Folgt dem Sommermärchen der Frauenfußballweltmeisterschaft 2011 das nächste Kapitel? Schon bald könnte Wirklichkeit werden, wovon angeblich Millionen Frauen träumen: Ein jordanischer Prinz, der zudem Mitglied des FIFA-Komittees ist, hat den interessanten Vorschlag eingebracht, das Tragen von Kopftüchern bei Fußballspielen zu erlauben. Wohlgemerkt: Die Spielerinnen, nicht die Zuschauer sollen den Kopf verhüllen dürfen! Höchst originell mutet übrigens seine Begründung für den Vorschlag an:

Wir wollen, dass alle Frauen Fußball spielen können ohne jede Barriere

Entweder meint der gute Mann diese Worte tatsächlich ernst oder Hape Kerkeling hat sich mal wieder verkleidet. Wäre ja nicht das erste Mal, dass uns der gute Hape auf die Schippe nähme...

Legendär: Hape Kerkeling als Königin Beatrix

Zugegeben: Unschöne Szenen wie jene, als Irans Frauennationalteam von der Olympia-Qualifikation ausgeschlossen wurde, könnten uns somit künftig erspart bleiben - wobei sich natürlich in solchen Fällen die Frage stellt, ob den Verantwortlichen die international gültigen Regeln denn nicht vertraut waren. Andererseits bliebe ein fahler Nachgeschmack des wiederholten Einknickens aus politisch korrekten Gründen und öffnete weiteren Regeländerungen Tür und Tor. Warum nicht ganz leger im Bikini kicken? Oder gleich im Adamskostüm? Und ist es nicht empörend diskriminierend, wenn traditionell kleiner gewachsene Südeuropäer auf skandinavische Verteidiger treffen, die einen Kopf größer sind? Natürlich sind Regeln immer wieder Änderungen unterworfen, auch jene des Fußballs, zuletzt 1992 mit der Rückpassregel. Allerdings verbirgt sich hinter dieser neuen Initiative der Wunsch, gesellschaftspolitische Einflussnahme auf eine Sportart zu nehmen, die sich nach außen hin dezidiert unpolitisch gibt und immer wieder für "Toleranz" wirbt. Wie sich "Toleranz" mit mal mehr, mal weniger verhüllter Unterdrückung vertragen soll, verschließt sich zumindest mir vollends.

Es sollte aber trotzdem nicht verwundern, würde der Vorschlag im Fruhjahr 2012 angenommen. Bereits die Vergabe der Fußball-WM 2022 an den Wüstenstaat Katar, in dem übrigens die Scharia gilt, hat für Aufsehen gesorgt und so manche Spekulation angeheizt, was der Grund für die überraschende Vergabe sein könnte. Freilich: Man könnte dahinter auch den geschäftstüchtigen Versuch wittern, Fußball im asiatischen Raum endgültig als Sportart Nr. 1 zu etablieren, ähnlich den vielen neuen Formel-1-Rennläufen außerhalb traditioneller Austragungsorte.

Befremdlich sind die Worte des jordanischen Prinzen dennoch: Eine Barriere mit dem vorgeblichen Ziel der Abschaffung von Barrieren zu errichten, ist beste etatistische Logik. Wir dürfen gespannt sein, ob ein weiterer Kniefall aus Gründen der "Toleranz" erfolgen wird. Es würde den Autor dieser Zeilen jedenfalls nicht überraschen. Andererseits: Österreichs Fußballer könnten dann wohlweislich den Schleier umhängen, um sich nach den üblichen Niederlagen der Nationalmannschaft unerkannt aus dem Stadion zu verdrücken...

Kopftuch beim Fußball: Was halten Sie davon?
Autor seit 14 Jahren
815 Seiten
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