Worum geht es bei den Mentalsystemen bzw. Mentalsystem-Apps?

Die in Apples AppStore angebotenen Apps, die das Mind-Machine-Konzept aufgreifen, basieren praktisch alle auf dem gleichen Grundgedanken:

Aus der Gehirnforschung weiß man, dass das Gehirn im EEG je nach Erregungszustand verschiedene Grundfrequenzen erkennen lässt. Diese werden in verschiedene Kategorien aufgeteilt:


Delta-Wellen
Bildnachweis: Wikipedia
  • Delta (0,5 - 4 Hz)
  • Niedrige Theta-Schwingungen
    (4 - 6,5 Hz)
  • Hohe Theta-Schwingungen
    (6,5 - 8 Hz)
  • Alpha (8 - 13 Hz)
  • Beta niedrig (13 - 15 Hz) 
  • Beta mittel (15 - 21 Hz)
  • Beta hoch (21 - 38 Hz)
  • Gamma (38 - 70 Hz)

(Quelle: Wikipedia)

Hz steht für die physikalische Einheit Hertz. Ein Hertz steht für eine Schwingung pro Sekunde, mathematisch ausgedrückt: 1 Hz = 1 / s

An den verschiedenen Frequenzen kann man nun direkt die Erregungszustände des untersuchten Gehirns ablesen. Die abgebildeten Delta-Wellen beispielsweise treten nur im Tiefschlaf oder in Trance auf. 

Was bringt uns diese Erkenntnis?

Neben der Schwingen an sich gibt es noch die Erkenntnis, dass das Gehirn dazu tendiert, sich in seinem Rhythmus anzupassen, wenn man ihm entsprechende Reize anlegt.

Die sogenannten "Mind Machines", auf Deutsch auch "Mentalsystem" genannt basieren auf genau dieser Funktion. Hier wird mit einer speziellen Brille Licht im Rhythmus der gewünschten Frequenz auf die Augen gestrahlt. Dazu gibt es einen Kopfhörer, um einerseits externe Geräusche zu dämpfen und andererseits ebenfalls passende Klänge zur Entspannung und Verstärkung des Effektes einzuspielen.

In einer Handvoll Studien wird auch die grundsätzliche Möglichkeit, auf diese Art das Gehirn zu beeinflussen, bestätigt. Allerdings ist keine dieser Studien langfristig genug oder hatte genügend Probanden untersucht, um dies belastbar zu bestätigen. (Quelle: Wikipedia)

Dennoch gehe ich für mich von einem durchaus positiven Effekt aus. Für mich persönlich ist aber auch mehr die Wirkung also die Ursache wichtig. Ob ein Placebo-Effekt eintrifft, man durch die begleitende Ruhephase und die damit verbundene Entspannung oder eben durch den Einsatz des Mentalsystems zu einem besserem Wohlgefühl gelangt, ist für mich hier nicht so wichtig. Hauptsache, ich fühle mich subjektiv entspannter und energiegeladener.

X-ray of skull with gears (Bild: Thom Lang)

Was kann eine BrainWave-App hier leisten?

Eine App kann sicherlich nicht ein komplettes Mentalsystem ersetzen. Dies scheitert schon daran, dass die App eben nicht ohne weiteres bzw. weitere Hardware Lichtimpulse auf die Augen projizieren kann.

Aber eine App hat durchaus andere Möglichkeiten, die Schwingungen an das Gehirn weiter zu geben:

Alle diese Mentalsystem-Apps basieren auf Tönen.

Für die meisten benötigt man zwingend einen Kopfhörer, für alle anderen ist es auf jeden Fall empfehlenswert, um den Effekt zu verstärken.

Prinzipiell steht man vor dem Problem, dass man diese niedrigen Frequenzen nicht als Schallwellen mit den Ohren wahrnehmen kann. Diese Frequenzen liegen zumindest teilweise im Infraschall-Bereich unterhalb von 16Hz. Ferner muss man bedenken, dass auch die meisten Kopfhörer sowie die Smartphone-Hardware auch mit Frequenzen von wenigen Hertz so ihre Probleme haben. Insbesondere der Infraschall ist nur mit sehr hohen Schalldrücken überhaupt unterbewusst wahrnehmbar - das ist nicht mit einem Smartphone mit Kopfhörer erreichbar. Es bedarf also einem alternativen Herangehen:

Wie funktioniert das?

Es gibt verschiedene Techniken, die gewünschten Schwingungen zu erzeugen:

  • Direkte Tonfolge
  • Binaurale Beats

 Diese möchte ich Ihnen in den nächsten beiden Abschnitten erläutern:

Direkte Tonfolge

Die erste Möglichkeit ist relativ simpel und eignet sich auf für Kopfhörermuffel. Hierbei wird nicht ein Ton von einer Infraschall-Frequenz ausgestrahlt sondern ein normal hörbarer Ton in der gewünschten "BrainWave"-Frequenz ein- und ausgeschaltet, also pulsiert.

Beispielsweise wird ein "normaler" 200Hz-Ton fünfmal pro Sekunde ein- und ausgeschaltet um eine 5Hz-Schwingung zu erzeugen. 

Bei ansteigenden Frequenzen bietet es sich an, einfach auf direkte Frequenzeinspielung zu wechseln.

 

Binaurale Beats

Binaurale Beats klingen zumindest deutlich mystischer als ein simples Ein- und Ausschalten. Dennoch ist es ein simples Verfahren, das durchaus bekannt ist. Entdeckt wurde es bereits 1839 durch Heinrich Wilhelm Dove.

Hierbei ist zwingend ein Kopfhörer zu tragen. Der "Trick" liegt hier darin, dass man beiden Ohren unterschiedliche Töne vorspielt. Beispielsweise hört das linke Ohr einen 200Hz-Ton und das rechte Ohr einen mit 220Hz. Auf diese Art hört man scheinbar einen mit 20Hz auf- und abschwellenden Ton. Dies ist eine sogenannte akustische Täuschung, da tatsächlich auf beiden Ohren ein gleichmäßiger Ton gesendet wird. Physiker denen vielleicht eine Schwebung, aber auch das trifft nicht zu. Unser Gehirn erzeugt diese niederfrequente Schwingung im Hörzentrum. 

Grundsätzlich darf dabei die Frequenz nicht über etwa 1500Hz liegen und die Differenz nicht größer als 30Hz sein. 

 

Wirkungsansatz der Mentalsysteme

Die gewünschte Wirkung durch das Mentalsystem bzw. der Mentalsystem-App soll nun dadurch erreicht werden, dass man die takterzeugenden (schwingungserzeugenden) Töne der Zielperson so lange vorspielt, bis deren Gehirn sich auf diese Schwingung eingestellt hat.

Aus gesicherten Forschungen aus der Elektroenzophalografie weiß man, dass das menschliche Gehirn dazu tendiert, sich mit seinen eigenen Schwingungen an externe Schwingungen zu synchronisieren. Die Theorie der Mentalsystem-Hersteller lautet vereinfacht:

"Wählt man die richtige Frequenz oder Frequenz-Reihenfolge von außen,
wird man die gewünschte Wirkung erreichen."

So gehen aktuelle Mentalsystem-Apps in der Regel mit mehreren Sequenzen an die Sache heran. Eine einzelne Sequenz dauert zwischen fünf und zwanzig Minuten, um dem Gehirn genug Gelegenheit zu geben, sich anzugleichen. Anschließend folgen weitere Sequenzen, die beispielsweise nach einer Entspannungsphase zu noch tieferer Entspannung, Träumen o.ä. anregen sollen.

Das Ganze wird meistens mit Musik, entspannenden Klängen oder Naturgeräuschen untermalt. Es gibt auch Apps, die auf Tablett-Systemen, wie dem iPad beispielsweise zusätzlich noch Naturbilder oder Farben anzeigen, um die Stimmung zu verstärken.

Beispiele für fernöstliche Meditationsmusik

Im Grunde nichts neues

Im Grunde bietet dieser Ansatz keine allzu neuen Ideen. Sowohl die Untermalung mit entspannenden Geräuschen, als auch der sehr langsame Rhythmus findet sich in vielen fernöstlichen Meditationsmusiken, etwa dem japanischen Zen, "Tibetanische Klangschalenmusik" oder auch in der chinesischen Meditationsmusik.

In diesen Kulturen hat dieses System sich schon sein Jahrhunderten, besser: seit Jahrtausenden bewährt.

Die Frage ist, in wie weit die Essenz aus dieser Technik in entsprechende BrainWave-Apps transportiert werden kann oder transportiert wurde.

 

Mentalsystem-Apps auf iTunes - Einige Beispiele - die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Brain Wave
30 Fortgeschrittene Binaural Brainwaves - Banzai Labs

Brainwaves - The Unexplainable Store - PPL Development Company LLC

Anti-depress - Vanilla Breeze Co., Ltd.

Haben Sie schonmal ein Mentalsystem oder eine Binaureal-Beat-App ausprobiert?
Mentalsystem - Entspannung aus der Dose?

Mentalsystem - Entspannung aus der Dose? (Bild: Peter Dreuw, basierend auf Foto von Hans/Pixabay.de)

Eigene Erfahrung

Einige Mentalsystem-Apps in Apples AppStore versprechen das Blaue vom Himmel herunter. Die Preise variieren stark. Es finden sich Brainwave-Apps für zwei oder drei Euro mit einigen starken Brainwaves, es gibt aber auch welche, bei denen eine einzige Komposition bereits zehn oder zwölf Euro kostet.

Andere unterstützen die Entspannung optisch durch Landschafts- oder Naturbilder oder Farben - diese Gattung spielt vor allem auf den Apple iPads die Karten aus.

Meiner Erfahrung nach funktionieren die von mir getesteten Apps zur Entspannung, besserem Schlaf und auch traumreicheren Schlaf durch die Bank recht gut. In einem weiteren Artikel werde ich diese Apps gerne vorstellen.

Andere versprechen Unterstützung bei der Gesundheit oder sogar Telepathie und ähnliches. Hier mag sich jeder selbst ein Bild machen, ob das möglich ist oder nicht.

 

Über den Autor: Peter Dreuw

profkm, am 20.10.2012
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Autor seit 13 Jahren
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