Der Mississippi-River (Bild: Archbob / Pixabay)

Der Herrscher der Natchez war zu heilig, um ein sterbliches Wesen zu berühren

Als die Europäer im 16. Jahrhundert nach Amerika gelangten, gehörte das Zeitalter der Mississippianer und der Tempel-Hügel bereits der Vergangenheit an. Ein Teil ihrer Kultur war von anderen Indianerstämmen übernommen worden. Zu ihnen gehörten die Natchez, die bei St. Catherine's Creek im Bundesstaat Mississippi lebten. Ihre sieben Dörfer hatten jeweils einen eigenen Hügel. Umgeben wurden die Dörfer von dem über elf Meter hohen Emerald Mound.

Die Natchez hatten einen absoluten Herrscher, der "Great Sun" (Große Sonne) genannt wurde und als Gottgleicher zu heilig war, um ein anderes sterbliches Wesen zu berühren oder auch nur denselben Boden zu betreten, wenn dort nicht zuvor spezielle Matten für ihn ausgelegt worden waren. Die Bezeichnung "Natchez" setzt sich aus den Choctaw-Wörtern "Nahni-Sakti-Chata" zusammen und bedeutet soviel wie "die Krieger der hohen Klippen". Sie selbst bezeichneten sich als W'Nahk'-Chee (Schnelle Krieger).

Wie bei vielen Indianerstämmen, so näherte sich auch die Zeit der Natchez bald ihrem Ende. Franzosen, die im späten 17. und 18. Jahrhundert einige Zeit in der serselben Region lebten, sahen in ihnen bereits einen im Untergang befindlichen Stamm. Aus Europa eingeschleppte Seuchen wie Masern oder Pocken versetzten den Natchez endgültig den Todesstoß, denn gegen diese Krankheiten besaßen die Indianer keine Abwehrkräfte. Der Franzose de la Vente berichtete 1704 über die Natchez, dass sich ihre Zahl allein in den letzten sechs Jahren um ein Drittel verringert habe.

Die Choctaw-Indianer griffen den Stützpunkt der Natchez an

Im November 1729 befahl ihnen der französische Kommandant Sieur de Chépart, das Dorf White Apple zu räumen, um Platz für eine Tabakplantage zu schaffen. Doch die Natchez weigerten sich und suchten Verbündete bei anderen Indianerstämmen, wie den Koroa, den Chickasaw und den Choctaw. Darüber hinaus versuchten sie auch die afrikanischen Sklaven für ihren Aufstand zu gewinnen, die auf den benachbarten französischen Plantagen arbeiteten. Am 28. November 1729 griffen die Indianer die französische Kolonie in Fort Rosalie an und töteten etwa 200 Kolonisten. Mehr als 300 Frauen, Kinder und Sklaven wurden gefangen genommen.

Im Januar 1730 belagerten die Franzosen das Hauptfort der Natchez, wurden jedoch vertrieben. Zwei Tage später griffen etwa 500 Choctaw-Indianer den Stützpunkt an. Sie töteten mehr als 100 Natchez und befreiten schätzungsweise 50 Franzosen und ebenso viele Sklaven. Der Krieg dauerte bis zum Januar 1731. Dann gelang es den Franzosen schließlich, ein Fort der Natchez westlich des Mississippi zu erobern. Etwa 100 Krieger und das Oberhaupt Great Sun wurden gefangen genommen und auf französische Plantagen in der Karibik verschifft.

Mehr als 70 Indianer entkamen. Sie flohen zu benachbarten Stämmen der Muskogee, Choctaw und Chickasaw und vermischten sich mit ihnen. Heute existieren noch ungefähr 5000 Natchez, vor allem in Mississippi, aber auch in Alabama und teilweise in Georgia. Mit dem Untergang der Natchez endete auch das Zeitlater der Mounds. Obwohl diese Bauten auf eine fast 3000-jährige Geschichte zurückblicken können, sind sie bis heute eines der faszinierenden Rätsel in Nordamerika.

BerndT, am 13.09.2014
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Bildquelle:
tpsdave (Indianische Grabhügel im Wilden Westen)
PublicDomainPictures (Die Traumdeutung der Indianer)
OSU Special Collections & Archives (Mississippi-Dampfer im Wilden Westen)

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