Naturwissenschaft und die Frage nach Gott

Das moderne wissenschaftliche Weltbild ist entstanden aus dem Konflikt zwischen Religion und Naturwissenschaft hinsichtlich der Frage nach der Entstehung des Universums und damit auch des Menschen. So kann dem religiösen Glauben zufolge nur Gott (oder die Schöpfergötter in den polytheistischen Religionen) das Universum und den Menschen geschaffen haben, und zwar durch sein „göttliches Wort“– wie der Evangelist Johannes diese Genesis beschrieben hat. Demgegenüber ist für die Naturwissenschaft das Universum nicht durch den Willen einer überirdischen Macht entstanden, sondern infolge bestimmter physikalischer Prozesse, die den Urknall ausgelöst haben. Es hat allerdings immer schon Naturwissenschaftler gegeben, die Gott im Gegensatz zu den „Naturalisten“ nicht gänzlich aus ihrer Vorstellung von der Entstehung des Universums „ausklammern“ wollten. So hat ihrer Ansicht nach Gott in irgendeiner Weise den Urknall gezündet und dabei auch die Naturgesetze geschaffen. Auftrieb erhielt das Lager der „Deisten“, also der „Gottgläubigen“, im 20. Jahrhundert, als sich herausstellte, dass Physiker und Kosmologen den Punkt Null, also den eigentlichen Schöpfungsmoment, mit ihren Theorien nicht erfassen können. Der Beginn der kosmischen Prozesse, die sogenannte kosmologische Singularität, blieb rätselhaft. Hinzukamen die Erkenntnisse der Quantenphysik über das „merkwürdig“ erscheinende Verhalten der Elementarteilchen, das Staunen über das menschliche Gehirn als komplexeste Struktur des Universums und die noch größere Verwunderung darüber, dass die physikalischen Konstanten und Naturkräfte im Augenblick des Urknalls genau so festgelegt wurden, dass das Universum, so wie wir es kennen, überhaupt entstehen und bis heute kontinuierlich weiterexistieren konnte. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die moderne Naturwissenschaft diese Rätsel lösen will.