen Plaids. Heraus kam ein Kilt - ein gewickelter Faltenrock.
So lautet zumindest die am häufigsten genannte Theorie über die Erfindung des Kilts. Aber es sollen auch ältere Bilddokumente existieren, die schottische Männer in besagten Kilts zeigen:
The Armorial Bearings of the Chief of the Skenes von 1692
Somit hätte sich der Engländer nur von diesen Bildern inspirieren lassen und die Erfindung des berühmtesten schottischen Kleidungsstückes ist keinem Engländer zu verdanken.
Die Männer waren wohl auf der Suche nach einem Kleidungsstück, das praktisch und bequem ist und mit dem man beim knien nicht den Boden berührte.
Im Jahr 1746 verboten dann die Engländer den Schotten das Tragen ihrer Kilts und Plaids. Es war die Zeit nach den Jakobitenaufständen: Die Engländer gewannen die letzte Schlacht bei Culloden und jagten daraufhin die überlebenden schottischen Krieger,ihre Familien und zerschlugen die Clans. Sie verboten nicht nur deren Kleidung, sondern sogar die Bagpipes (Dudelsäcke) und natürlich auch Waffen.
Dieses Verbot galt bis 1782, doch erst im nächsten Jahrhundert wurden die Kilts wieder häufiger gesichtet.
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Berühmte schottische Waffen - Bidenhander, Claymore und Sgian Dubh
Die Zweihandschwerter
Im Mittelalter benutzten die schottischen Kämpfer ein ganz normales Breitschwert, erst im 14. Jahrhundert kam das Claymore in Gebrauch. Es wurde mit beiden Händen geführt und war eine Variante des Bidenhanders. Es hatte eine eine Gesamtlänge von circa 1,40 m, während ein Bidenhander bis zu 1,70 lang sein konnte.
Schwert von William Wallace (Bild: Glenn J. Mason, Scotland, via Wikimedia Commons)
Das Schwert des William Wallace
Wiliam Wallace lebte bekanntlich im späten 13. Jahrhundert und in Stirling wird ein sehr schönes Schwert ausgestellt, dass angeblich dem schottischen Freiheitskämpfer gehörte. Es ist ca. 1,68 Meter lang und sehr gut erhalten. Zu gut für ein Schwert, das Wallace in vielen Schlachten eingesetzt hat. Da es keinerlei Kampfspuren zeigt und diese Schwerter erst nach Wallace Tod erfunden wurden, dürfte es sich dabei um eine Fälschung handeln. Oder aber: Es wurde irgendwann restauriert und befindet sich deshalb in diesem guten Zustand. Wer weiß ...
Der Sgian Dubh, der kleine Dolch
Es heißt, der Sgian Dubh wurde immer in den Strümpfen getragen. Das ist zum Teil richtig, doch nicht generell.
War ein Schotte bei einem anderen zu Gast und wollte diesen nicht unnötig provozieren, legte er seine Waffen ab. Nur den kleinen schwarzen Dolch behielten einige - ihrer Gesundheit zuliebe - bei sich (versteckt in der Kleidung). Wollte man seinem Gastgeber zeigen, dass man ihm vertraute, steckte man diesen Dolch ganz offen in den Strumpf, wo in jeder sehen konnte.
Die Tartans
Tartans sind die typischen Karomuster der schottischen Kilts. Heute gibt es davon mehrere hundert und heute zeigt ein bestimmtes Karomuster angeblich die Zugehörigkeit zu einem Clan an. Dieser Mythos entstand irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert, bis dahin gab es bei Weitem nicht so viele verschiedene Tartans. Zwar sprechen einige Quellen davon, diese Zuordnung gäbe es seit dem 16. Jahrhundert, aber damit war vermutlich eher die regionale Zugehörigkeit gemeint.
Die Menschen trugen einfach die Farben, die es in ihrer Region gab. Die Clanzugehörigkeit zeigten sie durch Clan-Batches (Clanabzeichen) an, die auch das jeweilige Motto des Clans enthielten. Das Motto der Frasers lautete z.B. "Je suis prest" - allzeit bereit.
Erst im 19. Jahrhundert wurden die Tartanas mit der Industrialisierung vielfältiger. Im Jahr 1815 sollten dann alle Clanchiefs ein Stück "ihres" Stoffes an die Highland Society of London schicken, um diesen zu registrieren.
Was trägt man unter dem Kilt?
Diese Frage ist vermutlich nicht ganz so alt wie das Kleidungsstück selbst, doch mindestens genau so abgenutzt.
Bis zum 18. Jahrhundert war es generell nicht üblich, Unterwäsche zu tragen – es gab einfach keine. Im Sommer haben die Highlander ein langes Hemd unter dem Plaid/Kilt getragen und es bei Bedarf im Schritt gebunden. Vor allem beim Reiten oder an kühleren Tagen eine vollkommen logische Maßnahme.
Die Wollstoffe der Plaids und Kilts sind angeblich so dick und fest, dass es darunter auch ohne Hose sehr warm sein soll und auch ein Windstoß keine unerwünschten Einblicke verursachen kann.
Wer es sich leisten konnte, trug auch unter dem Plaid (und wahrscheinlich auch zum Kilt) Hosen. In Schottland hielten sich übrigens die hautengen mittelalterlichen Hosen wesentlich länger als im restlichen Europa. Später gab es dann karierte und gemusterte Hosen, doch bereits auf alten Darstellungen von Robert de Bruce sind Beinkleider zu erkennen.
Quellen:
McDonald of Glencoe
Tempus Vivit
Reconstructing History
tartansauthority.com/
Wikipedia
Bildquelle:
Bilddesign Kerstin Schuster
(Glamis Castle Schottland)
Kerstin Schuster
(Fyvie Castle - Das geheimnisvolle Spukschloss in Schottland)
Kerstin Schuster
(Muncaster Castle - Wo der Spuk kein Ende nimmt)