7 Fahnen

7 Fahnen (Bild: Harald Rossa)

Sieben steinerne Flaggen begrüßen den Reisenden am Ende des Dammes, der Nordstrand mit dem Festland verbindet. Die stehen für die sieben Köge der Insel.

Naturerlebnis Watt

Nordstrand liegt im nordfriesischen Wattenmeer. Das ist Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und gehört damit zum Weltnaturerbe der UNESCO. Ebbe und Flut bestimmen den Wasserstand an den Küsten der Halbinsel. So gibt es hier auch keinen breiten Sandstrand. Badestellen mit Liegewiese sind am grünen Deich angelegt. Meist führt dort eine Treppe vom Deich zum Wasser und Duschen sorgen dafür, dass nach dem Bad das Salzwasser von der Haut gespült werden kann.

Besondere Erlebnisse bieten Wattwanderungen. Eine geführte Tour mit einem erfahrenen Wattführer ist ratsam. Denn ein unerwarteter Wetterumschwung oder die auflaufende Flut können zur tödlichen Gefahr werden. Und ein Wattführer weiß viel Wissenswertes über den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer und teilt sein Wissen gern mit seinen Gästen. Angeboten werden Touren ins Watt u.a. durch die Schutzstation Wattenmeer. Darunter auch Touren zur benachbarten Hallig Nordstrandischmoor. Du ein ganz besonderes Erlebnis ist die Fahrt auf einem Pferdewagen durchs Watt zur Hallig Südfall.

Badestelle Fuhlehörn

Badestelle Fuhlehörn (Bild: Harald Rossa)

Zu den Halligen und Seehunden

Der Hafen Strucklahnungshörn befindet sich im Nordwesten der Halbinsel. Der ist Ausgangspunkt für Schiffstouren in die nordfriesische Hallig- und Inselwelt. Von hier starten Ausflugsschiffe auf die Nordsee. Die bieten auch Einblicke in den Fisch- und Krabbenfang. Beliebt sind Ausflüge zu den Seehundsbänken im Wattenmeer. Ab Strucklahnungshörn gibt es regelmäßige Verbindungen nach Amrum, Sylt und zur Hallig Hooge sowie die Autofähre zur Nachbarinsel Pellworm.

Im Hafen Strucklahnungshörn unterhält die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" (DGzRS). Hier ist der moderne Seenotkreuzer "Eiswette" stationiert. Mit nur 1,3 Meter Tiefgang ist dieses Schiff für den Einsatz im Wattenmeer besonders gerüstet.

Fährhafen Strucklahnungshörn (Bild: Harald Rossa)

Beltringharder Koog

Die 1987 erfolgte Eindeichung des Beltringharder Koogs machte aus der ehemaligen Insel Nordstrand eine Halbinsel. Dieser Koog ist heute ein Paradies für Vögel und Vogelfreunde. Große Süßwasser- und Salzwasserflächen und angrenzende Salzwiesen bieten Wasservögeln wichtige als Brut- und Raststätten. Deiche und der Damm nach Lüttmoorsiel mit seiner Beobachtungshütte bieten gute Möglichkeiten zur Beobachtung der Vogelwelt. Auch werden regelmäßig vogelkundliche Führungen angeboten.

Schwan

Schwan (Bild: Harald Rossa)

Heimatmuseum

Einen Ausflug in die Geschichte Nordstrands bietet das vom Nordstrander Heimatverein eingerichteten Museum im Ortsteil Süden. Es berichtet über Sturmfluten, Kirchen, Kultur und Handwerk.

Nordseeheilbad Nordstrand

Im Gesundheits- und Therapiezentrum des Kurmittelhauses bieten erfahrene Therapeuten Krankengymnastik, Lymphdrainagen, medizinische Bäder in Schlick und Sole, Wärme- oder Kältepackungen und Inhalation an. Im angrenzenden Schwimmbad mit Bewegungsbecken, Warmwasser-Sprudelbad, Sole-Kaltbad und Sauna wird für Wellness gesorgt.

Dank des besonderen Klimas auf der Insel bieten sich Kuren vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen und Allergien an. Therapieangebote gibt es auch bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, Haut-, rheumatischen und neurologischen Krankheitsbildern.

Kurmittelhaus und Hallenbad

Kurmittelhaus und Hallenbad (Bild: Harald Rossa)

Kirchen auf Nordstrand

Auf der relativ kleinen Insel Nordstrand entstanden drei imposante Kirchenbauten. Die werden heute von 3 Religionsgemeinschaften genutzt. Das begründet sich mit der Geschichte der Insel.

In der Nacht zum 12. Oktober 1634 brachen die Deiche der alten Insel Nordstrand bei einer Sturmflut. Von der einst großen und fruchtbaren Insel blieben nur Pellworm, Nordstrandischmoor und ein Teil des heutigen Nordstrands übrig. Und in der Folgezeit zerstörte die See immer wieder das mühsam gesicherte Land auf Nordstrand. Herzog Friedrich III warb niederländische Deichbauer und Siedler an. Holländer, Belgier und Franzosen beteiligten sich am Deichbau und an dessen Finanzierung. Zu ihren 1652 vereinbarten Rechten gehörte auch die Religionsfreiheit. Obwohl in den Herzogtümern Schleswig und Holstein nach der 1542 eingeführten Reformation ein Niederlassungsverbot für Katholiken gab. Ausnahmen galten nur an vier Orten: Altona, Glücksstadt, Friedrichstadt und Nordstrand.

1662 erbauten die Katholiken die Theresienkirche auf dem Osterdeich. Dort trafen die ersten drei eingedeichten Köge zusammen. Dies waren der Alterkoog (1654), Osterkoog (1657) und Trendermarschkoog (1863). Eine Kirchenspaltung in den Niederlanden, der so genannte Jansenismus führte 1740 auf Nordstrand zur Spaltung der Gemeinde in einen jansenistischen und einen papsttreuen Teil. Den Jansenisten blieb die Pfarrkirche. Die romtreuen Katholiken hatten keine eigene Pfarrkirche. Erst nach 1864 konnten sie eine eigene Kirche errichten.

St. Knud eingerüstet (Bild: Harald Rossa)

1866 wurde die römisch-katholische Kirche St. Knud im Ortsteil Süden eingeweiht. 1929 wurde die Kirche renoviert und erweitert. Sie erhielt ein neues Außenmauerwerk und wurde um den heutigen Altarraum vergrößert. Im Westen entstand der heutige Turm.

St. Vinzenz in Oldenbüll (Bild: Harald Rossa)

Die lutherische Kirche St.-Vinzenz in Odenbüll wurde im 13. Jahrhundert auf einer Warft errichtet und überstand die Flut von 1634. Im 19. Jahrhundert wurde das Backsteinmauerwerk durch ein Blendmauerwerk verdeckt und der achteckige Dachreiter aufgesetzt. Innen gibt es nur noch wenige Teile aus der Zeit vor der Flut. Dazu gehört ein Kruzifix gegenüber der Empore aus der Zeit um 1400 und die Kanzel von 1605. Die gotische und barocke Inneneinrichtung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Beeindruckend ist der spätgotische dreiflügelige Schnitzaltar mit seiner realistischen Kreuzigungsszene.

Die erste katholische Kirche St. Theresia auf dem Osterdeich entstand 1662. 20 Jahre nach der verheerenden Burchardiflut von 1634 kamen aus den Niederlanden katholische Deichbauer nach Nordstrand. Die Deichbauer erhielten Religionsfreiheit und bauten die erste Kirche St. Theresia. Diese wurde im 19. Jahrhundert baufällig. Auf ihren Grundmauern entstand ein 1887 eingeweihter Neubau des Nordstrander Theresiendoms. Der ist die Pfarrkirche der Alt-Katholiken in Schleswig-Holstein. Sie bewahrt einen Dom-Schatz und Dom-Reliquien.

Theresiendom auf Nordstrand (Bild: Harald Rossa)

Spezialitäten: Lammfleisch und "Pharisäer"

Überall auf der Halbinsel und an den Deichen sind grasen Schafherden. So ist es kein Wunder, dass Lammfleisch und Lammfleischgerichte zu den Spezialitäten der Region gehört. Auf Nordstrand soll auch das nordfriesische Nationalgetränk "Pharisäer" erfunden worden sein. Ein echter Pharisäer besteht aus Kaffee, Zucker und vier Zentilitern Rum, obendrauf kommt eine Sahnehaube. Schließlich gibt es hier auch frische Krabben und Fisch.

Schafe gibt es überall auf Nordstrand

Schafe gibt es überall auf Nordstrand (Bild: Harald Rossa)

Nordstrand ist der Nordsee abgetrotzt

Der Meeresboden rund um Nordstrand gibt noch immer viele Dinge aus vergangenen Zeiten frei. So sind bei Ebbe Totenschädel, alte Brunnenringe oder Porzellan im Watt zwischen Nordstrand und Pellworm zu finden. Das sind Relikte aus dem Mittelalter. Denn 1362 zerstörte eine große Sturmflut weite Landstriche. Rund 50.000 Menschen ertranken bei der "Mandränke". 1634 brach erneut eine große Flut über nordfriesischen Lande und zerstörte die alte Insel Nordstrand. Als Reste blieben die Inseln Pellworm und Nordstrand und die Hallig Nordstrandischmoor zurück. Durch neue Deiche wurde der Nordsee ab Mitte des 17. Jahrhunderts wieder ein Teil des Meeres abgetrotzt. So entstand das heutige Nordstrand mit acht Kögen.

Marina Süderhafen bei hohem Wasserstand (Bild: Harald Rossa)

Anreise

Mit dem Auto ist Nordstrand über die A 23 bis Heide und weiter über die B 5 zu erreichen. Hinter Husum zweigt in Hattstedt die Straße nach Nordstrand. Mit der Bahn geht es mit dem IC oder der Regionalbahn ab Hamburg-Altona bis Husum. Von dort verkehrt eine Buslinie auf die Halbinsel.

Autor seit 11 Jahren
230 Seiten
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