Rezepte aus Friesland: Friesentorte, Pharisäer und Tote Tanten
Leckere Rezepte von friesischen Spezialitäten, sowie Geschichten zu deren Namensherkunft. Wer schon einmal im Norden Urlaub gemacht hat, liebt sie.Dünen auf Amrum (Bild: a.sansone)
Wie der (friesische) Pharisäer zu seinem Namen kam
Anno 1873 soll es sich folgendermaßen zu getragen haben. Auf der Insel Nordstrand vor Husum, wurde der Bauer Peter Johannsen zum 7. Mal Vater. Zum Tauffest kamen natürlich die ganzen Nachbarn, die Familie und der Pastor. Nun war der Pastor bekannt für seinen heftigen Kampf gegen Alkohol. Den bei solchen Festen üblichen Rum musste man also unter der Hand ausschenken. Da kam einer in der Runde auf die glorreiche Idee den Rum im Kaffee unter einer schönen dicken Sahnehaube zu verstecken. Falls sich der Pastor gewundert haben sollte, weshalb die Gäste vom Kaffeegenuss so fröhlich wurden, so wurde nicht laut darüber gesprochen. Leider wollte es der Zufall, dass der Pastor nach einem frisch gefüllten Kaffeebecher griff, der eigentlich nicht für ihn bestimmt war. Nach dem ersten kräftigen Schluck soll er rot angelaufen sein, ob vom Rum oder vorm Zorn ist nicht überliefert und ausgerufen haben: "Oh, Ihr Pharisäer!". Das Getränk behielt seither diesen Namen. Der Bauernhof steht auch heute noch und wurde sinnigerweise "Pharisäerhof" benannt, enthält heute einen kleinen Bauernmarkt, ein Museum und – natürlich – ein Café, in dem frischer Pharisäer konsumiert werden kann.
my pharisäer (Bild: kradeki / Flickr)
Pharisäer: Rezept und Herkunft
Ein richtiger Pharisäer, ein heißes Kaffeegetränk, im nichtbiblischen Sinn, sondern auf Friesland gemünzt, besteht laut Gericht aus:
- 1 Tasse Kaffee
- 4 cl Rum
- Sahnehaube
Besteht das Getränk nur aus 2 cl Rum darf es nicht als Pharisäer bezeichnet werden. Klar? Wer sich also gegen den "Blanken Hans" innerlich aufrüsten will, muss schon auf einen kleinen Schwips (beschwingende Wirkung des Alkohols) gefasst sein. Aber nichts hilft besser gegen Trübsal und Melancholie an verregneten Tagen, als bei lecker Kuchen und Kaffee den Unbilden des Wetters zu trotzen. Und wer den sprichwörtlich trockenen Humor der nordischen Bewohner kennen gelernt hat, wundert sich auch nicht mehr länger über die etwas eigenartigen Bezeichnungen.
Versteckt sich darunter die Tote Tante? (Bild: stux / Pixabay)
Die "Tote Tante", ein weiteres leckeres Getränk
Die "Tote Tante" ist das weibliche Äquivalent zum Pharisäer. Als Grundstock dient statt des Kaffees eine Tasse Schokolade, die anderen Zutaten sind aber ebenfalls Rum (2 cl bis 4 cl) und ungesüßte geschlagene Sahne. Den Rum vorher etwas anwärmen und zuerst in die Tasse gießen. Über die Sahne noch ein wenig Kakaopulver streuen.
Die "Tote Tante" ist also ein Kakao mit Rum und Sahnehaube und auf der Insel Föhr fast so etwas wie ein Nationalgetränk. "Die Legende behauptet, dass eine Tante von Föhr nach Amerika ausgewandert war. Als die Tante starb, war ihr letzter Wunsch, dass sie in der Heimaterde bestattet wird. Keiner wusste aber, wie die Überfahrt vonstatten gehen sollte, die Kosten für einen Transport des Sarges waren hoch. So griff man zu einer List. Man hat kurzerhand die verstorbene Tante in eine Kakao-Kiste gepackt und mit der nächsten Kakao-Lieferung nach Föhr geschickt. Dort bekam die Tante dann ein würdiges Begräbnis, mit Rum-Kakao natürlich." Wenn die Geschichte nicht wahr sein sollte, ist sie auf jeden Fall gut erfunden.
Die Friesentorte
Die "Kaffeestunde" hat an der Nordsee-Küste und auf den Nordfriesischen Inseln ihren ganz besonderen Reiz. Bei Familienfesten oder im Herbst und Winter, wenn Sturm und Regen den Aufenthalt im Freien zu einer ungemütlichen Angelegenheit werden lassen oder die Kälte einem in die Kleidung kriecht, triff man sich, um zu klönen bei Kaffee und Kuchen mit Nachbarn und Familie. Kaffeegetränke wie Pharisäer oder die Kakao-Variante "Tote Tante" haben hier ihren Ursprung, und auch die bekannte Friesentorte wurde hier kreiert. Die Friesentorte ist ein leckeres, aber kalorienreiches Stück Gebäck. Wer also mit den Kalorien ein weniger sparsamer umgehen möchte, füllt die Torte einfach nur mit der halben Menge Schlagsahne. Das ist immer noch lecker und üppig genug.
ein lecker Stück Friesentorte (Bild: a.sansone)
Rezept:
- 1 Packung Blätterteig
- 1 Eigelb
- 500 g Pflaumenmus
- ¾ l Sahne
- 1 Päckchen Sahnesteif
Zubereitung: Man kann die Torte entweder in einer Springform backen, oder als Rechteck auf dem Backblech, was wesentlich einfacher ist. Den Blätterteig auf zwei Hälften aufteilen. Das Backblech mit Backpapier auslegen. Darauf nun den Kuchenboden legen, den zweiten Teil bereits zu 12 Schnitten aufschneiden und ebenfalls auf das Backblech legen. Die aufgeschnittenen Stücke mit Eigelb bestreichen und entweder mit Hagelzucker oder aber auch mit Mandelblättchen bestreuen. Bei 200° bis 220° Grad etwa 15 Minuten backen. Nach dem Auskühlen bestreicht man den gebackenen Boden dick mit Pflaumenmus. Die Sahne wird gemeinsam mit dem Sahnesteif aufgeschlagen und über das Pflaumenmus gestrichen. Die vor geschnittenen Deckplatten behutsam drauf legen und leicht andrücken. Am besten gleich anschließend servieren. Eine üppige, aber sehr saftige und leckere Torte. Keine Angst, falls Stücke über bleiben, die Friesentorte schmeckt, im Kühlschrank aufbewahrt, auch am nächsten Tag noch gut.
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Sie finden hier in diesen Artikeln viele Informationen zum Thema Nordsee. In diesem Sinne kann ich nur mit "Moin, Moin!" verbleiben. Lassen Sie sich von den Friesen ruhig auf die Schippe nehmen.
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