Flensburg als Handelsmetropole für Rum

Der Rumhandel in Flensburg begann um 1750. Die Handelsschiffe brachten aus der Karibik, speziell St. Croix, St. John und St. Thomas, den Original oder "pure Rum" mit 70 bis 80 Prozent Alkoholgehalt mit. Die Geschäfte in Flensburg liefen hervorragend, und immer mehr Rumhandelshäuser entstanden. Noch bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts bestanden in Flensburg mehr als 40 Rumhäuser. Flensburg hatte rund 70 Prozent des deutschen Rumhandels unter Kontrolle und füllte pro Jahr rund 40 Millionen Flaschen Rum ab.

1864 verlor Dänemark im Krieg mit Preußen die Handelsstadt Flensburg. Damit versiegte auch der Handel mit Dänisch-Westindien. An seine Stelle kamen Zuckerrohr- und Rumlieferungen aus anderen Regionen der Karibik, speziell aus Jamaika.

Zu hohe Zölle? Rum-Verschnitt wurde geboren

Rum wurde direkt nach Flensburg geliefert oder aber der Rohrzucker wurde importiert und in Flensburg raffiniert. Der Rum wurde aus der Zuckerrohrmelasse gewonnen.

Ab 1887 wurden in Preußen alkoholische Getränke mit hohem Alkoholgehalt wie Rum mit mit hohen Zöllen belegt, um die heimische Alkoholindustrie zu schützen. Also kamen die Flensburger Rumhändler auf die Idee, den Anteil des Rums in den Spiritousen zu verringern und streckten den hochprozentigen Rum mit einfachem Korn oder Obstbränden auf mindestens 37,5 Prozent.

Da ein "Flensburger Rum-Verschnitt" nur mindestens 5 % Rum enthalten mußte, fehlten oft die typischen Rumaromen. Das wiederum wurde durch die Lieferung besonders geschmacksintensiven Rums wettgemacht. Er hieß "German flavored rum".

Der Flensburger Rumverschnitt

Der Flensburger Rumverschnitt mit seinen mindestens 5 % Original-Rum und einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 %, der meist 40–42 % ausmachte, wurde zu einer Tradition. Reiner Rum wurde auf Trinkstärke verschnitten. Dazu war der Jamaika-Rum wegen seines intensiven Geschmacks besonders geeignet. Alle Flensburger Rumhäuser wendeten dieses Verfahren an. Bis heute ist der Flensburger Rum-Verschnitt als Jamaika-Rum-Verschnitt auch bei allen anderen deutschen Rumhäusern erhältlich.

Das Ende der Flensburger "Rumherrlichkeit"

Bis heute sind Namen wie Pott, Balle, Sonnberg, Detleffsen, Hansen, Asmussen und Johannsen geläufig. Aber übrig geblieben sind heute in Flensburg nur noch zwei Rumhäuser, denn nur Johannsen Rum und Braasch Rum bestehen noch als Flensburger Produzenten. Grund dafür sind der Niedergang der Flensburger Rumhäuser in den 70er und 80er Jahren, auch hervorgerufen durch die wachsende Konkurrenz durch höherwertige, reine Rums aus der Karibik und Südamerika.

Die alten Rumhäuser wie "der gute Pott" (Oetkergruppe) gehören heute zu riesigen Industriekonzernen, wurden an große Spirituosenhersteller wie Berentzen und andere verkauft oder einfach geschlossen. Allein die vielen herrschaftlichen Kontorhäuser und Kaufmannshöfe in der historischen Flensburger Altstadt zeugen heute noch von dem Reichtum, den Flensburger Reeder und Kaufleute im Überseehandel erwirtschaftet haben.

Das echte Rezept für eine "steifen" Grog: Rum muss, Wasser kann


"Alkohol ist keine Lösung, Rum aber Medizin" lautet ein uraltes Bonmot. Neben seiner Wirkungskraft als Medizin wird Rum vor allen Dingen zum Backen, für einen Rumtopf und zur Zubereitung von Grog benötigt.

Medizin in der Form eines Grogs wird benötigt an frostkalten Tagen und in frostigen Nächten. Bei der für Norddeutschland typischen Zubereitung des Heißgetränks Grog heißt es "Rum muss, Zucker darf, Wasser kann". Dabei bevorzugen vernünftige Zeitgenossen alle drei Zutaten: Man stelle einen Glasstößel oder einen Teelöffel in ein Grogglas, gebe zwei Teelöffel Zucker hinzu und gieße sprudelnd kochendes Wasser in das Grogglas, rühre um, gebe nach Gutdünken, eigenem Geschmack und eigener Konstitution vier Zentiliter (oder weniger oder mehr) Rum in das Glas, rühre noch einmal um, und fertig ist der Genuß.

Das Wort Grog stammt aus Westindien und steht für Rum mit Wasser. Wer zu viel davon genießt, ist nachher groggy.

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