Sie nähen Augen zu, erwecken tote Schlangen zum Leben und stehen mit dem Teufel im Bunde ...

... wirklich? 

Libellen, diese außergewöhnlichen Flugkünstler mit den riesigen Augen, haben die Menschen schon seit Jahrhunderten fasziniert. Vieles hat man den Libellen im Laufe der Zeit angedichtet – Gutes wie Böses.

Vor allem im Volksglauben europäischer Länder wurde den Libellen so einiges unterstellt: Mit sieben Stichen, so wurde behauptet, könne die Libelle einen Menschen töten.

Als Augenstecher oder Teufelsnadel wurden Libellen bezeichnet, denn als "Nähnadeln" des Teufels sollen sie lügenden Kindern und fluchenden Erwachsenen Augen und Mund zunähen können.

Auch mit giftigen Schlangen sollen Libellen angeblich gemeinsame Sache machen: Verletzt sich eine Schlange, so näht die Libelle ihr die Wunde zu – sogar tote Schlangen soll sie auf diese Weise wieder zum Leben erwecken können.

Im Englischen nennt man die Libelle "dragonfly", Drachenfliege: Legenden behaupten, dass Libellen einst Drachen gewesen seien.

Wie gefährlich sind Libellen tatsächlich?

Was steckt hinter diesen Mythen und Legenden um die Libelle – sind Libellen tatsächlich so "unheimlich" wie sie aussehen? Sind Libellen gefährlich?

Können Libellen stechen?

Nein, Libellen können definitiv nicht stechen. Libellen haben weder einen Stechrüssel noch haben sie einen Giftstachel. Die Wahrheit ist: Libellen sind vollkommen harmlos und ungiftig.

Die Organe am Hinterleib der Libelle, die mancher mit einem Stachel verwechselt, dienen in Wirklichkeit der Paarung und der Eiablage.

Diesen Dorn am Hinterleib der weiblichen Libelle nennt man den Legebohrer, mit dem die Libelle ihre Eier an Unterwasserpflanzen klebt. Durch seine Krümmung würde sich der Legebohrer als Stachel nicht eignen, außerdem fehlt der Libelle die Kraft und die Muskulatur, um damit überhaupt einen Stich ausführen zu können. Der Dorn (Legebohrer) der Libelle könnte die Haut eines Menschen kaum ritzen.

Sind Libellen angriffslustig?

Libellen sind räuberisch und gelten als ausgezeichnete Beutejäger, man nennt sie sogar die "Raubvögel" unter den Insekten. "Mückenhabicht" ist ein alter Name für die Libelle. 

Da Libellen in der Luft schnell und wendig sind und durch ihre großen Augen alles rund um sich herum wahrnehmen können, haben Beuteinsekten wenig Chancen, einer Libelle zu entkommen.

Auf Menschen haben es Libellen allerdings nicht abgesehen. Meistens sind Libellen Menschen gegenüber eher scheu – manchmal jedoch auch ein wenig neugierig. Wenn sich eine Libelle also einem Menschen nähert, dann hat das mit Angriffslustigkeit gar nichts zu tun.

Können Libellen beißen?

Ja, Libellen haben spezielle Mundwerkzeuge, die sich zum Beißen besonders gut eignen. Libellen beißen ihre Beute und jagen alles, was für sie fressbar ist.

Menschen jedoch stehen nicht auf dem Speiseplan der Libellen.

Wer eine Libelle fängt, der muss damit rechnen, dass sie aus Notwehr beißt – sie wehrt sich wie jedes in Bedrängnis geratene Lebewesen. Der Biss einer Großlibelle kann aber höchstens einen leichten Schmerz, eine Art Zwicken verursachen.

Auch Großlibellenlarven sollte man möglichst in Ruhe lassen: Die Larven der Großlibelle haben am Hinterleib sogenannte Kiele, das sind spitze Dornen, die der Larve bei der Fortbewegung im Wasser helfen. Hält man eine zappelnde Libellenlarve in der Hand, dann kann sich das unangenehm anfühlen - was aber nicht die Schuld der Larve ist und auch nichts mit ihrer "Angriffslustigkeit" dem Menschen gegenüber zu tun hat. 

Die Wahrheit ist:

Libellen können nicht stechen, sind vollkommen ungiftig, beißen höchstens aus Notwehr und verhalten sich Menschen gegenüber in keiner Weise angriffslustig.

Wie es dazu gekommen ist, dass die Libelle sich den Ruf eines gefährlichen Insekts, als Teufelsnadel oder Siebenstecher eingehandelt hat, zeigt ein Beispiel aus Australien.

Dort nannte man die Libelle schon vor Jahrhunderten "Pferdestecher" (horse stinger), weil die Pferde immer dann nervös wurden, wenn Libellen über ihrem Rücken schwebten.

Tatsächlich schienen sich die Pferde jedoch nicht an den Libellen gestört zu haben, sondern an den vielen Stechmücken, die von den Libellen gejagt und vertilgt wurden. Die Libellen haben sich also in Wirklichkeit nur nützlich gemacht.

Michaela, am 05.04.2016
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Bildquelle:
Gefleckte Heidelibelle; Günter Loos. (2015 - Die Gefleckte Heidelibelle ist Libelle des Jahres)

Autor seit 13 Jahren
332 Seiten
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