Das Ausflugsziel

Fast immer sind an der Schleuse Passanten zu sehen, die das Schleusenspiel interessiert beobachten. Radler und Spaziergänger nutzen gern die Wege im Bäketal und von hier in Richtung Dreilinden und Klein-Glienicke.

Südlich der Schleuse steht ein ehemaliger Straßenbahnwagen der Bauart TM 36 der BVG. Der ist ein Informationszentrum der Heimatvereine. Wagen dieses Typs verkehrten auch auf der Linie 96, die einst von der Behrenstraße in Berlin Mitte via Tempelhof, Teltow und Stahnsdorf zur Schleuse Kleinmachnow führte. Der kann an Wochenenden auch innen besichtigt werden.

Heute bietet noch das 1905 erbaute "Gasthaus zur Schleuse" auf der anderen Straßenseite und die nahe gelegenen "Waldschänke Stahnsdorf" Möglichkeiten zur Einkehr.

Eine andere Sicht auf die Schleusenanlage bieten Ausflugsfahrten per Schiff. Solche werden z. B. ab Potsdam oder Treptow angeboten.

Straßenbahnwagen an der Schleuse (Bild: haros)

Der Teltowkanal

Der rund 38 Kilometer lange Teltowkanal wurde zwischen 1901 und 1906 gebaut. Projektierung und die Bauleitung für das Kanalprojekt lagen bei den Königlichen Bauräten Christian Havestadt und Max Contag. Die Initiative ging von Ernst von Stubenrauch, dem damaligen Landrat des Kreises Teltow, aus. Zu diesem Landkreis gehörten weite Teile des Südwestens der heutigen Stadt Berlin. Kaiser Wilhelm II., ein Studienfreund des Landrates, kam am 2.6.1906 auf seiner Jacht "Alexandria" zur Einweihung der Schleuse und des Kanals.

Der Teltowkanal verbindet die Spree-Oder-Wasserstraße mit der Unteren Havel-Wasserstraße bei Potsdam. Er ist eine Bundeswasserstraße und führt durch die Bundesländer Berlin und Brandenburg. Streckenweise markiert er die Grenze zwischen den beiden Ländern. Der Höhenunterschied zwischen dem Wasserspiegel der mittleren Spree und der Potsdamer Havel, im Mittel 2,86 Meter, wird mit dieser einzigen Schleuse des Teltowkanals überwunden.

Die Schiffe wurden mit elektrischen Treidelloks durch den Teltowkanal gezogen. Als Denkmal an den Treidelverkehr sind an der Emil-Schulz-Brücke im Verlauf der Königsberger Straße in Berlin-Lichterfelde eine Lokomotive und der Bugteil eines Schleppkahns aufgestellt.

Die Zwilingsschleuse Kleinmachnow

Die 1906 eingeweihte Schleuse Kleinmachnow war eine Zwillingsschleuse mit zwei nebeneinander liegenden Schleusenkammern. Diese waren jeweils 67 Meter lang und 10 Meter breit. Zwischen den Kammern steht eine 12 Meter breite Plattform. Diese Schleusenkammern ermöglichten die Schleusung von zwei nebeneinander gekoppelten Finow-Maßkähnen.

Die beiden Kammern sind durch einen Querkanal miteinander verbunden und konnten so in einem Sparbetrieb gefahren werden. Dabei wird das Wasser aus einer Kammer für die Abwärtschleusung in die andere Kammer für eine Aufwärtschleusung geführt. So konnte die Entnahme von Wasser aus dem Oberwasser der Anlage erheblich reduziert werden. Das war an trockenen Sommertagen ein großer Vorteil, da damals in der heißen Jahreszeit die Spree nur wenig Wasser führte.

Die Kammern der Zwillingsschleuse werden durch Hubtore. Daher ragen an beiden Enden der Kammern die Türme der Hubtore in den Himmel. Diese aufwändige Konstruktion wurde gewählt, um eine völlig dichte Schließung der Schleusenkammern zu erreichen. Denn Auflagen der Regierung in Potsdam zwangen zum sparsamen Umgang mit dem Wasser der Spree zu Zeiten geringer Wasserführung. Die Untertore wiegen 20 Tonnen, die Obertore wegen ihrer geringeren Höhe nur 16 Tonnen. Jedes Tor ist durch ein Gegengewicht ausbalanciert. Elektromotore sorgen für den Antrieb.

Die Türme der Zwillingsschleuse (Bild: haros)

Nordschleuse von 1940

Der Ausbau der Reichswasserstraßen und des Teltowkanals erforderten eine größere Schleuse. Ab 1939 erfolgte der Bau einer zusätzlichen Nordkammer von 85 Meter Länge und 12 Meter Breite. Darin können Schiffe von bis zu 1.000 Tonnen passieren. Bei dieser Kammer wurde zum Unterwasser ein Stemmtor und zum Oberwasser ein Klapptor gebaut. 1940 wurde die Nordkammer in betrieb genommen und von da an durften auch Selbstfahrer den Teltowkanal nutzen.

Für den Ausbau der Schleuse musste das Wirtshaus an der Schleuse samt Biergarten weichen. Nördlich der dritten Schleusenkammer entstand als Ersatzbau der Schleusenkrug. Dieses große Wirtshaus wurde durch Bombentreffer teilweise zerstört. 1948 konnte es wieder eröffnet werden. Doch die Bewohner West-Berlins kamen nicht mehr und ohne Schiffsverkehr blieben auch andere Gäste aus. 1950 wurde das Gasthaus endgültig geschlossen.

Die Nordkammer von 1940 (Bild: haros)

Der Zweite Weltkrieg

Ab 1943 kam es häufig zu Bombenabwürfen am Kanal. Nur die mittlere Schleusenkammer blieb noch in Betrieb. Die neu gebaute Nordkammer wurde mit Kies verfüllt und vor das das Obertor der Südkammer wurde eine Spundwand gesetzt. 1945 wurden die Kriegsschäden behoben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg-

1948 sperrten die Behörden der Sowjetischen Besatzungszone den Verkehr durch den Teltowkanal. Die Schleuse Kleinmachnow wurde stillgelegt. Nach Aufhebung der Blockade West-Berlins mussten Binnenschiffe mit Zielen am Teltowkanal einen großen Umweg über die Spandauer Schleuse und die Spree nehmen. Erst 1981 wurde die Schleuse Kleinmachnow wieder für den Schiffsverkehr eröffnet.

Nach der Wende

Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 sah eine Bundeswasserstraße von Hannover über Magdeburg nach Berlin vor. Dazu sollte der Teltowkanal für die Passage von Großmotorgüterschiffen und Schubverbänden ausgebaut werden. Diese Pläne lösten erhebliche Proteste aus. Denn es wären massive Eingriffe in die schützenswerte Umgebung der Schleusenanlage nötig geworden. Inzwischen soll der Teltowkanal nur bis zur Wasserstraßenklasse IV ausgebaut werden. Damit sind Erweiterungen an der Schleuse Kleinmachnow nicht mehr erforderlich. Doch gegen diese Sicht des Bundesverkehrsministers regt sich Widerstand in der Wirtschaft von Berlin und Brandenburg.

1993 rammte ein Schiff beim Einfahren in die Schleuse einen Brückenträger des Fußgängerteils der Schleusenbrücke. Diese Havarie sowie Ermüdungserscheinungen an den Widerlagern führten zur Sperrung der Brücke für den Fahrzeugverkehr. Eine neue Brücke, die nun einige Meter westlich der Schleusenanlage liegt, wurde am 20. Mai 2005 dem Verkehr übergeben. Von der alten Straßenbrücke blieben die Arkaden erhalten.

Literatur

  • Peter Hahn und Jürgen Stich: Teltowkanal - Stationen, Wege, Geschichten. Oase Verlag Badenweiler 2006. ISBN 3-88922-059-2
  • Nicola Bröcker und Celina Kress: Südwestlich siedeln. Kleinmachnow bei Berlin - von der Villenkolonie zur Bürgerhaussiedlung. 2. Auflage, Lukas Verlag Berlin 2005, ISBN 978-3-9368-7230-9
  • Uwe Pfohl: Die Machnower Schleuse: Ein technisches Meisterwerk unserer Vorväter. Reichardt Verlag Untermeitingen 2005, ISBN 978-3-9393-5959-3
  • Horst Köhler: Der Teltowkanal. Eine Lebensader im Süden Berlins. Stapp Verlag Berlin 2000, ISBN 3-87776-036-8
  • Gerhard Birk und Mario Stutzki: Der Teltowkanal. Ein Jahrhundertbauwerk, Sutton Verlag Erfurt 2000, ISBN 3-89702-245-1
  • H.-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen, Transpress Verlag Stuttgart 1987, 978-3-3440-0115-5

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