Kopfgeldjäger im Wilden Westen
Kopfgeldjäger konnten im Wilden Westen schnell reich werden, doch ihr Job war auch sehr gefährlich.Kopfgeldjäger sorgten für volle Friedhöfe oder landeten selbst dort (Bild: Deanna Klahey)
Edward Bonney lieferte gestohlene Beweise und sagte als Zeuge aus
Da sich die Grenze der Zivilisation in ständiger Bewegung befand, war es für Polizeibeamte und Detektive sehr schwer, Verhaftungen vorzunehmen und Zeugen zu finden, um Prozesse vorzubereiten und Beweise sammeln zu können. Das änderte sich, als Edward Bonney eintraf. Teils als harmloser Bürger getarnt, teils den Eindruck eines Ganoven erweckend, schloss er sich den Kreisen an, die er verdächtigte. Dann verschwand er wieder und überließ es den Sheriffs und Marshals, den gefährlichen Teil der Verhaftung vorzunehmen. Vor Gericht sagte er als Zeuge aus, lieferte Beweise, die er entweder gestohlen oder die man ihm vertrauensvoll überlassen hatte.
Auf diese Weise kaissierte Bonney allein in den Jahren 1845 bis 1847 mehr als 14.000 Dollar. Sein Monatsgehalt als Lagerist betrug lediglich 27 Dollar. Als am 16. Juli 1845 die Brüder Stephen und Bill Hodge wegen Mordes an dem Methodistenprediger John Miller und Henry Leicy und am 19. Oktober 1845 die Brüder John und Aaron Long in Granville (alle drei Mormonen) wegen Mordes an Colonel George Davenport hingerichtet wurden, stand Bonney während der ganzen Prozedur unmittelbar dabei. Für die Verurteilung von Totschlägern, Banditen und Dieben erhielt er in diesem Zeitraum eine Belohnung in Höhe von 7.600 Dollar.
Edward Bonney bewarb sich um das Amt eines Richters
Zwar behauptete er, dass es ihm lediglich darauf ankäme, die menschliche Gesellschaft von Verbrechern zu befreien, aber seine Zeitgenossen scheinen ihn gemieden zu haben, eingeschlossen die vielen Polizeibeamten, Detektive, Richter und Staatsanwälte, die ihm angesichts von 21.600 Dollar Belohnung, die er kassierte, die Uneigennützigkeit einfach nicht zu glauben vermochten. Als Nachbarskinder nicht mehr mit seinen Töchtern spielten, die Damen der Gesellschaft seine Frau nicht mehr grüßten, verfasste er 1849 als "Rechtfertigung und Beweis für seine Menschenliebe" einen vollständigen Bericht über seine Heldentaten: "The Banditti of the Prairies, or the Murderer's Doom! A Tale of the Mississippi Valley". Der Bericht wurde zwar zum Bestseller seiner Zeit, zum meistgelesenen Buch des Westens, aber er brachte seinem Verfasser nur Geld und wenig Ehre ein.
1847 versuchte er sich im Page County zum Richter wählen zu lassen, aber die Wähler erteilten ihm eine Abfuhr. Bis zu seinem Tod, im Februar 1864 versuchte er nach ruhelosen Wohnungswechseln entlang der Besiedlungsgrenze immer wieder ein offizielles Amt als Richter, Staatsanwalt oder Sheriff zu ergattern - doch vergeblich. Und bis kurz vor seinem Tod lieferte er Beweise für die Schuld gesuchter Verbrecher, kassierte das Kopfgeld, verrammelte am Tag seine Häuser mit schusssicheren Fensterläden und wagte sich nach Sonnenuntergang nicht mehr ins Freie.
Bildquelle:
Wikilmages
(Mormonen im Wilden Westen)
Brigitte Werner
(Banditen im Wilden Westen)
Woody Hibbard
(Richter Roy Bean - Das Gesetz westlich vom Pecos)
Logga Wiggler
(Der Gesetzlose John Wesley Hardin)