Auf der Suche nach den Schuldigen

Wenn man den Schuldigen am Bienensterben sucht, dann muss man unangenehme Fragen stellen, Fragen, die uns alle betreffen.

Nun wird sich niemand als Bienenfeind bezeichnen, es sei denn man ist extrem allergisch gegen das Bienengift.

Warum also produzieren Firmen Gifte, in diesem Fall Pestizide, die unsere Bienen und viele andere Bestäuber, töten. Auch ein Chemiker bei Bayer ist sich dessen bewusst, das zum Beispiel Stoffe wie Imidachloprid, Tiamethoxam, Clothianidin, Fipronil, Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin, Bienen töten und damit langfristig auch uns selbst.

Warum spritzen die Bauern diese Gifte auf ihre Felder? Im Falle der Neonikotinoide als Beize für die Maissaat, damit der gefürchtete Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) keine Chance hat. Der ist immerhin für große Ausfälle bei der Maisernte verantwortlich.

Ist er das? Wie kann ein kleiner Falter für so etwas verantwortlich sein?

Maiszünsler Er kann es offensichtlich, weil er in den Mais- Monokulturen in ungeheuren Mengen auftritt.

Aber warum tritt er in solchen Mengen auf?

Warum also haben wir auf unseren Feldern solche Maismonokulturen? Früher gab es so etwas wie Fruchtfolge, eine Methode, bei der eine Pflanze nicht Jahr für Jahr auf dem gleichen Feld angebaut wird. Was zwingt die Bauern dazu, diese altbewährte Methode nicht mehr anzuwenden, oder zumindest nicht mehr überall?

 

Wozu brauchen wir eigentlich den ganzen Mais? Essen sie so viel Popcorn?

Maiszünsler-Bild

Bienenbild

Die Bienenkiller

Also, die chemische Industrie erzeugt die "Bienengifte", natürlich nicht explizit, sonder Gifte gegen alle möglichen "Schädlinge". Die Frage, was ein Schädling ist, kann ich hier nur am Rande erörtern. In menschlichem Sinn ist ein Schädling, wer unsere Landwirtschaft schädigt. Das passiert aber nur dort, wo wir uns unnatürlich verhalten. Alle Monokulturen sind anfällig, da diese ein breites Angebot an Nahrung bieten, das sonst in der Natur nicht vorkommt.

Vereinfacht gesagt, unsere Anbaumethoden begünstigen das massenhafte Auftreten von "Schädlingen". Um diese im Zaun zu halten, benutzen wir die netten Spritzmittel, die uns die chemische Industrie anbietet. Mit den Schädlingen vernichten wir dann so nebenbei auch die Nützlinge. Unsere Bienen.

Aber warum bauen wir solche Mengen von zum Beispiel Mais an?

Wir kommen langsam aber sicher in einen Bereich, der unangenehm wird. Bisher hatten wir beim Bienensterben einen klaren Feind.

Varroamilben und Pestizide.

Allerdings dürfen wir, liebe Bienenfreunde, die Ursache und die Wirkung nicht verwechseln. Wir bauen so viel Mais an, damit wir die ungeheuerliche Anzahl von Schlachtvieh ernähren können.

Nun ist ihnen sicherlich bekannt, dass unser Schlachtvieh viel Energie verbraucht, um groß und stark zu werden. Ich rede hier erst einmal nur von Schlachtvieh, keine Milchproduzenten etc.

Energie meint Futter.

Wenn sie das Thema interessiert, dann messen sie einmal ihren "Footprint", rechnen sie aus, wieviel ihr Schnitzel an Ressourcen verbraucht. Hier gehts zum Footprintrechner!

Ein Beispiel von ebenda:

"Die Ärmsten 20% der Weltbevölkerung müssen mit etwa 150kg Getreide pro Jahr auskommen. Die wohlhabenden 20% verbrauchen dagegen 850kg Getreideäquivalent, nicht als Müsli, sondern hauptsächlich als Viehfutter"

Die Flächen, die wir zur Produktion von Futter verbrauchen, werden ständig größer. Wir opfern nicht nur die Bienen diesem Wahnsinn, sondern auch die letzten Urwälder und eben auch die Fruchtwechsel in der Landwirtschaft.

Wir haben einen neuen Feind, gegen den wir zu Felde ziehen können!!

Die Tiere sind schuld. Die brauchen einfach zu viel Futter!

Wir sind die Bienenkiller!

Wir kommen zum unangenehmen Teil des offenen Briefes liebe Bienenfreunde!

Ohne lange herum zu reden, stelle ich eine provokante These auf:

Wir töten die Bienen durch unsere absurde Lebensweise, besonders unseren Fleischkonsum!

Damit wäre ich schon am Ende des Briefes.

Nein, ich bin kein Vegetarier und auch kein Veganer! Auch ich mache mich schuldig, obwohl mein Fleischkonsum weit unter dem Durchschnitt liegt. Einmal in der Woche ein Stück Biohendl. Aber dennoch.

Zusammenfassung:

1. Die Bienen sterben an den Folgen der Pestizide, an Stress und vielen anderen Ursachen, die aber alle eine gemeinsame Ursache haben. Durch unsere weltweite Form der Landwirtschaft schwächen wir die Bienen, so dass sie anfällig werden gegen alle Formen von Krankheiten und Parasiten.

2. Wir verwenden unmengen an Pestiziden, um die Monokulturen in unserer Landwirtschaft am Leben zu erhalten.

3. Ein sehr großer Teil dieser Monokulturen wie zum Beispiel Mais oder Soja verwenden wir für Tierfutter, das eine sehr schlechte energetische Bilanz hat.

4. Wir essen viel zu viel Fleisch!

Und weil wir zu viel Fleisch essen, brauchen wir zu viel Tierfutter, brauchen wir rieseige Monokulturfelder für Futtermittel, brauchen wir Pestizide, die die "Schädlinge" vernichten, damit die Futterpflanzen überleben, sterben die Bienen.

Das ist meine persönliche Sicht der Dinge.

 

Wer sind die Bienenkiller?

Gibt es eine Lösung?

Im Augenblick sind die chemische Industrie und die Pestizide im Kreuzfeuer der Kritik.

Bienen sterben auch an Pestiziden, keine Frage!

Allerdings werden wir das Überleben der Bienen nicht durch das Verbot von Pestiziden langfristig sichern können. Es ist ein Paket von Maßnahmen notwendig, dass die Pestizide überflüssig macht.

Biologische Landwirtschaft

Fruchtwechsel

Reduzierung unseres Fleischkonsums.

Es ist eine Umstellung unserer Ernährungsgewohnheiten notwendig. Das Bienensterben ist nur der Gipfel des Eisberges.

Also liebe Bienenfreunde, wenn es euch ernst ist, dann

- weg mit den Pestiziden

- weg mit der Monokultur

- weg mit der industriellen Tierhaltung

- verringert euren Fleischkonsum!

Das ist nicht als politisches Manifest gemeint, sondern als Anregung, den Dingen auf den Grund zu gehen. Es ist leicht, einen "Feind" auszumachen, es ist schwer, die eigenen Gewohnheiten zu ändern.

Bienenbild

 

Ein erster Erfolg!

Gerade eben, am 7.5.2013 hat der sogenannte "Bienengipfel" der Regierung in Wien ein Verbot der Neonikotinoide beschlossen! Der Protest in der Bevölkerung und durch Global 2000 und Greenpeace hat eine Wende herbeigeführt!

Minister Berlakovich musste seine absurde Forderung nach Beibehaltung der Pestizide zurück nehmen.

Ein erster großer Erfolg! Wir werden sehen, wie es weitergeht.

 

bernd49, am 06.05.2013
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Bildquelle:
Kerstin Schuster (Warum die Menschheit ausstirbt, wenn es keine Bienen mehr gibt)

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