Schüsse aus dem Nichts - Das Spukphänomen von Tombstone
Was verbirgt sich hinter den unerklärlichen Geräuschen rund um den O.K. Corral?Geisterschüsse am O.K. Corral (Bild: RileyOne / Flickr)
Die Vorfälle wurden als Versuch angesehen, um mehr Touristen anzulocken
Bereits wenige Wochen nach dem Duell begannen Anwohner der Fremont Street und angrenzender Häuser über seltsame Vorfälle zu sprechen: Schüsse in der Nacht, obwohl keine Schützen zu sehen waren. Manche glaubten, es handle sich um Spättrinker, andere verdächtigten Banditen oder hielten es für einfache Fehlzündungen. Doch die Berichte häuften sich. In manchen Nächten, so wurde erzählt, hörte man deutlich das Klicken von Sporen, knirschende Schritte im Sand - gefolgt von Revolverfeuer, das durch Gasen hallte. Manche Zeugen schworen, sie hätten Schreie gehört oder das Knallen von Hülsen auf dem Pflaster, obwohl niemand zu sehen war.
Selbst mutige Stadtbewohner, die dem Lärm nachgingen, fanden nichts - keine Menschen, keine Spuren, kein Schießpulvergeruch. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1889 erwähnte erstmals die "nächtlichen Echo-Schüsse" in Tombstone. Der Bericht wurde jedoch als Aberglaube abgetan - ein Versuch, die Stadt für Touristen interessanter zu machen, hieß es. Mit den Jahren entwickelte sich eine lokale Legende: Die Seelen der Gefallenen kehren zurück, um ihre letzte Schacht immer wieder zu kämpfen.
Geisterforscher untersuchten das Phänomen
Historiker und Skeptiker brachten hingegen andere Erlärungen ins Spiel. Einige meinten, es handle sich um akustische Täuschungen - das Echo früherer Schüsse, verstärkt durch enge Gassen und Gebäude aus Holz und Stein. Andere vermuteten, dass Tiere oder betrunkene Gäste im Saloon für die Geräusche verantwortlich seien. Doch viele Einwohner glaubten weiterhin an das Übernatürliche. Eine Witwe, die bis 1910 an der Freemont Street lebte, beschrieb in einem Brief, dass sie regelmäßig nach Mitternacht geweckt wurde - "nicht von Schritten, sondern von einem Gefühl, das die Luft veränderte, kurz bevor der erste Schuss fiel."
Bis heute gilt Tombstone als eine der meistbespukten Städte Amerikas. Besucher berichten noch immer von unerklärlichen Geräuschen rund um den O.K.Corral. In geführten Geistertouren wird das Phänomen regelmäßig thematisiert. Einige Guides schwören, dass selbst moderne Audiotechnik gelegentlich Schüsse aufzeichnet, wo keine sind. Parapsychologen, die das Phänomen untersuchten, sprachen von einem "emotional aufgeladenen Ort", an dem sich möglicherweise energetische Rückstände dramatischer Ereignisse manifestieren.
Eine Theorie, die unter Geisterforschern als "residuale Spukerscheinung" bekannt ist - ein Ort, der sich an extreme Emotionen "erinnert" und sie wiederholt. Ob übersinnliches Phänomen, akustische Täuschung oder psychologische Projektion - die "Schüsse aus dem Nichts" von Tombstone sind bis heute nicht restlos geklärt. Was bleibt, ist ein unheimliches Kapitel der amerikanischen Pioniergeschichte, das zeigt, wie dünn der Schleier zwischen Geschichte und Legende im Wilden Westen sein kann. Tombstone lebt - und vielleicht spukt es dort wirklich.
Bildquelle:
KFM
(Selbstjustiz im Wilden Westen)
Brigitte Werner
(Banditen im Wilden Westen)
Ed Bierman
(Wyatt Earp - Berufsspieler und Bandit)
Brigitte Werner
(Cowboy - Der härteste Beruf im Wilden Westen)





