Politische Strömungen: Rechts, Mitte, Links?

Die heutige Einteilung politischer Ansichten in mehr oder weniger rechte bzw. linke Politik (analog der Sitzposition im Parlament) entstammt teilweise tatsächlich der Großen Französischen Revolution. Dennoch ist dieses Schema nur sehr bedingt auf politische Gruppierungen jener Zeit anwendbar. Parteien im heutigen Sinne gab es in der parlamentsähnlichen Nationalversammlung (ab 1792: Konvent) nicht. Stattdessen bildeten sich aus Gleichgesinnten lose Gruppierungen, deren Zusammensetzung jedoch variierte. Unter diesen Umständen kann eine Unterteilung in politische Ausrichtungen natürlich nicht konsequent vorgenommen werden. Sehr schön zeigt sich dies auch am Beispiel der "mittleren Abgeordneten" zwischen den extremen Positionen. Für diese gemäßigten (und später nach links tendierenden) Gruppierungen etablierte sich bald ein bezeichnender Spitzname: Der Sumpf.

Die Sansculotten

Unter der Bezeichnung Sansculotten verstand man eigentlich keine spezielle Partei. Der Begriff war zu Beginn der Revolution eine spöttische Bezeichnung für Angehörige der mittleren und niederen sozialen Stände. Diese trugen statt der üblichen knielangen Hosen (culottes) lange Beinkleider (pantalons), welche für die körperliche Arbeit natürlich besser geeignet waren. Sans culottes bedeutete demnach "ohne Kniehosen" und hatte damals offenbar einen ähnlich anrüchigen Beiklang wie der heutige Begriff "Unterschicht". Erst im weiteren Verlauf der Revolution wurde das Wort Sansculotten zum Synonym für strikte Republikaner.

Girondisten: Die Partei der Gemäßigten

Republikanisch-bürgerliche Positionen vertraten die sogenannten Girondisten. Die Wortführer dieser Gruppierung entstammten überwiegend dem im Südwesten des Landes gelegenen Departement Gironde, woraus schließlich der Parteiname abgeleitet wurde. Die Girondisten erlangten in den ersten Revolutionsjahren großen Einfluss und lehnten das Weiterbestehen der (bereits erheblich eingeschränkten) Königsherrschaft ab. Ihre ansonsten gemäßigten Ansichten führten jedoch später zum Bruch mit den radikalen Jakobinern. Ein Großteil der Girondisten überlebte daher La Terreur, die sogenannte Schreckensherrschaft, nicht.

Linke Vielfalt: Montagnards, Jakobiner und andere Revoluzzer

Besonders facettenreich präsentierte sich das Lager der linksgerichteten Gruppierungen. Abspaltungen, Neugruppierungen oder Parteiwechsel waren an der Tagesordnung. Ein Umstand, an dem sich in der linken Politik anscheinend bis heute wenig geändert hat. Zu den bekanntesten Vertretern zählten:

  • Die Jakobiner. Als erfolgreichste Linksgruppierung hatten sie die von Massenhinrichtungen geprägten Terrorjahre 1793/94 zu verantworten, was schließlich zu ihrem blutigen Sturz führte.
  • Die Montagnards (Bergpartei) setzten sich im Prinzip aus radikalen Republikanern, also vorrangig Mitgliedern des Jakobinerklubs, zusammen. Ihren Namen erhielt die Partei aufgrund der Platzierung im Konvent, denn die Montagnards saßen auf den oberen Rängen.
  • Die Cordeliers (Strickträger) wiederum leiteten ihren Namen vom Gründungsort der Gruppierung, einem Franziskanerkloster, ab. Damit wurde darauf angespielt, dass die Mönchskutten der Franziskaner aufgrund des Armutsgelübdes mit einem Strick zusammengehalten wurden. Bei den radikalen Cordeliers handelte es sich (wie bei den Jakobinern) um einen politischen Klub. Beide Gruppierungen hatten zum Teil die gleichen Mitglieder.
  • Zu den Jakobinern und Cordeliers gleichermaßen gehörte auch ein Mann namens Jacques Rene Hebert. Seine Anhänger nannte man daher Hebertisten. Sie waren die radikalsten unter den linken "Volksvertretern". Anderen Linksradikalen des Nationalkonvents wurden sie offenbar zu gefährlich, was im März 1794 zur Hinrichtung Heberts führte.

Die Galionsfiguren der linken Szene waren die Jakobiner Robespierre, Danton und Marat. Die beiden zuletzt Genannten gehörten zudem den Cordeliers an. Alle drei nahmen ein gewaltsames Ende: Marat wurde von einer Girondistin erdolcht, die damit verhindern wollte, dass noch mehr Menschen dem jakobinischen Terror zum Opfer fallen. Danton, zunächst einer der Urheber des Großen Terrors, wurde wegen seiner zunehmend gemäßigten Ansichten als Volksfeind hingerichtet, nachdem er die Cordeliers verlassen hatte. Der zum Schluss quasi allein regierende Robespierre fiel schließlich einer Revolte zum Opfer, welche die jakobinische Schreckensherrschaft beendete. Er wurde, analog zur eigenen Vorgehensweise, im Schnellverfahren hingerichtet.

Die Konservativen: Aristokraten, konstitutionelle Monarchisten und Royalisten

Weniger vielfältig als die linke Politik der Revolutionszeit, jedoch ebenso schwer zu trennen, sind die Strömungen des konservativen Lagers, welches in der Regel ab 1792 jedoch nicht mehr parlamentarisch vertreten war. Eindeutige Gegner der Revolution waren natürlich die Aristokraten, also der Adel des Landes, welcher selbstverständlich seine bisherigen Privilegien beibehalten wollte. Zu den Royalisten hingegen zählten auch nichtadlige Anhänger des gestürzten Königshauses. Sie visierten überwiegend eine Wiedererrichtung der absolutistischen Königsherrschaft an. Es gab jedoch auch Verfechter einer konstitutionellen Monarchieform, wie sie in den ersten Revolutionsjahren ansatzweise existierte. Die vom Parlament verabschiedete Verfassung legte dabei genau fest, welche Rechte dem König weiterhin zustanden.

Quellenauswahl:

Bertelsmann Lexikon Geschichte, Gütersloh, 1996

Ich sag Dir alles, Sonderausgabe für den Weltbild Verlag Augsburg, 2000

Das große Lexikon in Farbe, Sonderausgabe für Quelle International, 1992

Walter Eberhardt: Aufklärung und Pietismus 1648-1800, Union-Verlag Berlin, 1979

Donky, am 08.11.2016
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