Schrottwichteln – worum es geht

Es gibt Produkte, die verschenkt man einfach nicht. Sie finden sich in den Non-Food-Regalen einer gewissen Kaffeemarke oder auch an den Wühltischen einer niedrigpreisigen Bekleidungskette. Diese Erzeugnisse werden meist in Fernost hergestellt, sehen noch billiger aus, als sie in Wirklichkeit sind und haben meist einen Verwendungszweck, der erst durch den Produktnamen erklärt werden muss. Oft wussten wir bisher nicht einmal, dass man solche Waren überhaupt braucht.

Doch genau solche Dinge sind die Grundlage des Schrottwichtelns. Denn dabei geht es um möglichst sinnfreie Geschenke, die im Idealfall für Heiterkeit sorgen. Es gibt kein peinliches, zeitaufwendiges Suchen nach Geschenken mehr, die der Empfänger dann doch nicht mag. Voraussetzung ist natürlich, dass alle Beteiligten einer derartigen Weihnachtsfeier über den Charakter des Schrottwichtelns informiert sind, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Wie funktioniert Schrottwichteln, und was braucht man dazu?

Obwohl der Begriff "Schrottwichteln" etwas anderes impliziert, sollten auf keinen Fall wirklich gebrauchte oder defekte Dinge verwendet werden. Neben den oben erwähnten Produkten eignen sich daher auch diverse Probepackungen, Werbeprodukte und ähnliches.

Diese Geschenke werden nun ganz klassisch weihnachtlich-liebevoll verpackt, natürlich so, dass die äußere Form und die Größe keinen Rückschluss auf den Inhalt zulassen. Jeder Teilnehmer (ideal sind fünf bis fünfzehn "Schrottwichtler") bringt möglichst mehrere dieser Päckchen mit zur Weihnachtsfeier, wo jene zu einem zentralen Haufen aufgetürmt werden. Wie kommen nun die Teilnehmer zu ihren Geschenken? Natürlich könnte man die Pakete einfach verlosen. Doch das ist nicht der Sinn des Brauchs. Schließlich soll die Sache ja auch Spaß machen! Für die Verteilung der Geschenke bietet sich daher ein klassisches Würfelspiel an. Es werden dabei für mehrere Zahlen Aktionen festgelegt. Ein Beispiel:

  • Wer eine Eins würfelt, darf sich ein Geschenk aus dem Haufen aussuchen.
  • Bei einer Drei darf der Teilnehmer einem anderen Spieler ein Geschenk wegnehmen.
  • Die Sechs bedeutet, dass der Pechvogel eines seiner Geschenke an jemand anderes weitergeben muss…

Das Spiel wird so lange fortgeführt, bis alle Anwesenden ungefähr die gleiche Anzahl an Geschenken haben. Erst dann darf ausgepackt werden!

In der Regel ist es so, dass die Teilnehmer sich mit der Zeit auf ein bestimmtes Paket fixieren, obwohl sie dessen Inhalt nicht kennen. Größe und Verpackung sorgen hier für reichlich Illusionen. Nicht jedes pinkfarbene Geschenkpapier enthält eben Nützliches für Mädchen und aus so mancher riesigen Packung schält sich vielleicht am Ende nur eine Parfümprobe. Der Spaßfaktor steigt also noch einmal, sobald die Geschenke ausgepackt werden dürfen… Doch keine Angst vor sinnfreien Überraschungen: Die Dinge können untereinander getauscht oder für das nächste Jahr aufgehoben werden.

Warum Schrottwichteln eigentlich gar nicht so inkorrekt ist

Ganz ehrlich – das Schrottwichteln ist dem konventionellen Wichteln gar nicht so unähnlich. Auch dabei wechseln schließlich meist preiswerte und sinnfreie Geschenke den Besitzer, wobei Geber und Nehmer oft nichts von der Identität des jeweils Anderen wissen. Das ist auch oft gut so, denn wer braucht schon wirklich den 23. Kerzenhalter oder das zwölfte Räuchermännchen, von diversen Deko-Verlegenheitsgeschenken ganz zu schweigen.

Das Schrottwichteln vervollkommnet diesen Umstand, verzichtet also auf Heuchelei und macht aus der Not eine Tugend. Den Spaß dabei gibt es noch obendrein, und auch das Kaffee-Unternehmen mit den vielen Non-Food-Regalen freut sich über den Umsatz…

Donky, am 13.11.2016
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