Wer war Joseph Hubertus Pilates?

Der 1883 bei Düsseldorf geborene Joseph Hubertus Pilates litt bereits als Kind an Asthma, Rachitis ( eine Art Knochenerweichung) und rheumatischem Fieber. Zielbewusst begann er schon als Kind seinen Körper zu kräftigen, und beschäftigte sich mit der "Bewegungslehre"; so entwickelte er schon sehr früh eine funktionelle Vorstellung von Rehabilitationsprozessen. Pilates überwand seine körperlichen Einschränkungen durch die Entwicklung seines eigenen Übungsprogrammes aus Dehn- und Kräftigungsübungen.

1914 geriet er in England in Kriegsgefangenschaft, arbeitete als Krankenpfleger und entwickelte dort seine späteren Studiogeräte, indem er Bettfedern umfunktionierte und auf diesem Wege versuchte, die Verletzten zu kräftigen und zu therapieren. Noch heute gilt sein umfunktioniertes Lazarettbett als Herzstück jedes modernen Pilates Konzeptes.

Nach Kriegsende kehrte Joseph Pilates nach Deutschland zurück und ließ sich vom Tanz und unterschiedlichen Trainingsformen wie Yoga und verschiedenen Kampfsportarten inspirieren. Dabei halfen ihm seine Erfahrungen aus seinem Training mit Beamten von Scotland Yard und aus der Zusammenarbeit mit dem Begründer des deutschen Ausdruckstanzes, dem ungarischen Tänzer und Bewegungsanalysten Rudolf von Laban (1879- 1958).

Emigration in die USA

Weil es dem überzeugten Pazifisten Pilates überhaupt nicht gefiel, deutsche Soldaten zu trainieren, emigrierte Pilates 1927 in die USA. Auf der Überfahrt dorthin lernte Pilates seine spätere Ehefrau Clara, eine Krankenschwester, kennen. Ihre Berufserfahrung animierte ihn erfolgreich, seine Trainingsmethoden sanfter und noch mehr rehabilitativ auszurichten.

Gemeinsam eröffneten Joseph und Clara ein Studio. Im selben Gebäude befand sich auch das New York City Ballett, ein glücklicher Zufall für Pilates' weitere berufliche Zukunft.

Die Einheit von Körper und Geist

Sein ganzes Streben zielte darauf ab, die Einheit von Körper und Geist wieder herzustellen, die mit der Zeit durch stereotypes Handeln in der Verwaltung und monotone Bewegungsabläufe in der Industrie verloren gegangen war. Sein Ziel war, Atmung durch Anspannung der tiefen Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur und Bewegung in funktionellen Bewegungsabläufen in Einklang zu bringen. Kontrolle und Konzentration des ganzen Körpers sind gefordert.

Schnell wurden viele Tänzer auf seine Methodik aufmerksam und trainierten bei ihm. Durch das regelmäßige Training wurden die Tänzer belastbarer, hatten weniger Beschwerden und konnten Ihrem harten Balletttraining standhalten. Sein Lebenswerk ist als der erfolgreiche Versuch zu beschreiben, den Körper resistenter zu machen. Pilates wollte keine Muskelpakete aufbauen, sondern ein neues Körpergefühl mit natürlicher, aufrechter Haltung und einem ausdrucksstarken Erscheinungsbild schaffen. Er selbst nannte diese Geisteshaltung "Contrology".

Inzwischen war Joseph in den USA längst zu "Joe" geworden; Joe Pilates beschrieb in seinem Buch 1945 "Return to Life Through Contrology - The complete Writings of Joseph H. Pilates" seine Pilates- Methode und seine Prinzipien. Der deutsche Titel lautet "Neues Leben durch Contrology". Sein Programm umfaßte 40 Übungen, die als Übungsprogramm in einer vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden.

Joe Pilates starb, aber seine Prinzipien und Übungen blieben bestehen

Joseph Pilates starb 1967 im Alter von 84 Jahren an einer Lungenunterfunktion; man vermutet, daß Spätfolgen eines Brandes in seinem Studio in New York die eigentliche Todesursache waren. Seine Arbeit führte seine Frau Clara bis zu ihrem Tod 1977 fort. Der Fortbestand ihrer beider Arbeit ist der Pilatesschülerin Romana Kryzanowska zuzuschreiben, die 1941 die Methode erlernt hatte und immer weiter verbreitete.

Die von Joseph Pilates entwickelten Geräte – angefangen hatte er damals im Lazarett in England mit Sprungfedern, Bettrahmen und Hochziehhilfen, mit denen er Fitnessbetten kreierte - finden heute noch ihren Einsatz in der Rehabilitation und Prävention. Seine klassische Erfindung war das sogenannte "Reformer-Gerät" für das individuelle Training eines Einzelnen.

Um die vielseitigen Übungsmöglichkeiten an diesem Gerät auch Teilnehmern im Gruppenunterricht zugänglich zu machen, wurde der "Reformer" zum "Allegro" weiterentwickelt. Dieses System aus Seilzügen und unterschiedlichen Federstärken bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sowohl zur Ausführung von Ganzkörperübungen als auch zum isolierten Training in verschiedenen Gelenken.

Pilates auf der Matte, Pilates am Gerät

Mit täglichen Übungen nach Pilates halten sich viele Menschen fit. Zudem wird das Pilates-Konzept heute stark in der Prävention und Rehabilitation eingesetzt.

Pilates hat viele Fans für ein Training auf der Matte gefunden. Bei allen Übungen nach Pilates geht es darum, die Muskeln mit Hilfe des Geistes zu steuern. Pilates-Übungen sind eine intensive Trainingsmethode, die besonders die tiefer gelegene Muskulatur rund um die Wirbelsäule anspricht. Pilates sprach immer von der Aktivierung des Kraftzentrums, dem "Powerhouse". Das sind für ihn die Beckenboden- und Korsettmuskulatur, das Zwerchfell und die zahlreichen kleinen Muskeln an der Wirbelsäule. Dafür beschreibt er viele Übungen.

Was in den USA längst üblich ist, setzt sich inzwischen auch in Deutschland durch: Pilatestraining am Gerät.

Die Übungen am Allegro sollen die tieferliegende Bauch- und Rückenmuskulatur trainieren, die Lockerung und Entspannung der Schulter- und Nackenmuskeln schaffen, die Beweglichkeit verbessern, den Bauch, Beine, Po und Arme straffen. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Kraft und Beweglichkeit soll gesteigert, die Körperhaltung verbessert und das Körperbewusstsein gestärkt werden.

Das Pilates-Allegro-Training in der Gruppe ist auf 2 bis höchstens 4 Teilnehmern begrenzt. Durch diese kleine Gruppenanzahl ist das Training sehr intensiv, individuell und dadurch erfolgreich. In vielen Einrichtungen kann man in einer Schnuppereinheit dieses erfolgreiche von Joseph H. Pilates entwickelte Training am Gerät testen. Schon nach den ersten Allegrostunden sollte man den Unterschied spüren. Pilates-Übungen am Allegro haben schon erfolgreich gegen Osteoporose und Beschwerden bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates gewirkt und Rückenschmerzen gelindert oder gar beseitigt.

Pilates-Übungen wahren diese sechs Grundprinzipien

  1. Fließen Die fließende Ausführung der Bewegungen beim Pilates-Training ist äußerst wichtig.
  2. Konzentration Jede Bewegung wird von Anfang bis Ende bewusst ausgeführt, die Aufmerksamkeit ist ganz auf den eigenen Körper fixiert.
  3. Atmung Die bewusste Atmung aktiviert die tiefen Schichten der Muskulatur und wirkt Verspannungen entgegen.
  4. Zentrierung Im richtigen Moment die richtigen Körperteile still zu halten, erfordert Konzentration und Präzision
  5. Kontrolle Die Bewegungen werden im Pilates fließend und gleichzeitig kontrolliert ausgeführt.
  6. Präzision Jede Übung hat einen klar festgelegten Ablauf mit klaren Haltungsanweisungen. Schummeln ist verpönt.
Laden ...
Fehler!