Ist eine natürliche Fehlgeburt für mich der richtige Weg?

Eine natürliche Fehlgeburt ohne medizinische Interventionen ist sicherlich nicht für jede Frau der richtige Weg. Schade finde ich jedoch, dass die meisten Frauen gar nicht von dieser Option wissen. Folgende Argumente für und gegen das Abwarten des natürlichen Verlaufs können bei der Entscheidungsfindung helfen:


Was spricht für das Abwarten bei einer Fehlgeburt

  • Die Frau hat mehr Zeit, sich auf die Fehlgeburt einzustellen und kann diese dadurch besser verarbeiten und akzeptieren.
  • Man fühlt sich nicht so passiv und auf Hilfe von Ärzten angewiesen.
  • Es besteht nicht die Gefahr der Verletzung der Gebärmutterwand, es bleiben keine Narben
  • Die natürliche Fehlgeburt ist in der Regel schonender für die Gebärmutter
  • kein Narkoserisiko
  • geringeres Infektionsrisiko
  • Setzen Wehen ein, spürt jede Frau, dass die Schwangerschaft definitiv nicht mehr intakt ist, bei einer Ausschabung hingegen, können Zweifel bleiben, ob das Baby nicht doch überlebt hätte. Das Risiko einer falschen Diagnose beträgt immerhin 8,3 %, wenn der Embryo zwar sichtbar aber kein Herzschlag nachweisbar ist.
  • In vielen anderen Ländern dieser Welt und bis vor nicht allzu langer Zeit auch noch in Deutschland wurde eine Ausschabung nur in Fällen medizinischer Dringlichkeit vorgenommen, z.B., wenn die Plazenta in der Gebärmutter verblieb.

 

Was spricht für eine Ausschabung oder geburtseinleitende Medikamente?

  • Wenn Sie die Fehlgeburt so schnell wie möglich hinter sich bringen möchten, haben Sie vermutlich nicht ausreichend Geduld, mehrere Tage oder Wochen abzuwarten.
  • Eine Fehlgeburt im Krankenhaus ist besser planbar.
  • Die Ausschabung ist schmerzfrei, da sie unter Vollnarkose durchgeführt wird, während manche Frauen eine natürliche Fehlgeburt fast ähnlich schmerzhaft wie eine "große" Geburt erleben, auch wenn sie in der Regel wesentlich schneller verläuft.
  • Eine Überwachung durch medizinisches Fachpersonal wird dem Sicherheitsbedürfnis mancher Frauen eher gerecht.
  • In seltenen Fällen, z.B. wenn das Ei zwar befruchtet wurde, sich aber kein Embryo entwickelt hat, kann es vokommen, dass die Fehlgeburt entweder gar nicht oder zumindest nicht vollständig abgeht, so dass eine Ausschabung in diesem Fall unumgänglich ist.

 

Fazit

Letztendlich entscheidet jeder nach Bauchgefühl. Wer ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat, aber dennoch gerne ohne medizinische Eingriffe fehlgebären möchte, für den könnte die Unterstützung durch eine Hebamme während der natürlichen Fehlgeburt hilfreich sein. Manche Hebammen bieten eine solche Begleitung zuhause an.

Ich selbst fand es sehr schön, in Ruhe ohne medizinische Interventionen, Abschied nehmen zum können. Dadurch, dass ich den natürlichen Ablauf abgewartet habe, hatte ich ausreichend Zeit, mich gedanklich und emotional mit dem Thema "Fehlgeburt" auseinanderzusetzen und habe mich nicht überrumpelt gefühlt, so dass es für mich persönlich der beste Weg war, eine natürliche Fehlgeburt zu erleben

Weitere Informationen und Entscheidungshilfen bietet dieser Artikel

 

Emotionale und sonstige Vorbereitung auf die Fehlgeburt

Wer eine natürliche Fehlgeburt zuhause erleben möchte, braucht Geduld, eine gewisse Schmerztoleranz, Durchhaltevermögen und ein gesundes Vertrauen in den eigenen Körper. Auch sollte der Partner oder eine andere Vertrauensperson zur Seite stehen. In sehr seltenen Fällen kann es während einer Fehlgeburt zu Komplikationen kommen. Halten Sie für den Notfall die Telefonnummer des Krankenhauses bereit. Im Normalfall erfordert eine Fehlgeburt jedoch keine medizinische Hilfe. Was hilfreich ist, unterscheidet sich im Grunde nicht wesentlich von dem, was man auch für eine normale Geburt benötigt: Ausreichend zu Trinken, einen bequemen Platz, die Möglichkeit sich zu bewegen und zu entspannen, evtl. Entspannungsmusik, vielleicht einen kleinen Snack oder Traubenzucker und auf jeden Fall eine Vertrauensperson im Raum oder in erreichbarer Nähe.

Ablauf einer natürlichen Fehlgeburt in der 12. Schwangerschaftswoche als "Hausgeburt" - Mein Erfahrungsbericht

Eine Fehlgeburt kündigt sich in der Regel durch Blutungen und Schmerzen im Unterleib an. Blutungen in der Schwangerschaft sind bei manchen Frauen harmlos. Das ist auch der Grund, weshalb wenige Frauen nicht merken, dass sie schwanger sind, weil sie die Blutungen für ihre Periode halten. Der Unterschied zu Blutungen, die eine Fehlgeburt ankündigen, besteht darin, dass die Blutungen bei einer Fehlgeburt ungleichmäßig stark sind, zunehmend stärker werden und das Blut dunkelrot gefärbt und später auch mit Blutgerinnseln versehen ist, während es bei einer harmlosen Blutung meist nur wenig und helles Blut ist.

Bei mir hat es nach Einsetzen der ersten Schmierblutungen sechs Tage gedauert bis es so weit war. Als die Blutungen einsetzten, kontaktierte ich meine Hebamme, die mir sagte, es müsse sich bei den Blutungen nicht zwangsläufig um eine Fehlgeburt handeln. Sie empfahl mir, mich zu schonen, ins Krankenhaus zu fahren, sollten die Blutungen stärker werden und bot mir an, sie jederzeit anzurufen, wenn ich das Bedürfnis danach hätte.

Es folgten einige Tage, in denen ich mich einerseits emotional auf eine Fehlgeburt einstellte, mich im Internet informierte und mir Ruhe gönnte, so gut es mit einem Kleinkind möglich ist, andererseits anfangs aber auch immer noch hoffte, dass die Schwangerschaft doch nicht intakt sein könnte. Kurzzeitig spielte ich mit dem Gedanken, ins Krankenhaus zu fahren (es war über Weihnachten). Zunehmend reifte in dieser Zeit aber mein Entschluss, der Natur ihren Lauf zu lassen. Schließlich, so dachte ich mir, haben die Frauen noch bis vor wenigen Jahrzehnten ihre Fehlgeburten auch zuhause erlebt und überlebt. Ich bin sowieso ein Mensch, der nicht gerne viele medizinische Eingriffe erfährt. Mein Partner teilte meine Ansicht glücklicherweise.

Sechs Tage später, es war nachts um drei Uhr setzten die ersten Wehen ein. Mittels Entspannungstechniken und Hypnose habe ich diese über mehrere Stunden komplett schmerzfrei erlebt. Ich habe im Bett gelegen, war in meiner Traumwelt und habe dabei sogar noch meinen Sohn gestillt. Ungefähr gegen halb acht versagte die Hypnose, die Wehen waren ca. eine halbe Stunde lang sehr schmerzhaft, vergleichbar mit den Wehen, die man bei einer normalen Geburt am Ende der Eröffnungsphase hat. Gerade als ich an dachte: "Hm, jetzt bräuchtest du vielleicht doch mal ein Schmerzmittel, ob das wirklich so eine gute Idee war, zuhause zu bleiben?", verspürte ich starken Druck nach unten, ähnlich einer vollen Blase. Ich lief zur Toilette und der Mutterkuchen plumpste aus mir heraus. Ich blutete sehr stark und mir wurde einen kurzen Moment schwarz vor Augen. Ich konnte allerdings meinen Mann noch um einen kalten Waschlappen und Wasser bitten. Viel Trinken und der kalte Waschlappen auf der Stirn halfen den Kreislauf wieder auf die Sprünge. Aus diesem Grund empfehle ich übrigens niemanden eine natürliche Fehlgeburt zuhause völlig alleine durchzuführen.

Zwei Stunden später saß ich am Frühstückstisch als sei nichts gewesen, außer dass ich stark blutete. Ich war total glücklich und erleichtert, die Fehlgeburt ohne medizinische Hilfe hinter mich gebracht zu haben. Traurig war ich in dem Moment gar nicht. Die Trauer kam erst zwei Tage später. Am nächsten Tag hatte ich einen Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin, die sich äußerst überrascht zeigte, dass "Sie das alles ganz alleine gemacht haben" und mir bestätigte, dass keine Reste mehr in der Gebärmutter vorhanden seien.

Einen Tipp habe ich für Frauen, die ihr verstorbenes Baby sehen und vielleicht sogar beerdigen möchten: Setzen Sie sich, wenn Sie am Ende das Druckgefühl verspüren, nicht auf die Toilette sondern fangen Sie ihr verstorbenes Baby in einem Eimer oder sonstigen Behälter auf. So können Sie es ansehen und ggf. begraben. Natürlich werden Sie bei einer Fehlgeburt in der frühen Schwangerschaft noch nicht viel erkennen können. Der Embryo ist zu dieser Zeit nur wenige Zentimeter groß. Dennoch mag es für die ein oder andere Frau hilfreich sein, um besser Abschied nehmen zu können.

Weitere ausführliche Informationen zum Ablauf einer Fehlgeburt finden Sie hier. Der Text ist von einer Hebamme geschrieben.

Erinnerung an ein Sternenkind (Bild: Skley / Flickr)

Fehlgeburt verarbeiten - Was hilft?

Den meisten Frauen tut es gut, mit einer Vertrauensperson über die Fehlgeburt und die eigene Trauer zu sprechen. Für ein solches Gespräch steht auch die Hebamme zur Verfügung. Außerdem sollten Sie sich jetzt etwas Schönes zu gönnen, vielleicht einen Ausflug mit dem Partner oder der besten Freundin unternehmen. Bedenken Sie: Die Zeit nach einer Fehlgeburt bezeichnen Hebammen nicht ohne Grund auch als "kleines Wochenbett". Es ist also wie nach einer normalen Geburt eine Zeit, in der Sie sich bewusst schonen sollten.

Wichtig zu wissen ist, dass genau wie bei einer natürlichen Geburt auch, der Hormonabbau einen plötzlichen Stimmungsabschwung verursachen kann, und meistens am zweiten Tag nach der Fehlgeburt zu dem führt, was man umgangssprachlich auch als "Heultag(e)" bezeichnet. Frau ist dann einfach viel näher am Wasser gebaut als sonst.

Vielleicht möchten Sie Ihr Baby beerdigen. Auf manchen Friedhöfen gibt es spezielle Gemeinschaftsgräber für zu früh geborenen, bei denen noch keine Bestattungspflicht besteht. Alternativ ist auch ein Begräbnis im eigenen Garten möglich.

Äußerst empfehlenswert finde ich diese Internetseite, die sich dem Thema Fehlgeburt und widmet. In einem Forum können Sie sich anonym mit Betroffenen austauschen. Das ist gerade dann auch eine gute Alternative, wenn Sie in Ihrem Umfeld mit niemanden darüber reden möchten.

Nach der Fehlgeburt ohne Ausschabung: Ultraschall ratsam

Am Tag nach meiner häuslichen Fehlgeburt ließ ich mich bei meiner Frauenärztin per Ultraschall untersuchen. Diese Untersuchung ist sehr wichtig, um festzustellen, dass keine Reste des Fötus in der Gebärmutter verblieben sind und um festzustellen, ob das Schwangerschaftshormon sich wieder zurückgebildet hat. Dazu wird Blut abgenommen und der HCG-Wert bestimmt. Liegt er noch über 3 - was durchaus normal ist - ordnen einige Frauenärzte einen Kontrolltermin an. Meine Frauenärztin hielt diesen allerdings nicht für nötig, da sich bei mir alles schon sehr gut zurückgebildet hatte.

Auf die natürliche Fehlgeburt folgt eine Blutung, die etwas stärker und langanhaltener ist als die gewohnte Monatsblutung. Anfangs können dunkele Blutgerinnsel im Blut sichtbar sein. Das ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Bei mir dauerte die Blutung ziemlich genau eine Woche. Die erste Periode setzte wenige Tage später ein als gewohnt. Danach war mein Zyklus wieder regelmäßig.

Wann kann oder darf ich nach Fehlgeburt wieder schwanger werden?

Tja, ich würde sagen: Nichts genaues weiß man nicht... Zu dieser Frage habe ich nämlich viele unterschiedliche Meinungen gehört und gelesen. Die Spannweite der Antworten reicht von: So schnell wie möglich bis hin zur Empfehlung, mindestens drei Zyklen abzuwarten. Für beide Ansichten lassen sich gute Argumente finden.

Meine Frauenärztin sagte mir, dass nach aktuellem Forschungsstand eine sofortige erneute Schwangerschaft die besten Chancen hätte, weil der Körper nach einer Fehlgeburt noch voll auf Schwangerschaft programmiert sei. Es gäbe Studien, die zeigten, dass das Risiko einer erneuten Fehlgeburt am geringsten sei, wenn die Frau unmittelbar im ersten Zyklus nach der Fehlgeburt wieder schwanger würde. Meine Hebamme bestätigte diese Ansicht.

Manche Frauenärzte plädieren dafür, dass die Frau zumindest einen Zyklus abwarten sollte. Sie argumentieren, dass die Frau einmal wieder normal ihre Periode gehabt haben soll, damit sich der Zyklus wieder eingespielt hat. In Krankenhäusern hingegen wird Frauen nach einer Ausschabung häufig eine dreimonatige Wartezeit empfohlen. Eine Wartezeit mag vor allem bei wiederholten Fehlgeburten durchaus angeraten sein, weil mehrere Fehlgeburten hintereinander ein Zeichen dafür sein können, dass der Körper zur Zeit nicht die nötigen Kraftreserven für eine Schwangerschaft hat. Sogar eine Faustregel habe ich zu diesem Thema gefunden: Solange, wie die Schwangerschaft gedauert hat, solange sollte man dem Körper auch Zeit geben, sich davon zu erholen. Auf mich hat diese Regel zufälligerweise sogar gepasst, obwohl ich mir keine bewusste Auszeit genommen habe sondern einfach nicht eher wieder schwanger geworden bin.

Was ich für sinnvoll halte: Auf den eigenen Körper hören, also sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, schnell wieder schwanger werden zu müssen aber auch nicht unnötig lange abzuwarten. Ich vertraue darauf, dass es grundsätzlich so ist: Wenn man sehr schnell wieder schwanger wird, ist der Körper in der Regel auch dazu bereit.

Wichtiger Hinweis: Eine natürliche Fehlgeburt zuhause nicht alleine durchführen! Disclaimer

Liebe Leser, bitte beachten Sie: Ich bin weder Arzt noch Hebamme oder sonstige qualifizierte medizinische Fachperson und kann daher selbstverständlich auch nicht deren Rat ersetzen. In diesem Artikel schildere ich lediglich meine persönlichen Erfahrungen und rate nicht zuletzt auf Grund eben dieser jeder Frau, sich im Falle einer drohenden Fehlgeburt vertraulich an eine Hebamme zu wenden. Dringend empfehle ich zudem, bei einer zuhause geplanten natürlichen Fehlgeburt, dafür zu sorgen, dass der Partner oder eine sonstige Vertrauensperson während der Fehlgeburt anwesend ist, um bei auftretenden Komplikationen unverzüglich Hilfe leisten bzw. anfordern zu können.

 

Quellen: Außer der eigenen Erfahrung: http://www.hebammenwissen.info/fehlgeburt-ohne-ausschabung/

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