Die Kirche des Klosters zum Heiligen Grabe

KlosterkircheDie nach Art der Zisterzienser turmlose Klosterkirche entstand am Ende des 13. Jahrhunderts. Die gotische Kirche ist überwiegend in Backstein ausgeführt. Einzelne Teile sind aus Feldsteinen gemauert. Der Saalbau mit sieben Jochen ist mit einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Im Osten schließt ein schiffbreiter 5/8-Chor mit Lanzettfenstern das Langhaus ab. An den Chorwänden gibt es mehrere Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Im Süden des Kirchenschiffs befinden sich zweigeschossig angeordnete Fenster. Im Bereich der westlichen fünf Joche gab es ursprünglich eine Nonnenempore. Die hatte wahrscheinlich einen direkten Zugang zum westlichen Klausurflügel mit Schlafräumen, Refektorium und Küche. Seit dem 19. Jahrhundert ist nur noch einer verkleinerte Empore vorhanden. Der prächtige zweiflügelige Schnitzaltar ist eine Leihgabe des Brandenburger Dommuseums. Er entstand um 1420/30 und ist mit plastischen Darstellungen von Maria Im Mittelteil und von den Aposteln auf den Seitenflügeln versehen. Unter der Westempore sind in einem Raum sechs Tafeln aus dem Jahr 1532 mit Darstellungen zur Gründungslegende des Klosters zu sehen.

Die Klausur des Klosters zum Heiligen Grabe

KlausurDer größte Gebäudekomplex des Klosters ist die dreiflügelige Klausur. Sie ist im Süden durch die Klosterkirche geschlossen und umgibt den Kreuzgang und den Kreuzgarten. Der Nordflügel der Klausur wurde ursprünglich wohl als Herberge für Gäste und ihre Gefolge genutzt. Der Ostflügel nahm Lager- und Wirtschaftsräume auf. Im westlichen Klausurflügel waren die Schlafräume, das Refektorium und die Küche untergebracht.

Die Heiliggrabkapelle oder Blutkapelle

HeiliggrabkapelleEtwa 30 Meter westlich der Klausur steht die 1512 geweihte Heiliggrabkapelle. Sie ist der Wallfahrtsort der Klosteranlage. Der Legende nach wurde sie über einem Galgenberg erbaut. Die Kapelle ist ein einschiffiger sterngewölbter Saalbau mit vier Jochen. In den Mauern des Backsteinbaus sind auch etliche Feldsteinen zu sehen. In der Ost- und Westfassade sind Spitzbogenportale mit darüber angeordnetem viergeteiltem Fenster vorhanden. Beachtenswert sind die Giebel der Kapelle. Über dem Mauersockel durchgehendes ein Gesims. Der fünfstöckige westliche Stufengiebel hat maßwerkartige Zierfriese, die von schlanken Pfeilern durchbrochen werden. Die Zwischenräume sind weiß verblendet. Die Innenausstattung stammt von 1904 und ist in neugotischen Formen gehalten. Malereien an der Ostwand stellen Klostergründung und Reformation dar. Davor befindet sich ein aufwändig gestaltetes Chorgestühl. Der Raum wird durch Spitzbogennischen gegliedert. Die Reste eine Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert wurden 1986 freigelegt. Dabei wurde auch ein nach Westen offenes Backsteingewölbe entdeckt, das als ursprüngliches Heiliges Grab interpretiert wird.

Das Klostermuseum

Das Museum im Kloster Stift zum Heiligen Grabe wurde 1909 als Heimatmuseum für die Prignitz gegründet. 1945 wurde es zerstört, die meisten Ausstellungsstücke gingen verloren. Seit 1997 wurde mit der Einrichtung eines neuen Museums mit regelmäßigen Präsentationen begonnen. Mit der Ausstellung im Preußenjahr 2001 fand das Museum auch weit über die Region hinaus wieder Aufmerksamkeit. Das ehemalige Stiftshauptmannshaus von 1838 ist seit 2001 wieder die Heimat eines Klostermuseums.

Geschichte des Klosters Heiligengrabe

Markgraf Otto IV. gründete das Kloster 1287. 1317 wurde zum ersten Mal ein Heiliges Grab erwähnt. Es wird geschätzt, das im 14. Jahrhundert rund 180 Menschen im Kloster lebten. Im Kloster Heiligengrabe leisteten die Zisterzienserinnen Pionierarbeit. Sie sorgten für die Entwässerung des umgebenden Feuchtgebietes, das von zahlreichen Bächen durchzogen wurde. Um 1500 gehörten über 16.000 Hektar Land und 17 Dörfer zwischen Wittstock und Pritzwalk zum Gutsbetrieb des Klosters.

1512 wurde die spätgotischen Heiliggrab- oder Blutkapelle geweiht. Durch die Verbreitung der Geschichte von der Bluthostie entwickelte sich das Kloster zum Wallfahrtsort. 1521 wurde die Gründungslegende des Klosters erstmals gedruckt. Danach hat ein Jude aus der Kirche in Techow eine Hostie entwendet. Diese hat er dann in der Nähe unter einem Galgen vergraben. Dort wurde er dann hingerichtet. 1532 ließ die Äbtissin Anna von Rohr den Legendenzyklus auf fünfzehn Tafeln darstellen. Von diesen Tafeln sind noch sieben erhalten. Sechs von ihnen werden in der Heiliggrabkapelle aufbewahrt.

1539 schloss sich Kurfürst Joachim II. von Brandenburg der Reformation an. Die Nonnen im Kloster zum Heiligen Grabe, geleitet von der Äbtissin Anna von Quitzow und der Priorin Elisabeth von Alvensleben, verweigerten den Übertritt zum Protestantismus und verließen 1548 das Kloster. Sie kehrten schon im nächsten Jahr zurück. Aus den Nonnen wurden Klosterfrauen. Das Klostergut wurde im Dreißigjährigen Krieg 1636 verlassen. 1648 kamen nur acht Klosterdamen mit der Domina Anna von Rathenow aus Wittstock zurück. Aus dem Kloster entwickelte sich ein Damenstift, das unversorgte Töchter wohlhabender Adelsfamilien aufgenommen hat. Für die Stiftsdamen wurde 1722 ein Gebäude am künftigen Damenplatz erbaut. Die brandenburgischen Kurfürsten, insbesondere Friedrich Wilhelm I., nahm zunehmend Einfluss auf die Gestaltung des Klosterlebens. 1740 erhob König Friedrich II. die Gemeinschaft formal zu einem Damenstift, dessen Leiterin wieder den Titel Äbtissin trug.

1811 verlor das Stift große Teile seines Grundbesitzes. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen verlor es die Klosterdörfer. Nur drei Rittergüter blieben dem Stift. Dafür wurden die Aufgaben des Stifts mehr. 1847 gründete Äbtissin Luise von Schierstedt zunächst eine Mädchenschule mit Internat. Soziale Aufgaben wie Armenspeisung, Waisen-, Alten- und Krankenbetreuung wurden vom Stift wahrgenommen. Auch die Bauten mussten erneuert werden. 1838 wurde das Stiftshauptmannshaus errichtet. 1840 wurde die Heiliggrabkapelle, die seit der Reformation als Getreidespeicher diente, saniert.

Kaiser Wilhelm II. sorgte 1904 für eine neue Ausstattung der Heiliggrabkapelle. 1909 wurde das Kloster nach außen geöffnet. Ein Heimatmuseums für die Prignitz wurde eingerichtet und fand regen Zuspruch. Die Aktivitäten führten in den 20er Jahren zu einem wichtigen Fund der Prignitz. Das Xenusion auerswaldae, benannt nach der damaligen Museumsleiterin Annemarie von Auerswald, wird heute im Berliner Museum für Naturkunde gezeigt. Ende des Zweiten Weltkrieges schloss das Museum für immer. Seine ur- und frühgeschichtliche Sammlung wurde fast völlig vernichtet. Schwierig wurde die Situation des Klosters und vor allem die der Klosterschule. Den Äbtissinen Elisabeth von Saldern und Armgard von Alvensleben gelang es mit hohem Einsatz, die Schule zu erhalten und die völlige Gleichschaltung mit dem staatlichen Schulsystem zu verhindern. Ende April 1945 verließ die Äbtissin mit den letzten acht Schülerinnen das Kloster und floh in den Westen. Ein Jahr nutze die Rote Armee das Kloster. 1946 bezogen Diakonissen aus dem Diakonissinnenhaus Friedenshort aus Miechowitz in Oberschlesien in das verlassene Kloster ein. Sie betreuten Waisenkinder, pflegten behinderte Menschen und betreuten die Seniorinnen des Ordens. 1984 bis 1986 wurden in der Kapelle archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde das Heilige Grab frei gelegt. 1987 wurde das Restaurant Klosterhof eröffnet. 1996 wurde mit zwei Stiftsdamen ein neuer Konvent gegründet. 1998 begann eine umfassende Restaurierung und Sanierung der gesamten Klosteranlage. 2001 wurde im Stiftshauptmannshaus ein Klostermuseum eröffnet. Seit dem Sommer 2007 gibt es wieder eine Klosterschule.

Die Bauten dieser Klosteranlage werden als die besterhaltenen Baudenkmale ihrer Art in Brandenburg bezeichnet. Seit 1998 ist das Ensemble ein Denkmal von nationaler Bedeutung.

Lage und Anfahrt

Heiligengrabe liegt im Landkreis Prignitz im Bundesland Brandenburg. Von den Abfahrten Wittstock an der A 19 und Pritzwalk an der A 24 sind nur wenige Kilometer auf der Straße in Richtung Pritzwalk bis Heiligengrabe. Am westlichen Rande des Ortes liegt das Klosterareal.

Mit dem Prignitzexpress RE 6 kann Heiligengrabe ab Wittenberge, Wittstock oder Hennigsdorf bei Berlin erreicht werden. Die Züge halten im Bahnhof Heiligengrabe nur bei Bedarf.

Öffnungszeiten

Das Kloster ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich. Das Gelände steht auch außerhalb der Führungen offen. Im Taubenturm gibt es Informationen zur Klostergeschichte. Die Heiliggrabkapelle ist meist auch über die Führungszeiten hinaus zugänglich.

Die aktuellen Öffnungszeiten und Führungstermine und sowie Veranstaltungen sind der Internetseite Klosterstift-Heiligengrabe zu entnehmen.

Literatur

  • Sarah Romeyke: Vom Nonnenchor zum Damenplatz - 700 Jahre Kloster Stift zum Heiligengrabe. Lukas Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-86732-058-0
  • Werner von Kieckebusch: Chronik des Klosters zum Heiligengrabe von der Reformation bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Lukas Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-040-5
  • Friederike Rupprecht (Hrsg.): Von blutenden Hostien, frommen Pilgern und widerspenstigen Nonnen. Heiligengrabe zwischen Spätmittelalter und Reformation. Lukas Verlag Berlin 2005, ISBN 3-936872-59-7
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