Das Auto

Dieser Text handelt von einem Skoda der Typenreihe 742, Kennern besser bekannt als Skoda 105/120/130. Diese Baureihe war der vorletzte "sozialistische Skoda" und die letzte Heckmotorvariante des Herstellers AZNP. Gebaut wurde er in drei Modellzyklen von 1976 bis 1990. Eine populäre These besagt, dass bis 1994 weitere Fahrzeuge aus Ersatzteilen von Hand zusammengebaut wurden. Tatsächlich sind in Gebrauchtwagenbörsen gelegentlich schon Fahrzeuge aufgetaucht, die aus diesem Zeitraum stammen sollen.

Der Ausgangszustand

Das Modell, welches ich mir ausgesucht hatte, war keine Schönheit. Es wies Kratzer, Dellen und leichten Rost auf. Immerhin war es fahrbereit. Wie ich allerdings später feststellen sollte, bedeutete "fahrbereit" nicht unbedingt auch "bremsbereit". Die ganze Bremsanlage wies viele kleine Schäden auf, was sich aber erst nach und nach zu einer spürbaren Wirkung summierte. Doch dazu später.

Aber das Auto hatte auch mehrere unschlagbare Vorteile, die mich schließlich zum Kauf bewogen:

  • Da ihm noch fünf Jahre bis zum begehrten H-Kennzeichen fehlten, war es einfach nur ein altes, heruntergewirtschaftetes Auto, dessen Besitzer außerdem dringend Geld brauchte. Entsprechend billig war das Fahrzeug, obwohl es sich um die früher wenig nach Ostdeutschland importierte 120er-Variante handelte. Ich zahlte weniger als 1200 Euro dafür.
  • Das Auto hatte die meisten Nächte seines Lebens bisher in Garagen verbracht und war stets nur ein Sommerfahrzeug gewesen. Ich musste also hier nicht mit allzu viel bösen Überraschungen rechnen, denn in der Regel gelten Skodamodelle aus sozialistischer Produktion als sehr rostfreudig.
  • Trotz seines lädierten Äußeren hatte es dieser Skoda durch die Hauptuntersuchung geschafft und war somit sofort einsatzbereit.

 

Das Auto kurz nach Beginn der Restauration.

Erste Sofortmaßnahmen

Bei der letzten Hauptuntersuchung waren die Reifen nicht beanstandet worden. Das war aber auch gleich alles. Die Gummis bedurften dringend einer Erneuerung. Immerhin sollte das Auto von Beginn an gefahren werden. Vorsorglich hatte ich daher beim Reifenhändler bereits neue Pneus bestellt. Immerhin handelte es sich wegen der Schläuche um Sonderanfertigungen, was die Sache zeitlich und finanziell ziemlich ausdehnte.

Die Reifengröße R14 entnahm ich der Zulassung. Doch genau das war ein Fehler. Als die Reifen montiert werden sollten, stellte sich heraus, dass die Felgen die Größe R13 hatten. Andere Felgen waren auch nicht verfügbar… Nur durch Kulanz des Herstellers konnte ich die Reifen umtauschen. Ein typischer Anfängerfehler. Bei alten Autos sollte man nicht auf die neue Zulassung vertrauen. Es wäre besser gewesen, die Reifengröße direkt an den alten Pneus abzulesen! Abgesehen davon gab es aber noch jede Menge andere Sofortmaßnahmen, um den Fahrzeugzustand wenigstens vor einer Verschlechterung zu bewahren:

  • An typischen Stellen wie den Türkanten oder den Radkästen rückte ich dem Rost zu Leibe.
  • Der vorn gelegene Kofferraum war am Boden mit einer Gummimatte ausgekleidet, die noch original vom Hersteller stammte. Sie war nicht nur hässlich, sondern hatte auch allerhand Roststellen begünstigt. Das gesamte Gepäckabteil wurde daher mit Schleifleinewand sowie Rostwandler behandelt, ehe ich es zunächst komplett mit Rostschutzfarbe versah.
  • Die Karosserie wies, wie bereits erwähnt, Kratzer und Beulen auf. Beides entfernte ich so gut wie möglich. Ein Fachmann erklärte mir, dass eine Teillackierung nicht möglich sei. Bei so einem alten Auto wäre immer ein Unterschied sichtbar. Doch der Lackierer machte eine Farbmessung und mischte mir die entsprechende Tönung an. Auf diese Weise konnte ich wenigstens Ausbesserungen vornehmen.

Nach diesen grundlegenden Maßnahmen konnte ich nunmehr zur Tat schreiten, um aus dem heruntergekommenen Auto nach und nach wieder ein solides Fahrzeug zu machen:

Der Innenraum

Ein Oldtimer sollte nicht nur für Passanten eine Augenweide sein. Der Mensch hinterm Steuer samt eventuellen Passagieren will sich schließlich auch wohlfühlen. Daher unternahm ich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten einiges, um den Innenraum zu verbessern. Er sah reichlich abgenutzt aus und roch auch ein bisschen so.

  • Zunächst reparierte ich die defekte Innenbeleuchtung. Ich tauschte die kaputte Fitte aus und probierte erst einmal alle Kontaktbelegungen durch. Da das Fahrzeug auch für westliche Märkte vorgesehen war, hatte man offenbar einige Funktionen vorbereitet, die hier nicht zur Verfügung standen, beispielsweise den Türkontakt. Natürlich kam aus der trüben Funzel anschließend trotzdem kein Flutlicht, aber immerhin leuchtete das Teil nun wieder.
  • Die auffälligste Verbesserung betraf die Schonbezüge, welche dem Innenraum gleich ein viel angenehmeres Flair verliehen. Hinten waren sie praktischerweise dreigeteilt und entsprachen damit der Sitzbank, welche in verschiedenen Kombinationen umklappbar ist.
  • Auf diese Weise bereitete es mir auch keine Mühe, zum Batteriefach hinter den Rücksitzen vorzudringen. Es sah ziemlich vergammelt aus und erhielt eine Behandlung mit Rostwandler, Grundierung und Lack. Das Batteriefach ist zwar meist nicht sichtbar, kann jedoch ohne Pflege das Bodenblech mit Rostfraß infizieren.
  • Recht schnell ging die Verschönerung der Hutablage vonstatten. Ich kleidete sie mit einem dunklen Teppichrest aus.
  • Preiswerte, handgefertigte Fußmatten entdeckte ich bei Amazon. Sie passten perfekt!
  • Die Lederverkleidungen an den Türen behandelte ich mit einem herkömmlichen, farblosen Schuhpflegemittel. Sie glänzten wie neu. Nebenbei wurde dadurch auch der muffige Geruch vertrieben.
  • Eine Herausforderung stellte der Himmel dar. Er verlor bei Wärme an Spannung und riss schließlich direkt an der Heckscheibe. Die Alternative zu einer kostspieligen Neuanfertigung beim Sattler war denkbar einfach: Ich bestrich die gerissene Seite mit herkömmlichen Alleskleber, zog den Himmel dann glatt und fixierte das Ganze mit Magneten, bis der Kleber ausgehärtet war. Es sieht nicht wie neu aus, passt aber zum Flair des alten Wagens.

Der Motorraum

Eines Tages versagten alle vier Zündkerzen ohne Vorwarnung ihren Dienst. Doch das Auto war freundlich zu mir. Es blieb bereits kurz nach Verlassen der Garage stehen…

 Neue Zündkerzen hatte ich zum Glück vorrätig. Man bekommt sie nicht ohne weiteres an Tankstellen oder im Baumarkt, da es sich eben um ältere Typen handelt, die in heutigen Fahrzeugen meist nicht verwendbar sind.

Der Motorraum des Skoda ist zwar recht übersichtlich. Jedoch wurde der Motor selbst um 30° geneigt verbaut. Man verwendet daher am besten einen schwenkbaren Kerzenschlüssel. Das Bordwerkzeug des Herstellers weist zwar einen kurzen Kerzenschlüssel auf. Doch zumindest bei heißen oder festgefressenen Kerzen lässt dieser nicht die nötige Kraftübertragung zu. Ein handelsüblicher, genormter Steckschlüssel ist auch nicht verwendbar, da seine Wandstärke meist zu dick für die Kerzenöffnungen im Zylinderkopf ist.

Die erreichbaren Oberflächen des Motorblocks befreite ich mit so genanntem Montagereiniger ("Bremsenreiniger") von seiner Ölkruste. Das sah nicht nur schöner aus, sondern verbesserte auch die Kühlleistung.

Der Motorraum ist von unten durch Bleche weitgehend geschützt. Jene wiesen Flugrost auf, den ich entfernte. Danach lackierte ich die Bleche sowie ein Trägerrohr glänzend schwarz, was dem Motorraum gleich ein gefälligeres Aussehen verlieh. Dazu trug auch die Behandlung der Krümmer sowie eines Hitzeschutzbleches bei, welche mit silbernem Schutzlack versehen wurden.

Das gelegentliche Aufflackern der Batteriekontrolle während der Fahrt bewog mich eines Tages dazu, den Lichtmaschinenregler auszutauschen. Damit war der Fehler glücklicherweise behoben. Die teure Alternative wäre eine neue Lichtmaschine gewesen… Beim Kauf des Reglers bestellte ich originale Lagerware, obwohl sie doppelt so teuer war, wie ein Nachbauteil. Neben dem grundsätzlichen Vertrauen in Originalteile bewog mich dazu auch die Optik. Das Nachbauteil sah gänzlich anders aus. Das wäre glatter Stilbruch gewesen!

Der neue Regler ist rechts der Bildmitte sichtbarDer neue Regler ist rechts der Bildmitte sichtbar.

 

 

 

 

 

Wichtig war es aber auch, auf kleine Dinge im Motorraum zu achten. Das machte tatsächlich bei der nächsten Hauptuntersuchung einen besseren Eindruck (im Vergleich zum vorherigen Prüfprotokoll) und vermied wahrscheinlich ärgerliche Pannen. So tauschte ich einen wenig vertrauenswürdigen Kabelschuh aus, behandelte die Schläuche mit Gummipfleger und erneuerte Schlauchschellen sowie vergammelte Schrauben. Ein kleiner Vorrat an derartigen Normteilen ist durchaus empfehlenswert.

Der Kofferraum

Am anderen Ende des Wagens, also vorn im Kofferraum, gab es nicht ganz so viel zu tun. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass der oben erwähnte Rostschutz hielt, es also keine anderen Feuchtigkeitsquellen gab, gestaltete ich das Gepäckabteil etwas komfortabler. Bevor ich dies tat, musste jedoch noch ein kleiner Defekt behoben werden. Vom Gepäckabteil getrennt, befinden sich noch einige elektrische Bauteile sowie Flüssigkeitsbehälter. Die Abdeckung der Bremsflüssigkeit war jedoch gerissen, so dass bei Bodenwellen offenbar stets einige Tropfen austraten und somit den Lack der Fronthaube innen angegriffen hatten. Ein neuer Deckel war relativ zeitnah erhältlich und schnell ausgetauscht.

Alsdann behandelte ich den gesamten Kofferraum mit Sprühlack, welcher allerdings nicht ganz der Originalfarbe entsprach. Jene war schlichtweg nicht erhältlich. Das störte jedoch nicht weiter, da ich das gesamte Gepäckabteil mit einem strapazierfähigen Fußbodenbelag auskleidete. Dazu kaufte ich preisgünstig im nächsten Teppichmarkt eine Restrolle. Durch Radkästen und andere Rundungen war diese Arbeit allerdings nicht so einfach, denn natürlich verfügt ein handelsüblicher Textilbelag nicht über die Steifheit vorgeformter Filze aus dem Automobilbau. Ich behalf mir an besonders kritischen Stellen daher mit doppelseitigem Klebeband.

 

Optische Verbesserungen

Neben technischer Verlässlichkeit ist bei einem Oldtimer in der Regel natürlich auch der äußerliche Anblick sehr wichtig. Viele Menschen (von verbohrten Ökofanatikern einmal abgesehen) erfreuen sich am Anblick schöner, alter Autos. Oldtimertreffen sind daher Publikumsmagnete, und auch bei Volksfesten gehören alte Fahrzeuge oft zu den Highlights. Was tat ich also in dieser Hinsicht?

  • Natürlich wurde zunächst einmal der Lack mit einem leichten Schleifmittel aufpoliert und an den nötigen Stellen ausgebessert. Gummis und Kunststoffteile wurden ebenfalls mit entsprechenden Pflegemitteln behandelt.
  • Den hässlichen, grünen Kantenschutz der Türen (siehe Bild oben) tauschte ich durch Teile in elegantem Schwarz aus.
  • Glänzend schwarz lackierte ich zudem Anhängekupplung und Antenne.
  • Eine der wichtigsten, aber auch teuersten und aufwendigsten Änderung im Design war die Anbringung schwarzer Protektorstreifen, welche früher in der Regel nur für Westexporte verbaut wurden. Dass es sich dabei mangels Alternativen um Originalteile handelte, erwies sich diesmal als hinderlich. Jene waren durch die lange Lagerzeit hart und unflexibel geworden. So löste sich die Klebeschicht leichter vom eigentlichen Teil, als vom Schutzpapier. Die Protektoren waren außerdem nicht zugeschnitten. Ich erhielt sie als Rolle in genau bemessener Länge und hatte somit nur einen Versuch…
  • Die Farbe der neuen Reifen wies einen seltsamen Braunstich auf, so dass ich mit Reifenschwarz für entsprechenden Glanz sorgte.
  • Die angerosteten Felgen hätte ich gern durch lackierte oder verchromte Neuanfertigungen ersetzt, fand aber keinen Lieferanten dafür. Ich behalf mir daher mit so genanntem Felgensilber. Die kleinen Nabenabdeckungen brachte ich mit schwarzer Kunststoffpflege zu neuem Glanz und beklebte sie anschließend mit dem Skoda-Logo. Dabei achtete ich darauf, dass jenes dem damaligen Design entsprach. Die entsprechenden Aufkleber waren bei Amazon problemlos erhältlich.
  • Auf der Fronthaube montierte ich zwei schwarze Lufthutzen über den Lüftungsschlitzen. Ein deutscher Ersatzteilhändler hatte sie noch vorrätig. Die Hutzen verschönerten nicht nur die Optik enorm, sondern schützten den inneren Frontteil auch besser vor Regenwasser.

 

 

 

 

 

 

  • Für eine starke Erleichterung beim Einparken sowie natürlich für eine optische Aufwertung sorgte die Anbringung eines rechten Außenspiegels. Was heute selbstverständlich ist, galt damals (teilweise auch bei westlichen Herstellern) als aufpreispflichtiges Extra. Entsprechend schwierig war es, einen solchen Spiegel zu organisieren. Ich bekam jedoch tatsächlich ein Neuteil. Zur Montage mit Treibschrauben musste ich in die Tür zwei Löcher bohren, deren Position aber ganz gut mittels Skizze vorgegeben war. Vor der Montage schmierte ich die Bohrungen dick mit Fett ein, da an diesen Stellen ja nun blanke Blechkanten lagen. Die Treibschrauben selbst lackierte ich zudem schwarz, was nicht nur der Optik zugutekam, sondern ebenfalls Rost verhindern sollte.
  • Da ich etwas dagegen habe, kostenlos Werbung für andere Leute spazieren zu fahren, montierte ich Kennzeichenhalterungen in Chrom-Optik.
  • Die verschlissenen, hinteren Spritzlappen ersetzte ich durch Neuteile. Leider war dort der Skoda-Schriftzug nur eingeprägt, aber nicht farblich abgesetzt. In mühseliger Handarbeit versah ich die Aufschrift daher mit weißem Hochglanzlack.
  • Eine wirklich schweißtreibende Arbeit war der Wechsel der zerkratzten, hinteren Kunststoffstoßstange sowie der dazugehörigen Halterungen, welche allesamt verrostet waren. Ich war so unvernünftig, das Vorhaben ohne einen Helfer umzusetzen.Offenbar hatte diese Region des Autos einige Parkrempler aushalten müssen. Ich hatte nachproduzierte Teile aufgetrieben. Durch den stählernen Kern der Stoßstange hatte jene ein ordentliches Gewicht, und ich musste feststellen, dass wohl nicht nur optisch einiges im Argen lag. Irgendwie passten die Verschraubungen nur unzureichend. Außerdem konnte man sich aussuchen, ob man sich an den seitlichen oder den mittleren Halterungen die Finger einklemmte, denn das ganze System ist natürlich so aufgebaut, dass kein Spielraum für zufällige Lockerungen existiert...

Was ich lieber die Werkstatt machen ließ

Ungefähr ein Jahr, nachdem ich mir vorsorglich einen neuen Auspuff auf Lager gelegt hatte, machten mich panzerähnliche Geräusche auf den nötigen Wechsel aufmerksam. Durch den Heckmotor ist dies eigentlich eine leichte Angelegenheit. Man benötigt hierzu keine Hebebühne. Dennoch scheiterte ich an dieser Aufgabe. Ausgerechnet die am schwersten zugängliche Schraube ließ sich natürlich nicht lösen. Murphys Gesetz eben! Nachdem ich dabei schließlich eine 13er Nuss gesprengt hatte, ließ ich es sein und wandte mich an eine Werkstatt. Auch andere Arbeiten, die ohne Hebebühne oder entsprechende Fachkenntnisse nicht durchführbar sind, wurden dort nach und nach erledigt. (Es war übrigens keine Skoda-Werkstatt, denn die heutige VW-Tochter scheint den Vorwende-Skodas herzlich wenig zugeneigt zu sein. Es ist daher wahrscheinlich völlig gleichgültig, ob man seinen "sozialistischen" Skoda einem gleichnamigen Autohaus, einem anderen Markenvertreter oder einer freien Werkstatt anvertraut…) Folgende Reparaturen überließ ich also den Fachleuten:

  • Wechsel der Silentbuchsen an der Motoraufhängung
  • Wiederkehrende Arbeiten wie Unterbodenschutz oder Ölwechsel
  • Montage einer Membran am doppelstufigen Vergaser
  • Austausch beider Kupplungszylinder
  • Verlegung eines neuen Gasbowdenzuges samt Halterung. Diese Arbeit ist richtig hässlich und benötigt zeitweise zwei Personen. Durch den Heckmotor ist der Gasbowdenzug sehr lang und verläuft durch einen schwer zugänglichen Mitteltunnel im Fahrzeuginneren.
  • Nahezu die gesamte Bremsanlage erwies sich nach und nach als verschlissen. Die Bremsscheiben, die vorderen Rohrleitungen, zwei Radbremszylinder sowie der Hauptbremszylinder wurden ersetzt.
  • Irgendwann trieb ich tatsächlich in zumutbarer Entfernung eine kleine Werkstatt auf, die mir Zündung sowie Vergaser exakt einstellte und zudem einige verschlissene Teile im tiefsten Inneren des Wagens, zum Beispiel einen Simmering, wechselte. Seitdem sind Standgas und Motorleistung um Welten besser geworden.

Rolling Restauration: Fahrspaß mit gelegentlichen Reparaturen

Alle bisher genannten Arbeitsgänge erfolgten nach und nach. Auf den Fahrspaß (und die interessierten Blicke von Passanten) wollte ich ja trotzdem nicht verzichten. Deshalb wurde das Auto nach den ersten Sofortmaßnahmen (siehe oben) auch regelmäßig bewegt. Es handelte sich also um eine so genannte Rolling Restauration. Das Auto befindet sich von Beginn an im Fahrbetrieb, allerdings nur von Frühjahr bis Herbst. Der Reparaturbedarf ergibt sich so von selbst. Mit der Zeit entsteht auf diese Weise ein nahezu komplett restaurierter Oldie.

Natürlich hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich einließ. Immerhin fehlte mir (trotzt meines Interesses für Oldtimer) jegliche Erfahrung. Praktischerweise hatte ich mir aber zuerst eine Garage samt Werkzeug und Einrichtung zugelegt, ehe ich nach einem Auto Ausschau hielt. Das war auch gut so, denn auf diese Weise konnte ich ungestört und wetterunabhängig kleine Reparaturen ausführen. War das Auto einmal nicht fahrbereit, störte das auch nicht weiter. Die Suche nach Ersatzteilen und ein bisschen Tüftelei gehören bei diesem Hobby einfach dazu. 

Wichtige Ersatzteile, bei denen ein Engpass wahrscheinlich erschien, beschaffte ich auf Vorrat: Dies betraf vor allem die Benzin- und die Wasserpumpe sowie individuell gestaltete Teile, beispielsweise Scheinwerfer und Hecklampen. So etwas wird nicht mehr produziert, auch nicht als Nachbau. Schäden durch Parkrempler oder ähnliches muss man schließlich immer einkalkulieren. Anfangs versuchte ich bei ebay mein Glück. Doch dort wurden mir völlig überteuert Gebrauchtteile offeriert, die einfach nur noch Schrott waren. Daher wechselte ich zu Nachbauteilen, die bei Amazon angeboten wurden. Doch die Auswahl war zu gering. Auf Oldtimermärkten und bei kleineren Händlern sah es da schon besser aus. Schließlich entdeckte ich ein Internetportal aus Tschechien. Es war deutschsprachig und wickelte die Bezahlung über eine deutsche Kontonummer ab. Das dortige Sortiment ist nahezu komplett und seitdem immer die erste Adresse bei der Ersatzteilbeschaffung.

 Anfangs verspürte ich stets ein mulmiges Gefühl bei der Fahrt. Keine Spur von den erträumten, entspannten Oldtimer-Touren! Tatsächlich kam es zu einigen heiklen Situationen. Einmal beispielsweise war schlichtweg zu wenig Kühlwasser vorhanden, und der Stadtverkehr sorgte auch nicht gerade für Fahrtwind. Das restliche Wasser hatte daher regelrecht gekocht. Der entstandene Dampf sprengte schließlich einen Schlauch ab…

Durch solche Erlebnisse lernt man sein altes Auto erst richtig kennen. Daher habe ich immer ein paar kleine Helfer dabei: Kühlwasser, Bleiersatz für bessere Motorschmierung, Werkzeug natürlich. Ein kleines Reparaturhandbuch ist auch ganz nützlich und hat gelegentlich sogar der Werkstatt Orientierungshilfe gegeben. Zusammen mit Wagenheber, Warndreieck, Warnweste und Luftpumpe passt dies alles praktischerweise in die zwei Seitenfächer des Motorraums, so dass das ohnehin kleine Gepäckabteil damit nicht unnötig verringert wird.

Obwohl das Auto mittlerweile in einem guten Zustand ist, gibt es natürlich Dinge, die noch gemacht werden müssten oder sogar irgendwann zwingend erforderlich werden. Dazu gehören vor allem Motor und Getriebe. Sollten sie einmal ausfallen, wird es sehr schwierig. Gebrauchtes Austauschmodell oder Generalüberholung werden dann wohl die Alternativen lauten, je nachdem, was verfügbar und erschwinglich ist. Ähnlich verhält es sich mit dem komplizierten Jikov-Vergaser. Nur ein wahnsinniger Laie nimmt ihn selbst auseinander. Andererseits gibt es natürlich immer weniger Fachleute, die damit aus ihrer Berufspraxis heraus Erfahrung haben. Leichter zu haben, aber dafür richtig teuer, ist eine Komplettlackierung. Bei jedem Aufpolieren wird die derzeitige Lackschicht schließlich ein wenig dünner…

Ein paar Kostenrisiken existieren also noch, und bei jeder Fahrt ist selbstverständlich ein bisschen Angst dabei. Aber einen Oldtimer zu fahren, heißt eben auch ein wenig, auf Abenteuertour zu sein. Das gehört dazu. Sonst wäre es wahrscheinlich langweilig.

Donky, am 01.10.2017
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