Man mag diese Klischees belächeln. Doch tatsächlich hat das flächenmäßig größte Land Westeuropas allen Grund zum Nationalstolz. Französische Lebensart prägte immerhin die westliche Kultur. Die Geschichte des Landes geht zurück auf Karl den Großen und brachte weitere historische Persönlichkeiten wie den Sonnenkönig Ludwig XIV., den Imperator Napoleon oder die Volksheldin Jeanne d'Arc hervor. Auch die legendäre Geschichte des Templerordens ist von Anfang bis Ende untrennbar mit Frankreich verbunden. Der Staat galt zudem über Jahrhunderte als Kolonialmacht und war zeitweise ein ernst zu nehmender Mitbewerber in der internationalen Seefahrt. Ein großartiges Land mit großartiger Geschichte also. Dennoch beziehen sich die meisten seiner nationalen Symbole auf nur ein wichtiges Ereignis: Die Große Französische Revolution.

Der 14. Juli: Nationalfeiertag Frankreichs

Besonders deutlich wird dies am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli. Im Jahr 1789 erstürmten die Franzosen an diesem Tag die Bastille, eine Pariser Festung. Sie diente als Munitionsdepot sowie als Gefängnis für politische Gefangene, welche oft einer willkürlichen Behandlung ausgesetzt waren. Daher galt die Bastille als Symbol der Unterdrückung und wurde anschließend vollständig zerstört. Das Ereignis wird oft als Ausbruch der Großen Französischen Revolution angesehen, tatsächlich gab es jedoch schon einige Tage zuvor gewaltsame Ausschreitungen. Dennoch entwickelte sich der 14. Juli schnell zum nationalen Mythos. Endgültig zum Fete nationale erklärt wurde das Datum jedoch erst am 90. Jahrestag des Revolutionsbeginns im Jahr 1879.

Vom Kampflied zur Nationalhymne Frankreichs: Die Marseillaise

Die immer weiter ausufernde Revolution der Franzosen bedrohte zunehmend auch die Gesellschaftsstrukturen anderer Staaten Europas. So kam es 1792 zum Konflikt mit Österreich. In dieser angespannten Lage schrieb der französische Offizier und Kapitän Rouget de Lisle ein Kampflied, die Marseillaise. Das Lied fand rasch Verbreitung und wurde am 14. Juli (!) 1795 zum Nationalgut erklärt. Während der Zeit der Restauration (1815 – 1830) verbot die kurzzeitig erstarkte Monarchie das Lied. Danach jedoch erfreute sich die Marseillaise neuer Beliebtheit und wurde (ebenfalls im 90. Jubiläumsjahr der Revolution) 1879 zur Nationalhymne erklärt. Das Vokabular des Liedes ist allerdings recht deftig. Begriffe wie "unreines Blut" und "ausländisches Gesindel" wechseln sich ab mit der Glorifizierung soldatischen Ruhmes. Für das historisch belastete und peinlichst auf politische Korrektheit bedachte Deutschland wäre eine solche Nationalhymne wahrscheinlich schlichtweg undenkbar...

Die Trikolore: Ein Markenzeichen Frankreichs?

Im wortwörtlichen Sinne verfügen heute unzählige Staaten der Erde über eine Trikolore, denn das Wort bedeutet lediglich soviel wie "Die Dreifarbige". Dennoch ist meist die französische Flagge gemeint, wenn von der Trikolore gesprochen wird. Sie setzt sich aus den Farben Blau, Weiß und Rot zusammen und verdankt ihre Entstehung ebenfalls der Großen Französischen Revolution. Weiß war die Farbe des bourbonischen Königshauses. Blau und Rot standen für die Stadt Paris. In den Anfangsjahren der Revolution entstand daraus als eine Art Kompromiss ein militärisches Abzeichen (Kokarde) aus den drei Farben. 1794 erklärte man die Farbkombination zur Nationalfahne. Die Trikolore war geboren. Doch das neue Nationalsymbol hatte es schwer. In den folgenden Jahrzehnten erhielt es immer wieder Konkurrenz durch rote Revolutionsfahnen und die weiße Fahne der Royalisten. Um 1880 herum war die Trikolore dann aber allgemein als patriotisches Symbol akzeptiert. Zum verfassungsgeschützten Wahrzeichen Frankreichs wurde die Fahne jedoch erst 1946. Nicht immer bestand die Trikolore lediglich aus den drei senkrechten Farbbalken. Im 19. Jahrhundert beinhaltete sie kurzzeitig ein weiteres Wahrzeichen Frankreichs:

Der Gallische Hahn: Wortspiele mit einem Federvieh...

Dass ausgerechnet ein Hahn zu den Statussymbolen Frankreichs zählt, hat weder mit dem Stolz der Franzosen, noch mit ihren vermeintlichen Liebhaberqualitäten zu tun. Das tierische Wahrzeichen basiert vielmehr auf einem antiken Wortspiel: Der Begriff gallus bezeichnete in der Römerzeit nicht nur einen Gallier, sondern war gleichzeitig das lateinische Wort für Hahn. Weil sich das Verbreitungsgebiet der Gallier größtenteils auf das heutige Frankreich erstreckte, entwickelte sich der Hahn somit zum französischen Symbol.

Die Marianne: Ein echtes Wahrzeichen der Franzosen?

Nicht wenige Menschen glauben, dass eine bestimmte Frauengestalt ebenfalls zu den französischen Wahrzeichen zählt: Die Marianne, welche tatsächlich jedoch nicht zu den amtlichen Symbolen des Landes zählt. Daher kann die Marianne auch problemlos dem jeweils aktuellen Zeitgeist angepasst werden. Dargestellt wird sie mal barbusig, mal brav und oft bekleidet mit dem Freiheitssymbol antiker Sklaven, der sogenannten Jakobinermütze. Letztere könnte zudem auf die Wurzeln der Marianne-Figuren hinweisen: Einmal mehr wird hier die Große Französische Revolution als Ursprung eines nationalen Symbols herangezogen. Damals sollen entsprechende Darstellungen erstmals aufgetaucht sein, um die Freiheit zu symbolisieren. Andere Quellen verweisen hingegen auf eine linksextreme Geheimgesellschaft zur Zeit der Restauration und des nachfolgenden Bürgerkönigtums.

Heute sind Marianne-Darstellungen weit verbreitet und zieren selbst Münzen oder Briefmarken. Wie die Figur zu ihrem Namen kam, bleibt allerdings nebulös. Die Herkunft ihres Aussehens hingegen kann heutzutage ganz genau ermittelt werden: Seit Jahrzehnten erhält die Marianne die Gesichtzüge einer jeweils gerade prominenten Französin. Diese Ehre hatten unter anderem bereits Brigitte Bardot, Mireille Mathieu, Sophie Marceau und Laetitia Casta.

Autor seit 13 Jahren
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