Ein Klebeband gegen Schmerzen

Mir sind die Tape Bänder zum ersten Mal im Fitnessstudio aufgefallen. Stylisch und bunt schmückten sie vor allem Bereiche im Rücken, was wiederum meine Aufmerksamkeit weckte. Für mich kam das erstmal in die Rubrik "Modeerscheinung" wie Zumba, Rumba, oder was weiß ich, was es da sonst noch alles gab, gibt und noch geben wird. Fast im Monatsrhythmus konnte ich neue Angebote samt Lockwerbeplakaten mit attraktiven Fitnessmodels im Eingangsbereich meines Fitnessstudios entdecken. Aber was sollten die bunten Bänder? Keine Werbung! Kein Getratsche! Fast geheimnisvoll wurden sie stillschweigend getragen, besser gesagt geklebt. "Und frag mich bloß nicht, warum ich dieses Band in rosa trage", warnte mich mancher Blick und schon blieb mir meine Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Band im Hals stecken.

Das nächste Mal fielen mir diese bunten Bänder bei Fußball-Europameisterschaft auf. Und als sich Mario Balotelli im EM-Halbfinale Italien gegen Deutschland bei seinem zweiten Treffer sein Shirt auszog und seinen muskelgestählten Körper vollgeklebt mit den Kinesio-Tapes der Welt zeigte, war meine Neugier auf dem Höhepunkt. Aber da ich mich zu diesem Zeitpunkt in Spanien an der Costa del Sol befand, ließ mein Wissensdurst bald wieder nach, gab es doch – man/frau mag es kaum glauben – Schöneres in Marbella als Balotellis nackten Oberkörper.

Das Kinesio Tape auf meinem Rücken

 Nach meinem Urlaub an der Costa del Sol, ich überlebte den Rückflug nur mit meinem TENS-Gürtel – das ist kein Werbegag, sondern eine Tatsache – war mein Kopf zwar frei, aber ich spürte die 16 Tage Marbella in meiner Wirbelsäule. Es sollte jedoch noch einige Wochen dauern bis ein Kinesio-Tape meinen Rücken schmücken sollte.

Es ergab sich, dass ich wieder einmal wegen meiner lädierten Wirbelsäule ins Spital musste. Schon bei meinen ersten Aufenthalten im Physiotherapieraum fielen mir die bunten Bänder auf. Sie klebten fast auf jedem Patienten, egal von welchen Schmerzen sie geplagt wurden. Meine Chance war gekommen, ich konnte es förmlich schon auf meinem Rücken spüren, dieses Wunderband. Ich fragte meine Physiotherapeutin nach Sinnhaftigkeit und Wirkung und was sie mir da sagte, verstärkte mein Interesse nach einem Kinesio-Tape.

Am nächsten Tag hatte ich schon zwei Bänder auf meinem Rücken kleben. Meine Physiotherapeutin klebte mir jeweils rechts und links an meiner Wirbelsäule entlang, ein Band in der Länge von etwa 20 cm. Im Bereich meiner Verplattung zwischen L5/S1 und L3/L4. Das Wunder von Penzing trug sich an einem Mittwoch um 15 Uhr zu. Nach meiner Therapiestunde begab ich mich zu meinem MacBook Pro und googelte dieses Kinesio-Tape. Was ich da las, ließ Hoffnung aufkeimen. Man kennt das ja zur Genüge, kaum hat man etwas in Google eingegeben, findet man Unmengen von Ergebnissen.

Beim Kinesio-Tape fand ich exakt 2.190.000 Einträge. Die ersten grau unterlegten Vorschläge lasse ich grundsätzlich mal links liegen, weil ich befürchte, dass es sich hierbei ausschließlich um Werbung handelt. Also nahm ich mir die darunter liegenden Google-Vorschläge auf den ersten drei Seiten vor. Zuerst las ich die meistens durchaus informativen Beschreibungen und dann diverse Foreneinträge mit Erfahrungsberichten schmerzgeplagter Leidensgenossen, die teilweise, wie man weiß, auch nicht immer der Wahrheit entsprechen. Aber da ich ein positiver Mensch bin und an das Gute im Menschen glaube, las ich aufmerksam fast jeden Eintrag. 80 Prozent der Postings berichteten fast nur Gutes vom Kinesio Tape und das will im WWW was heißen.

Was kann das Kinesio Tape und woher kommt es?

Entwickelt wurde das Klebeband in Japan. Der Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase begann mit dem Band schon in den 1970er Jahren zu arbeiten. Das Kiniseo Tape soll den körpereigenen Heilungsprozess fördern. Durch die spezielle Klebung des Bandes erzielt man eine stimulierende Wirkung der betroffenen Muskelpartien, der Gelenke und des Lymph- und Nervensystems. Seit einigen Jahren wird das Kinesio Taping auch in Europa praktiziert und fortlaufend weiter entwickelt.

Je nach Anbringung des Tapes wird eine tonisierende (Tonus = Spannung) oder detonisierende Wirkung (Muskelspannungssenkende Maßnahme) erzielt. Dadurch wird die Muskelfunktion verbessert und die Bewegungsfähigkeit gefördert.

Bei krankhaften Veränderungen im Lymphsystem sorgt das Kinesio Taping, durch Druckentlastung in dem betroffenen Gewebe, für einen wesentlich schnelleren Abbau der Lymphflüssigkeit.

Durch die positive Beeinflussung bestimmter Bewegungsrezeptoren erreicht man eine gesteigerte Bewegungsfreiheit der betroffenen Gelenke. Beim Kinesio Taping ist das Ziel stets eine uneingeschränkte Schmerz- und Bewegungsfreiheit zu erreichen.

Das Tape kann und soll mehrere Tage getragen werden. Bei manchen Patienten kann das Tape ein Hautjucken auslösen. Der Prozentsatz ist jedoch sehr gering, von den meisten Menschen wird es sehr gut vertragen und das Tape kann bis zu zwei Wochen halten. Mit dem Kinesio Tape kann man duschen, baden oder in die Sauna gehen. Wichtig ist das Abtrocknen danach. Man soll die geklebten Hautstellen nur mit einem Handtuch abtupfen und nicht, wie gewohnt, abreiben. Das Taping kann mehrmals wiederholt werden und soll von einem Therapeuten geklebt werden. Oder man lässt seinen Partner von einem Therapeuten kurz in die Klebetechnik einweisen. Von einer Selbstklebung ist abzuraten. Das Band muss mit der richtigen Spannung auf die Problemzonen geklebt werden.

Das Kinesio Tape kann bei folgenden Krankheiten zum Einsatz kommen:

Schmerzen in der Wirbelsäule, Tinnitus, Kopfschmerzen, Muskelverletzungen aller Art, Bandscheibenvorfällen, Migräne, Menstruationsbeschwerden, Schwindel, sowie bei Beschwerden nach einer Operation und vieles mehr!

Taping auf YouTube
Autor seit 13 Jahren
41 Seiten
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