Grüne Insellandschaft (TUI Cruises)So um die 80 Inseln, von denen etwa 25 von 20.000 Menschen bewohnt sind, umfasst der Archipel. Es genügt wahrscheinlich, nur eine Insel, nämlich die 376 Quadratkilometer große Hauptinsel zu besuchen. Soweit das Auge reicht, nichts als Wiesen, Steinmauern, Äcker und einsame Gehöfte. Wenn nicht die zottigen Kühe und dickfelligen Schafe wären, könnte man glauben, Mainland wäre ausgestorben. Offensichtlich war es der Wind, der die Vierbeiner zwang, sich ein dickes Fell zuzulegen. Aber sie gedeihen prächtig, wie sich jeder Besucher überzeugen kann. Man fährt nicht auf die Orkneys, um sich mit Landwirtschaft zu beschäftigen oder in den dürftigen Ladengeschäften gestrickte Wollpullover als Souvenir zu kaufen. Nordland Kreuzfahrten mit einem Stopp in Kirkwall findet man übrigens bei kreuzfahrt-norwegen.eu.

Auf Orkney dreht sich nach ein paar Kilometer Überlandfahrt das Rad der Geschichte zurück. Ehe man sich's versieht, steckt man mitten in der Steinzeit. Vor etwa 2000 bis 4000 Jahren wurden Häuser, Grabhügel und Kultstätten gebaut, von dem eindrucksvolle Reste übriggeblieben sind. Da ragt plötzlich unmotiviert mitten aus der grünen Landschaft der Grabhügel von Maes Howe. Doch vor den Archäologen waren schon andere da, nämlich die Wikinger. Sie hatten den alten Grabhügel restlos ausgeplündert und mit unverfrorenem Stolz per Runen ihren Raubzug an den Stein wänden auch noch verewigt. Das dürfte im 12. Jahrhundert gewesen sein. Die Besucher unserer Tage kommen nicht mit Streitäxten und Schwertern, sondern höchstens mit umgehängten Spiegelreflexkameras. Doch für ein Bild reicht das, was die Wikinger überließen, kaum aus. Mit Recht aber darf man die präzise Steinmetzarbeit unserer Vorfahren in der Grabkammer bestaunen.

Mehr gibt es am oder im Ring von Brogar, eine Art Mini-Stonehenge aus der späteren Jungsteinzeit, zu sehen: eine kreisförmige Anlage mit aufgerichteten Monolithen. Um welchen Kult oder um was es hier überhaupt ging, haben die Forscher noch nicht herausgefunden. Etwas mehr dagegen weiß man über das Steinzeitdorf Skara Brae direkt an der Küste. Einem Zufall verdankt es seine Entdeckung: Ein heftiger Sturm deckte das Dorf, das eine Sanddüne an die 3000 Jahre lang verborgen hielt, über Nacht wieder auf. Mehr als spartanisch eingerichtete Hütten mit Herden, engen Schlafnischen und kleinen Vorratsräumen, kamen genauso, wie sie von den Steinzeitmenschen vor einer drohenden Sturmflut verlassen worden waren, wieder zum Vorschein. Es musste ihnen damals sehr pressiert haben, denn sie ließen Nadeln aus Walrosselfenbein, kunstvoll geschliffene Faustkeile und Halsketten aus Tierzähnen zurück. Imponierend übrigens, dass die Orkney-Einwohner diese frühgeschichtlichen Stätten nicht mit Straßen erschlossen haben. Meist muss man über Wiesen, vorbei an neugierigen Kühen, spazieren, um diese Überbleibsel einer frühen Menschheitsgeschichte in Augenschein nehmen zu können.

Costa Schiff in KirkwallAuch einen Tatort der jüngeren Geschichte gibt es zu besichtigen. (So paradox es klingt, zu sehen gibt es eigentlich nichts!) Auf dem Weg von Kirkwall nach Skara Brae, inmitten eines tiefgrünen Hügellandes deutet der Guide plötzlich aufs Meer hinaus: Scapa Flow! Zu sehen ist eine triste Wasserwüste. Nichts erinnert mehr an den 21. Juni 1919. Genau um 10.30 Uhr hatte Konteradmiral von Reuter die kaiserliche Flagge und dazu das Signal hissen lassen: "Paragraph 11 vom heutigen Tag, bestätigen!" Das war nach der Kapitulation der deutschen Hochseeflotte der Befehl zur Selbstversenkung. Als die Kommandanten der Bewachungsboote das Sinken der Schiffe bemerkten, verloren sie die Nerven und ließen mit Maschinengewehren auf die von Bord gehenden Mariner schießen. Elf Männer starben an diesem Tag verspätet einen sinnlosen Soldatentod. Um 17 Uhr war das letzte Schiff gesunken. Am Meeresgrund lagen elf Schlachtschiffe, fünf Schlachtkreuzer, acht leichte Kreuzer, 50 Zerstörer und Torpedoboote sowie 101 U-Boote. Zwischen 1924 und 1931 machte sich ein Mr. Cox daran, die Schiffe zu heben und zu verschrotten. Er und seine Leute entwickelten eine so raffinierte Technik, dass sie beispielsweise nur vier Tage brauchten, um einen Zerstörer zu heben. Ansonsten geht's auf den Orkneys um Kabeljau, Hering und - wie schon gesagt - um Viehzucht. Neben hochwertigen Cheviot-Schafen aus Schottland wird auch eine ruppige einheimische Rasse gezüchtet. In der Fauna der Inselgruppe geben lautstark und schrill Seevögel den Ton an.

Dem Nordland Kreuzfahrer bleibt vor Abfahrt seines Schiffes gerade noch Zeit, den Landausflug auf Orkney mit einem Stadtrundgang in Kirkwall abzurunden. Die größte Sehenswürdigkeit ist die von 1137 bis 1511 erbaute Kathedrale, die einem Heiligen Magnus geweiht wurde. In seiner Jugend führte er als Raubritter ein ziemlich unheiliges Leben, wie sich bis in unsere Zeit herumsprach. Irgendwie muss aber aus diesem Saulus ein Paulus geworden sein. 1106 ist er von gedungenen Mördern getötet worden. Warum und auch warum er heiliggesprochen wurde, weiß niemand so genau.

 

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