Power Balance wird geboren

Zwei Brüder entwickeln ein neues Fitness Equipement

Es soll im Jahre 2007 gewesen sein, als die beiden kalifornischen Brüder Josh und Troy Rodarmel auf die Idee mit dem Power-Balance-Armband als Fitness Equipement kamen.

Just nebenbei in der Küche kam ihnen der Einfall, mittels Gummiarmbändern, in die ein – so die Erfinder – spezielles "Mylar-Hologramm" eingearbeitet ist, das entsprechend programmiert sei, um Frequenzen, die dem Träger des Power-Balance-Armbandesschaden könnten, abzuwehren und dabei den natürlichen Energiefluss des Körpers zu optimieren. Dass dieses Hologramm natürlich in einem streng geheimen Verfahren hergestellt wird, versteht sich von selbst – wer gibt schon gerne sein Geld bringendes Wissen das er für sein Fitness Equipement nutzt preis?

Ist Power Balance ™ tatsächlich neu?

Wer einige Jahre zurückgeht, wird Produkten begegnen, die sich durchaus mit dem Power Balance Armband in vielen Bereichen vergleichen lassen. Man denke nur an die Kupferarmspangen, die sich millionenfach ausbreiteten, angeboten von großen und kleinsten Versandhäusern. So vertrieb etwa Mitte der 1990er Jahre auch der Amerikaner Andrew Park ein Armband mit der geheimnisvollen Bezeichnung Q-Ray, das angeblich eine Balance zwischen negativen und positiven Ionen im menschlichen Körper herstellte und so sogar Schmerzen bei Krebspatienten lindern sollte, so zumindest der "Erfinder". Erfinder?

Nun gut, auch Park hatte letzten Endes die Idee seines Fitness Equipement im wahrsten Sinne des Wortes nur "abgekupfert". Schon vor ihm, und dies war ihm bekannt, hatte ein mallorquinischer Chiropraktiker einen Armreif namens Bio-Ray auf den Markt gebracht, dessen Kraft und Wirkung auf einem "biomagnetischen Regulator" beruhte. Tatsache allerdings ist, dass Andrew Park im Jahre 2006 eine Millionen-Klage an den Hals bekam und dazu verurteilt wurde, geprellten Kunden die das vermeintliche Fitness Equipement kauften ihr Geld zurück zu erstatten. Er selbst gestand, dass es sich bei der Ionen-Balance lediglich um eine erfundene Geschichte handelte, die er angeführt hatte, weil sie überzeugend klang.

"Power Balance" oder das "neu erfundene Rad"

Die Geschichte scheint sich zu wiederholen, die Geschichten aber sind neu

Nach Bio-Ray und Q-Ray ist nun seit einiger Zeit das neue und top angesagte Fitness Equipement auf dem Markt, das Power Balance Armband. Was dieses jedoch von seinen Vorgängern unterscheidet, ist einerseits das Material, andererseits aber auch die wesentlich ausgeklügeltere Marketingstrategie, die hochprofessionell ist und auf bekannte Gesichter setzt. Alleine dies macht es möglich, eine gigantische Gewinnspanne zu erzielen, denn, so meinen Kritiker, die Produktionskosten belaufen sich auf wenige Euro pro Power Balance Armband, der Verkaufspreis von 40 Euro hingegen ist stattlich.

Wie funktioniert Power Balance?

Wirklich Neues ist auch von den Power Balance Produkten nicht zu erwarten. Der einzige Unterschied liegt in den Geschichten die um Wirkung und Material gesponnen werden. Die Erläuterungen der Hersteller hören sich wissenschaftlich an und verschiedene Anklänge an fernöstliche Techniken sprechen zudem all jene an, die sich von im weitesten Sinne esoterischem Gedankengut leicht vereinnahmen lassen. Herzstück des Power Balance Armbandes ist das so genannten Mylar-Hologramm, das inzwischen auch in zahlreichen anderen Produkten wie Power Balance Schweißbändern in Power Balance Aufkleber oder Power Balance Halsketten eingearbeitet werden. Sie sollen den Energiefluss im Körper optimieren, wobei der Hersteller selbst auf jahrtausende alte Erkenntnisse fernöstlicher Kulturen verweist. Doch was ist ein Mylar-Hologramm?

Laut Hersteller handelt es sich um ein speziell entwickeltes Produkt, dessen Herstellung geheim ist. De Facto ist Mylar lediglich ein Markenname hinter dem sich materiell nichts anderes verbirgt als Polyethylenterephthalat. Auch das klingt für den Laien noch als etwas einigermaßen Besonderes, doch wenn man die Abkürzung PET dafür verwendet, kommt wohl den meisten sofort die Plastiktrinkflasche oder die Plastiktüte von Lidl in den Sinn. Und damit liegt man keineswegs falsch. In der Tat handelt es sich bei dem Mylar-Hologramm um ein kleines Bildchen, das sich auf Plastikfolie befindet.

Powerball – das alternative Fitnessgerät - Fitness Equipement für die Fitness nebenher
Powerball the original® Basic

Was Energiefluss in einem Körper ist, weiß ohnehin keiner, doch wohl gerade deshalb spielt dieser im Bereich der Esoterik eine große Rolle. Das Gleiche gilt im Übrigen für Dinge wie Frequenzen, die den Körper angreifen, wobei es hier zwar durchaus auch tatsächlich wissenschaftlich nachprüfbare Ergebnisse gibt, doch stammen die aus anderen Bereichen und sind im Zweifelsfall konkret benennbar. So findet man auch keinerlei Erklärung, was denn nun mit Energiefluss genau gemeint ist und in welcher Form und vor allem warum ausgerechnet ein Stückchen Plastik im Power Balance Armband diesen "harmonisieren" soll.

Man bedenke an dieser Stelle: Andre Park hatte zugegeben, seine Geschichte rund um Ionen nur erfunden zu haben…

Der offizielle Power Balance Test
Wie der Test funktioniert

Perfektes Marketing

Sportler und Prominente tragen Power Balance Armbänder

Erstaunlich, dass ein Produkt, über dessen optisches Äußere man streiten kann, dessen Wirksamkeit auf das Wohlbefinden jedoch schwer nachvollziehbar ist, auch bei der Prominenz und sogar Sportlern sich so großer Beliebtheit erfreut. Einer der ersten prominenten Sportler war der NBA-Superstar Shaquille O'Neal der ein Power Balance Armband trug, was dem Hersteller mit Sicherheit einen enormen Startschub gab. Letztlich dürfte das auch der Grund sein, weshalb es inzwischen vorzugsweise in Sportgeschäften verkauft wird und Sportler bzw. jene die sich gerne sportlich sehen würden zur Hauptzielgruppe gehören. Dadurch bekam das Power Balance Armband auch einen seriöseren Anstrich und gehörte nicht mehr nur in den Bereich des breiten Esoterik-Angebots. Nicht zuletzt wurde das Gummiarmband im Jahr 2010 vom amerikanischen Fernsehsender CNBC zum Sportprodukt des Jahres gewählt. Inzwischen tragen Promis wie David Beckham, Christiano Ronaldo, Demi Moore, Kate Middleton, Robert de Niro und unzählige weitere aus Show und Sport Power Balance Armbänder. Auch hier in Deutschland breitet sich der Trend bei Prominenten und solchen die als Prominente bezeichnet werden aus und verstärken dadurch erneut die Nachfrage bei der breiten Bevölkerung. Für Umsatz sorgt das Konterfei von Rubens Barrichello der als "Markenbotschafter" in Kaufhäusern von den Plakaten für Power Balance Armbänder wirbt. Diese Marketingstrategie ist natürlich durchaus legitim und wird von anderen Unternehmen nicht anders gehandhabt. Deutlich kritischer zu betrachten sind hingegen die Tests, die an Verkaufsständen angewendet werden um potentielle Kunden zu überzeugen. Der Wissenschaftler John Porcari von der University of Wisconsin-La Crosse bezeichnete die Vorgehensweise, die auch auf YouTube zu sehen ist gegenüber der Nachrichtenagentur AP ganz offen als Betrug. Nachdem von u.a wissenschaftlicher Seite aus vermehrt Kritik kam, werden die Power Balance Armbänder auch auf der Internetseite des Herstellers seit Ende 2010 deutlich zurückhaltender beworben als noch zuvor. So findet sich beispielsweise auch der Satz "Obwohl wir Aussagen und Reaktionen aus aller Welt haben, dass Power Balance™ bei vielen Menschen sehr beliebt ist, gibt es keine Garantie, dass es bei jedem zur vollsten Zufriedenheit führt."

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Wirkt das "Hologramm" oder der Aberglaube

Viele Käufer beobachten positive Wirkung

Bei all der Kritik bleibt allerdings auch festzustellen, dass es unzählige Reaktionen von Käufern gibt, die auf Power Balance Armbänder schwören und der Überzeugung sind, dass sie sich mit diesen wohler fühlen. Ob dafür nun tatsächlich das bisschen Plastik oder doch eher die Einbildungskraft und somit ein Placebo-Effekt verantwortlich ist sei dahingestellt; dann sei dem Hersteller seine gigantische Gewinnspanne auch gegönnt. Wem 40 Euro zu viel Geld ist, kann sich natürlich auch eine Hasenpfote oder Hühnerkrallen in die Hosentasche stecken – in grauer Vorzeit hat auch das gegen böse Kräfte geholfen…

 

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