Rathenow - "Stadt der Optik" im Havelland
Rathenow, Havel und Havelland bilden einen Rahmen mit viel Geschichte und ganz viel Erholungsraum in einer einmaligen Landschaft mit vielen Feuchtgebieten.Sehenswertes in der Stadt Rathenow
Die auf einer Insel gelegene Altstadt ist wieder schön hergerichtet. Die im Zweiten Weltkrieg gerissenen Lücken schmerzen noch heute. In ihrem Zentrum steht auf dem Kirchberg die Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Die entstand in der heutigen Form einer gotischen Hallenkirche im 16. Jahrhundert aus einer romanischen Basilika. 1945 brannte sie vollständig aus. 2001 wurde der Wiederaufbau vollendet. Hier steht auch das Geburtshaus des Pfarrers Johann Heinrich August Duncker. Ab 1800 betrieb er in diesem Gebäude seine erste optische Werkstatt und begründete mit seiner Vielschleifmaschine einen neuen Industriezweig.
Andreaskirche (Bild: haros)
Auf der anderen Seite des Hafens stehen die Bauten der barocken Neustadt. Hier ist ein gewaltiges Denkmal, geschaffen von Friedrich Christian Glume, der Mittelpunkt. Es erinnert an den Großen Kurfürsten und an die Schlacht bei Fehrbellin.
An der Rathenower Stadtschleuse ist das wieder hergerichtete neugotische Schleusenwärterhaus nicht zu übersehen. Am Hafenbecken steht seit 2006 die Figurengruppe Schleusenspucker, die Volker-Michael Roth schuf. Sie erinnert an die Tagelöhne, die früher hier am Hafen auf anlegende Kähne warteten, um sich als Schauerleute ein paar Mark zu verdienen. Die nutzten die vielen Wartezeiten für Weitspukwettbewerbe und hatten daher den Namen Schleusenspucker weg.
Schleusenwärterhaus (Bild: haros)
Vom Hafen sind es nur wenige Schritte bis an den Fuß des Weinbergs mit seinem Friedhof. Den Gipfel krönt der Bismarckturm. Der wurde 1914 zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers, Fürst Otto von Bismarck, eingeweiht. Der stammte aus dem nahen Schönhausen und wurde 1849 von den Rathenower Wahlmännern in den preußischen Landtag gewählt. Auch dieses Denkmal wurde in den letzten Kriegstagen 1945 stark beschädigt. 2003 wurde er restauriert. Seither bietet er wieder, allerdings nur zu sehr eingeschränkten Zeiten, eine herrliche Rundumsicht über das Havelland.
Bismarckturm (Bild: haros)
Kulturhaus und Optikindustriemuseum (Bild: haros)
Im Zentrum der Stadt reibt sich der Besucher ein wenig die Augen. Inmitten der Nachkriegsbauten steht ein verspäteter neoklassischer Bau. Das 1958 erbaute und kürzlich nach 5 Schließungsjahren wieder eingeweihte Kulturzentrum der Stadt. Sein Dachgeschoss ist die Heimstatt des Optikindustriemuseums. Hier gibt es viel über Optik und die optische Industrie und ihre Erzeugnisse zu erfahren. Dieses Haus verdient immer einen Besuch, denn schließlich wird fast jeder Mensch früher oder später Brillenträger.
Ein weiteres Muss in Rathenow ist der Besuch des Optikparks. Leider ist dieser Nachfolger der Landesgartenschau 2006 nur in der wärmeren Jahreszeit gegen ein geringes Entgelt zugänglich. In dieser Oase der Erholung wird natürlich viel fürs Auge geboten. Dazu gehört auch ein technisches Meisterwerk des Ingenieurs Edwin Rolf von 1953: das größte Brachymedialfernrohr auf der Welt. Hier ist nun das Rathenower Zentrum der BUGA 2015.
Andenken an die bekannten roten Rathenower Ziegel, die etwa bis 1916 gebrannt wurden, sind das Amtsgericht, der Hauptbahnhof und das neugotische Kreishaus nach dem Entwurf von Franz Schwechten. Und neben dem Hauptbahnhof steht noch ein Bahnhöfchen mit Namen Kaiserbahnhof. Das war seit 1913 ein eigenes Empfangsgebäude für Victoria Luise, die Tochter Kaiser Wilhelms II., und ihrem Gatten Ernst August Herzog von Braunschweig und Lüneburg.
Staatsbahnhof (Bild: haros)
Denn der diente seit 1913 als Offizier beim Husarenregiment in Rathenow. Der Holzbau erinnert an die im norwegischen Stil 1895 in Potsdam erbaute kaiserliche Matrosenstation Kongsnaes. Empfangen wird der Reisende auf dem Bahnhofsvorplatz von Johann Heinrich August Duncker, dessen hier aufgestellt Büste Alexander Calandrelli 1885 schuf.
Unbedingt sehenswert ist die Altstädtische Apotheke in einem Jugendstilhaus von 1904 mit ihrer Jugendstileinrichtung und einigen Exponaten der Optik. 1928/29 entstanden am Friedrich-Ebert-Ring sehenswerte Wohnbauten der Moderne nach Entwürfen von Otto Haesler. Diese Bautradition wurde von 1948 bis 1951 durch den Wohnungsbau am Platz der Jugend fortgesetzt. Diese Ensembles von Otto Haesler stehen heute unter Denkmalschutz.
Die Umgebung von Rathenow
Im Umland gibt es auch weitere Überraschungen. Dazu gehört die bekannte Mumie des Ritter Kahlbutz in Kampehl, das Fluggelände von Otto Lilienthal mit der Lady Agnes bei Stölln, das dank Theodor Fontane weithin bekannte Dorf Ribbeck, ein Lügenmuseum in Gantikow und ein Spielzeugmuseum in Kleßen sowie schöne Altstädte und vor allem Naturerlebnissen in dem großen Naturpark Westhavelland mit der einmaligen Landschaft an der Unterhavel. Nicht weit ist es zu den altehrwürdigen Orten an der Elbe wie Havelberg, Jerichow, Tangermünde und Arneburg.
Lage und Anreise nach Rathenow
Rathenow liegt an der Bahnstrecke von Berlin nach Hannover. Regionalbahnen verbinden die Stadt mit Berlin (Fahrtzeit rund 45 Minuten) und Stendal. Über die Brandenburgische Städtebahn gibt es eine Verbindung über Premnitz nach Brandenburg/Havel. Die nächsten Intercitystationen sind Berlin-Spandau und Stendal.
Für die Anreise per Auto ist Rathenow relativ abgelegen. Der Natur im Havelland ist diese abgelegene Lage dafür gut bekommen. Mit dem Auto ist die A 24 bei Neuruppin zu verlassen. Via B 167 nach Bückwitz und von dort auf der B 102 über Rhinow nach Rathenow. Auf der A 2 sind günstige Abfahrtmöglichkeiten bei Ziesar oder Brandenburg/Havel. Von Ziesar geht es westlich an Brandenburg vorbei nach Rathenow. Von der Abfahrt Brandenburg geht es durch die Stadt Brandenburg auf der B 102 nach Rathenow. Von Berlin bzw. der Abfahrt Spandau auf der A 10 geht es via Bundesstraße B 5 und B 188 nach Rathenow.
Gut ausgebaut sind inzwischen den Radwege nach Rathenow. Durch die Stadt führen der Havelradweg, der Havellandradweg und die Radtour "Otto Lilienthal".