Napoli: Eine Stadt der Extreme
Zwischen Gucci-Tasche und bröckelndem Beton: In der süditalienischen Metropole liegen Reichtum und Armut ganz nahe beieinander.Auch die Autos sind in Napoli besonders kreativ. (Bild: Daniel Wolf)
Fuorigrotta: Pasta statt Gucci
Das Stadio San Paolo fasst 60.000 Zuseher und ist bei Spielen der Serie A oder der Champions League stets gut gefüllt. Die beiden Heimkurven Curva A und Curva B sind Heimat der hartgesottenen Fans. Die Stimmung erinnert an südamerikanische Ausnahmezustände. 90 Minuten wird gesungen, gesprungen und mit der Squadra mitgefiebert. Bei einem Tor von Napoli-Stars wie Lorenzo Insigne, Marek Hamsik oder Dries Mertens bebt das ganze Stadion.
So manchem Besucher wird es da so richtig Angst und Bange - nicht ganz zu Unrecht, denn der 1959 gebaute Fußball-Tempel ist doch nicht mehr taufrisch.
Maradonna und überlaufende Pissoirs
Das Stadion wurde von 1948 bis 1959 im Herzen von Fuorigrotta gebaut. Es war für 89.000 Zuseher ausgelegt. Vor der Europameisterschaft 1980 wurde es teilweise, für die Weltmeisterschaft 1990 komplett modernisiert. Das San Paolo bekam ein Dach, Videowände und eine neue Pressetribüne. Das Flutlicht sowie die Leichtathletikanlage wurden ebenso erneuert. Obwohl die Kapazität nach dem Umbau auf 85.000 Fans gesenkt wurde, kamen zu Zeiten des argentinischen Heilbringers Diego Armando Maradona Franco (1984-1991) bis zu 100.000 Napoli-Fans ins riesige Oval. Seither ist das Stadio San Paolo bis auf einige kosmetische Eingriffe - beispielsweise wurden Videowände erneuert - unverändert. Von außen betrachtet, erkämpft sich der Rost immer mehr Fläche. Die engen Stiegenaufgänge aus Beton sind alles andere als vertrauenserweckend, bei vielen Toilettenanlagen fehlen die Türen, so manches Pissoir sieht seit Jahren gelb - im Inneren ist es kaum besser.
Die orange-rostfarbenen Sitzflächen sind kaugummiverklebt, falls sie noch an Ort und Stelle sind, modernes à la Videowürfel sucht man vergeblich. Freilich hindert all das die Neapolitani nicht daran, jedes Heimspiel in ein Freudenfest zu transformieren. Mit 14 Euro Eintritt in den Kurven ist das für den einfachen Arbeiter aus Fuorigrotta genauso leistbar wie für den wohlhabenden Geschäftsmann aus Chiaia. Forza Napoli!
Stadio san Paolo (Bild: Daniel Wolf)
Bildquelle:
a.sansone
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