Stress abbauen muss überall möglich sein!


Der Schlüssel zu einem stressarmen Leben liegt im Gleichgewicht zwischen Belastung und Ausgleich. Was dem einzelnen gegen Stress hilft, ist ganz unterschiedlich: Sport, mit den Kindern spielen, ein gutes Buch lesen, Musik hören, Kopfkissen besticken, von hohen Gebäuden springen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zudem gibt es ganz gezielte Methoden gegen Stress. Sehr wirksam sind Entspannungsverfahren: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jakobson, Yoga und andere Entspannungstechniken wirken sehr gut gegen Stress. Doch diese Methoden lassen sich nur zum Teil in den Trubel des Alltags "mitnehmen". Wer eine Entspannungskassette und eine Matte braucht, um zur Ruhe zu kommen, wird diese Prozedur schlecht zehn Minuten vor einem Vortrag durchführen können. Auch wenn sich vier Kunden gleichzeitig beschweren wollen, oder wenn der Chef wieder einmal einen Auftrag gestern fertig haben will, hilft eine Zeremonie wenig. Dann hat man seine Entspannungsmethode entweder so gut geübt, dass man sie ganz ohne Hilfsmittel auf dem Klo ausführen kann, oder man findet andere Rezepte gegen Stress. Jeder Mensch braucht ein kleines Repertoire, wie er Stress zwischendurch einmal reduzieren kann: Schnell, unkompliziert und beinahe überall.

Entspannungszentrale

Enspannungszentrale (Bild: Bernd Bast/pixelio.de)

Das WC – ein Rückzugsort!

An vielen Arbeitsplätzen ist das WC die Zentrale gegen Stress. Für viele Menschen der einzige Ort, an dem sie eine Tür hinter sich versperren und sich sicher sein können, dass sie ein paar Minuten lang nicht angesprochen werden. Am dem Klo kann man nachdenken, Papier zerreißen, toben, heulen oder ein Kurzentspannungsprogramm durch- führen. Bitte vergessen Sie in diesem Fall aber nicht, den Deckel herunterzuklappen, bevor Sie sich setzen.

Stressbälle

Das Prinzip der Stressbälle beruht auf der Theorie, dass Distress, so wie wir ihn kennen, ein Überbleibsel aus der Evolution ist: Der jagende Urmensch hatte zwei Möglichkeiten, wenn er sich unversehends einem Mammut gegenüber sah: Kämpfen oder Flüchten. Der Körper reagierte blitzartig auf die Situation und bereitete den Körper für Höchstleistungen vor: Herzschlag und Atmung beschleunigten sich, die Muskelspannung erhöhte sich, die Pupillen wurden weit, der Geist hellwach und konzentriert. 

Heute reagiert der Körper noch auf die gleiche Weise, wenn der Chef die linke Augenbraue hebt und "Frau Müllermeier, Sie haben schon wieder den Kaktus überschwemmt", sagt. Doch nur selten flüchten oder kämpfen wir, der ganze Aufwand, den unser Körper treibt, ist völlig vergeblich und so bleiben wir sitzen mit unserem Herzklopfen und den Muskelverspannungen, die so mancher auch nach Feierabend nicht mehr los wird.

Stressbälle dienen dazu, diese "überschüssige Energie" abzubauen. Man kann sie kneten, quetschen, die Fingernägel hinein rammen und sie in einem unbeachteten Moment in die Ecke schleudern. Stressbälle gibt es auch in neutralen Ausführungen, die selbst auf einem Schreibtisch oder Lehrerpult nicht auffallen. Natürlich sind Stressbälle nur müde Stellvertreter für das Mammut unserer Vorfahren, doch echten Mammuts wären wir heutzutage ohnehin nicht mehr gewachsen. Am besten wirken diese Bälle gegen Stress, wenn wir ihnen den Namen desjenigen geben, den wir gern in die Ecke schleudern möchten.

Einfache Methoden gegen Stress - eine Umfrage

Ich habe einmal herumgefragt, was Menschen in meinem Umfeld unternehmen, wenn ihnen am Arbeitsplatz alles zu viel wird. Ihre im Gefecht des Alltags erprobten Empfehlungen gegen Stress:

  • Drei Minuten lang die Wolken anschauen: Manchmal ist es wichtig, nur einmal kurz aus dem Hamsterrad auszusteigen und ein bisschen Distanz zu schaffen. Im Angesicht des Firmaments sind die Katastrophen auf dem Schreibtisch lächerlich unbedeutend.
  • Die Blumen gießen, das Aquarium putzen, die Kaffeemaschine entkalken. Auch das schafft eine Unterbrechung und ist nicht witterungsabhängig. Bitte den Kaktus nicht drei Mal täglich gießen!
  • Eine Runde um den Block. Notfalls mit einer Ausrede: Post holen und so weiter. Einfach nur raus.
  • Fünf Mal ganz fest die Fäuste ballen und ganz bewusst wieder loslassen. Das ist die Mikrovariante der Entspannungsmethode "Progressive Muskelentspannung nach Jakobson". Extrem wirksam ist diese Übung bei Menschen, die diese Entspannungsmethode von der Pike auf gelernt haben. Dann wird dadurch Entspannung im ganzen Körper getriggert.
  • Am offenen Fenster ganz bewusst ein- und ausatmen: Auch das ist ein Versatzstück aus professionellen Entspannungsmethoden.
  • Ein Glas kaltes Wasser: kühlt den Körper und den Geist. Nein, kein kaltes Bier!
  • Mit Kollegen und Kolleginnen ausgiebig lästern. Aber bitte heimlich und dann ist's wieder gut; darf nicht zu Mobbing oder Bossing werden, sonst steigt der Stress gewaltig.
  • Gummibärchen essen. Hat einen ähnlichen Effekt wie Stressbälle und befriedigt den archaischen Trieb, kräftig zubeißen zu wollen.
  • Eine Zigarette rauchen soll angeblich auch gegen Stress helfen. Das wollte ich nicht erwähnen, aber manche Leute bestehen auf diesen Punkt.
  • Auch ein Mittel gegen Stress: Man könne die Probleme, die zu Stress führen, besprechen und lösen, habe ich mir sagen lassen. Ersetzt im Erfolgsfall all das oben Gesagte, die Erfolgsquote soll aber bescheiden sein.

Kleine Helfer gegen Stress

Sie passen in jede Hand- oder Aktentasche, die Werkzeugkiste oder den Geldkoffer und sind wahre Zauberer der Entspannung: Diese kleine Helfer schaffen positive Körpergefühle selbst unter unwirtlichen Bedingungen. Die meisten Menschen entspannen sich sehr schnell, wenn sie angenehme Hautreize erleben. Das dürfte in uns "einprogrammiert" sein – angenehme Berührungen dürften unbewusst an wohlige Berührungen in der Zeit als Säugling erinnern. Man kann sich nicht gleichzeitig angenehm wohlig und gestresst fühlen – das schließt sich aus.

Zum wahren Trendartikel für Menschen mit robuster Frisur ist das Kopfmassagegerät "Dreamer" geworden. Die Noppen massieren sanft die Kopfhaut und sorgen für Entspannung in wenigen Minuten.

Besonders vielseitig sind Igelbälle – ursprünglich wurden sie gar nicht als Mittel gegen Stress entwickelt. Ich habe sie zunächst im Krankenhaus kennen gelernt, später sind sie mir im Stimmtraining begegnet: In der Ergotherapie werden sie verwendet, um nach Schlaganfällen das Greifen wieder zu trainieren; in der Dermatologie als Alternative zum Kratzen, wenn es unerträglich juckt. Über die Haut gerollt, lösen die Noppen ein angenehm massierendes Gefühl auf der Haut aus. Die Bälle gibt es in verschiedenen Härtegraden und mit etwas mehr Krafteinsatz lässt sich mit den härteren Exemplaren auch die darunter liegende Muskulatur massieren. Im Stimmtraining haben wir sie verwendet, um Nackenverspannungen ohne Riskio zu bearbeiten, denn die Kraft von Händen erreichen die Bälle nicht: Man kann nicht so leicht etwas kaputt machen, auch wenn man einmal etwas andrückt. Daraus ergibt sich, dass die Bälle ihre maximale Wirksamkeit entfalten, wenn man sie paarweise anwendet, denn eine wohltuende Igelball-Nacken- und Rückenmassage ist allein schwierig durchzuführen. Doch auch schon ein paar Minuten Selbstmassage an den Armen wirkt entspannend. Natürlich können Sie die Igelbälle auch wie klassische Stressbälle anwenden: Man kann sie werfen, kneten und beschimpfen.

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