Schwarzes Schaf der Barbaren als letzte Hoffnung

Irgendwo im Lande Anabolien: Alle Barbaren eines kleinen Dorfes sind damit beschäftigt, ihre muskelbepackten Körper unentwegt zu stählen und sich für neue Feldzüge aufzuwärmen. Das heißt: Fast alle! Denn dem schmächtigen Ronal liegen körperliche Anstrengungen und die kleinen Freuden des Barbarenlebens, wie das Abschlagen fremder Köpfe und Gliedmaßen, nun wirklich nicht. Während eines Gelages soll er die Wache übernehmen - eine völlig nutzlos scheinende Aufgabe, ist doch scheinbar niemand mehr in der Lage, den Barbaren gefährlich zu werden.

Aber ausgerechnet an diesem Tag überfällt der böse Volcazar Ronals Heimatdorf und nimmt alle Männer und Frauen gefangen. Nur Ronal selbst kann durch Zufall entkommen und ist wild entschlossen, wenigstens einmal in seinem Leben ein Held zu sein. Ein magisches Schwert könnte Volcazar Einhalt gebieten. Freilich: Wo es sich befindet, weiß er gar nicht. Trotzdem tritt er die Reise ins Ungewisse an und erhält dabei Unterstützung des notgeilen Barden Alibert, der kampfwütigen Kriegerin Zandra sowie des ebenso verhuschten, wie tuntigen Elfen Elric. Die Zeit drängt aber: Der üble Volcazar setzt alles daran, einen mächtigen Dämon zu beschwören, der die gesamte Welt versklaven würde...

Bei Chrom: Parodie auf Conan und Heavy-Metal-Trash!

Angeblich wurden die dänischen Produzenten von "Ronal der Barbar" durch martialische Heavy-Metal-Plattencover zu ihrer Satire inspiriert. Verwundern sollte es nicht: Es wimmelt von muskulösen, halbnackten Barbaren, luftig bekleideten Barbarenfrauen und Flugdrachen, die vor kargen Berg- und Vulkanlandschaften posieren und nebenher Totenschädel mit bloßen Händen knacken. Willkommen in der albernen Fantasy-Kitschwelt von Manowar, Megadeth & Co.! Natürlich bekommen aber auch die in den 1980er-Jahren höchst beliebten Barbarenfilme ihr Fett ab. Dabei verwundert es, dass es so lange dauerte, bis Genrebeiträge wie "Conan" oder "Red Sonja" durch den Kakao gezogen werden.

Berührungsängste vor heiklen Szenen oder Anspielungen kennen die Produzenten aus dem Lande des Smörrebröds keine. Von Beginn weg nehmen sie keinerlei Rücksicht auf ein jüngeres Publikum und nehmen frech jegliche Klischees auf die Schaufel. Ein Vasall des Schurken trägt Lack und Leder wie aus einem SM-Shop und gibt während des Reitens nicht dem Pferd, sondern seinem eigenen Hinterteil die Peitsche. Witze unter die Gürtellinie drücken sich abwechselnd mit deftigen Ausdrücken die Klinke in die Hand. Kostproben gefällig? "Verfickte Kacke", "Das ist für'n Arsch" oder "Ach, leck mich doch!", werfen sich die Barbarinnen und Barbaren - Gleichstellungsbeauftragte sind in dieser Welt überflüssig - an die Köpfe, so diese nicht bereits eingeschlagen wurden.

 

Keine Konkurrenz für "Pixar"

Mit aufwändigen Produktionen aus den Häusern "Pixar" oder "DreamWorks" hat "Ronal der Barbar" jedenfalls nichts am Hut. Das im Vergleich zur Hollywood-Spitze lächerlich geringe Budget ist deutlich sichtbar. In Punkto Detailreichtum, Figurenanimation, Gestaltung der Hintergründe oder künstliche Kamerafahrten erweist sich das dänische Filmchen als hoffnungslos unterlegen. Die Computertechnik kann sich kaum mit den ersten computeranimierten Spielfilmen der 1990er-Jahre messen. Allerdings stört dies nicht weiter, sondern unterstreicht den dezent trashigen Charakter der Produktion nur noch.

Und mal ehrlich: Wer erwartet in einem Barbarenfilm "Herr der Ringe"-Epik? Tatsächlich passt die schmucklose Optik zur erzählerischen Dürftigkeit. Denn worum es im Grund geht, wird von Anfang an klar gemacht: Kämpfe, blöde Sprüche, Anspielungen. Diese Erwartungshaltung erfüllt der Streifen denn auch perfekt!

 

"Ronal der Barbar": Nicht perfekt, aber höchst unterhaltsam

Zwar zünden bei weitem nicht alle Gags und sind schlichtweg albern geraten, wie im Falle der angeblich naturverbundenen Elfe, die rein gar nichts peilt, was durch die Vorhersehbarkeit ebenso rasch zu nerven beginnt, wie ihr schwules Gebaren. Die eineinhalb Stunden Laufzeit vergehen aber wie im Fluge, falls man bereit ist, sich auf die spaßige Satire einzulassen. Belohnt wird man mit einigen sehr gelungenen Gags (beim Aufmarsch singen die Vasallen des Finsterlings im Chor: "Ich mag Leder auf der Haut, weil's im Schritt das Blut schön staut") und diversen "Aha"-Erlebnissen (so mancher Barbar ähnelt verblüffend so manchen Coverdarstellungen von Interpreten des lautesten Gewerbes der Welt; die Königin der Amazonen ist unschwer als "Red Sonja"-Protagonistin Brigitte Nielsen auszumachen). Der Plot gibt sogar mehr her, als das zu Recht von der Kritik verrissene "Conan"-Remake, was zugegebenermaßen nicht allzu schwierig war.

Fazit: Wenn auch kein Meisterwerk, so überrascht "Ronal der Barbar" doch mit unverblümt frechen Parodien auf das Fantasygenre und vermag bestens zu unterhalten. Und in welchem anderen Film gerät schon der Protagonist mit den Hoden in eine Mausefalle und muss sich während eines romantischen Gesprächs mit der hübschen Weggefährtin winzige, von Feenwächtern abgeschossene Pfeile aus seiner empfindlichsten Stelle ziehen? Wenn das kein Grund ist, sich diesen Film anzuschauen, weiß ich auch nicht mehr weiter...

Originaltitel: Ronal Barbaren

Regie: Kresten Vestbjerg Andersen, Thorbjorn Christoffersen 

Produktionsland und -jahr: DK, 2011

Filmlänge: ca. 89 Minuten

Verleih: MFA

Deutscher Kinostart: 22.12.2011

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

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