Ankunft in Funchal

Camara de LobosWährend des Mittagessens laufen wir in den Hafen von Funchal ein. Das verursacht einige Aufregung. Kopfschüttelnd müssen die Stewards mitansehen, wie ihre sonst so wohlerzogenen Gäste, alle guten Manieren vergessend, mitten bei den Gängen immer wieder vom Tisch aufspringen und an die Fenster stürzen. Der Anblick von Funchal ist atemberaubend. Ganz weit oben kann man die Kirche von Monte erkennen. Und dann ist es endlich soweit. Die Hafenbehörden haben das Schiff zum Landgang freigegeben. Ein paar Schritte die Gangway hinab, und die ungeduldigen Kreuzfahrer stehen auf dem Boden von Madeira.

Wie viele Passagiere mögen es vor uns hier gewesen sein? Denn die Insel ist seit den Anfängen der Seetouristik Ende des vorigen Jahrhunderts immer ein geradezu "klassisches" Ziel für Kreuzfahrten gewesen. Das größte Highlight ist das Silvesterfeuerwerk vor Madeira, das auch heute noch Jahr für Jahr Dutzende von Kreuzfahrtschiffe anzieht, die sich auf der Reede von Funchal ein großes Stelldichein geben.

Landausflug in Funchal

MonteWir sind aber Anfang Februar gekommen und waren zum erstem Mal auf der Insel. Deshalb hatten wir uns wir eine organisierte Inselrundfahrt entschieden. Organisierte Landausflüge buchen wir nur ganz selten. Aber Madeira ist extrem bergig und steil. Da wollten wir uns lieber fahren lassen. Also setzten wir uns in einen der bereitstehenden Busse. Schließlich ging es los. In Serpentinen die Hänge hinauf, das Städtchen Funchal auf einmal schon ganz tief da unten. Die Blumenfreunde im Bus waren schon jetzt restlos begeistert. Leuchtender Hibiskus, Hortensien, Agapanthus, Christsterne, Eukalyptus, Tulpenbäume, Oleander, dazu die zwischen Palmen und Agaven hindurchlugende blaue See. Dann erreichten wir das Bergdorf Monte. Anhalten, aussteigen! Hinein in einen Laden mit Stickereien. Bei den in Madeira gekauften Stickereien handelt es sich tatsächlich durchweg um Handarbeit, worauf hier ausdrücklich hingewiesen wird, da es immer wieder vorkommt, dass von Touristen behauptet wird, es handle sich bei den Madeira-Stickereien um Maschinenarbeit..." grantelt ein örtlicher Prospekt. Uns war es egal. Gegenüber befand sich die Kirche Nossa Senhora do Monte aus dem 18. Jahrhundert. Aus ihrer 1470 gegründeten Vorgängerin stammt noch das Muttergottesbild über dem Hochaltar, das alljährlich am 15. August das Ziel einer großen Wallfahrt und dazu Ziel vieler Pilger ist. Sie bewegen sich auf Knien die 74 Stufen der zu dem Gotteshaus führenden Treppe empor. In ihm ist der letzte österreichische Kaiser beigesetzt. 1887 geboren, 1916 auf den Thron gekommen, zwei Jahre später abgedankt, 1922 fern der Heimat im goldenen Käfig des Exils in der Quinta do Monte, einer nahegelegenen schönen Villa, gestorben.

Aber man ist ja Kreuzfahrer, man will nicht verweilen, sondern in den wenigen Nachmittagsstunden des Landgangs etwas zu sehen bekommen, Madeira, die Wunderbare, im Konzentrat. Hinauf also auf den 876 Meter hohen Terreiro da Luta, wo die berühmten Korbschlittenfahrten beginnen. Und los ging es die engen Gassen mit dem glattgeschliffenen Katzenkopfpflaster hinunter. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Manchmal können sich die beiden Kulis auf die Kufen des Schlittens stellen und mitfahren, aber meistens müssen sie doch ziehend der Rutschpartie nachhelfen. Waghalsige Überholmanöver und Winken von Korb zu Korb. Unten angekommen, sind die beiden Treiber reichlich erschöpft. Man grabbelt in der Jackentasche nach Trinkgeld.

Dann sind wir noch ein wenig durch Funchal gebummelt und habe die berühmte Markthallte besucht. Das alles hätten gut alleine organisieren können. Für die Fahrt hinauf nach Monte gibt es eine Seilbahn. Unsere Erfahrungen (auch von späteren Kreuzfahrten) haben wir in einem Hafenportrait von Madeira zusammengefasst. Unser Kreuzfahrtschiff blieb über Nacht in Madeira. Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Lavadawanderung vorgenommen.

Video einer Korbschlittenfahrt
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