Schwanger werden! Interview mit dem Leiter des Kinderwunschzentrums Ulm
Der unerfüllte Kinderwunsch eines Paares gilt als Krankheit; darum bezahlen Krankenkassen die Behandlung. Im Interview erläutert Dr. Friedrich Gagsteiger vom Kinderwunschzentrum Ulm seine Arbeit.Vom Focus ausgezeichnet: Dr. Friedrich Gagsteiger vom Kinderwunschzentrum Ulm (Bild: Bildschirmfoto 2018-02-06 um 08.53.13)
Auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin zählt das Kinderwunschzentrum Ulm (KWZU) zu den renommiertesten Praxen in Deutschland. Hoch qualifizierte Mitarbeiter, modernstes Equipment und rege Forschungsbeteiligung auf einem der dynamischsten Gebiete der Medizin rücken das KWZU auf einen Spitzenplatz vergleichbarer Institute. Ein Gespräch mit Dr. med. Friedrich Gagsteiger, dem medizinischen Leiter des Kinderwunschzentrums Ulm.
Herr Dr. Gagsteiger, wem können Sie in Ihrem Kinderwunschzentrum helfen? Wer kommt zu Ihnen?
Dr. med. Friedrich Gagsteiger: In unseren Kinderwunschzentren Ulm, Stuttgart und Ravensburg suchen uns Paare auf, die oft in einer extremen Situation stecken: Sie wollen ein eigenes Kind, doch trotz langer und intensiver Bemühungen werden die Frauen nicht schwanger. Unsere Hilfen setzen wie bei jeder anderen Krankheit auch drei Schwerpunkte: Beratung – Diagnose – Therapie, also Behandlung.
Sie sagen "Krankheit". Ist ungewollte Kinderlosigkeit denn keine Angelegenheit des jeweiligen Paares, also Privatsache?
Ja und nein. Paare sind einerseits natürlich nicht verpflichtet, Kinder zu bekommen; aber wer über 24 Monate hinweg trotz fortgesetzter Versuche nicht schwanger wird, hat Anspruch auf medizinische Betreuung. 1967 hat die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, ungewollte Kinderlosigkeit als Krankheit anerkannt. Das heißt: Die Krankenkassen müssen die Behandlungskosten übernehmen im Rahmen der Gesetze!
Also haben Paare, bei denen die Krankheit diagnostiziert ist, Anspruch auf eine künstliche Befruchtung?
Ich bevorzuge es, von einer "Befruchtung außerhalb des Mutterleibs" zu sprechen. Aber Vorsicht! Die Therapie einer ungewollten Kinderlosigkeit auf den Moment der Befruchtung zu beschränken, greift zu kurz. Im Kinderwunschzentrum Ulm finden Paare wesentlich mehr als nur die Verbindung von Eizelle und Samenzelle.
Was erwartet die Paare, die sich an das Kinderwunschzentrum Ulm wenden?
Ein typisches Szenario beginnt mit dem Besuch einer unserer kostenlosen Infoabende (siehe Infokasten am Ende des Beitrags). Das Paar hat schon alles Mögliche probiert (inklusive der gutgemeinten Vorschläge aus seinem Umfeld) und befindet sich oft in einem kritischen Stadium. Die Partnerschaft ist schwer belastet. Im Kinderwunschzentrum machen wir zunächst nichts anderes, als jede Medizin, jeder Arzt, jeder Ärztin tun sollte: aufmerksam zuhören. Aus diesem Gespräch, der Anamnese, ergeben sich manchmal bereits Hinweise auf eine mögliche Therapie.
Der zweite Schritt besteht darin zu klären, ob das Paar tatsächlich ungewollt kinderlos ist im Sinne der Gesetze; dann beginnen die Untersuchungen. In gut der Hälfte aller Fälle liegt die Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit beim Mann, deswegen untersuchen wir beide Partner. Wenn die Diagnose vorliegt, beginnt die Therapie. Und die ist, ich wiederhole, nicht zwangsläufig auf die hochtechnisierten und faszinierenden Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin beschränkt.
Wie stellen sich diese Möglichkeiten dar?
Bei einer ungewollten Kinderlosigkeit spielen viele, viele Faktoren ins Geschehen. Im Kinderwunschzentrum dürfen sich Paare auf eine aufmerksame und individuelle Zuwendung freuen. Persönliche Betreuung ist uns, und wie wir wissen: auch unseren Patienten, ganz besonders wichtig. Unsere Patienten schätzen es, dass wir Randgebiete der Medizin in die Behandlung integrieren: Homöopathie, Psychologie, alternative Heilmethoden erleben eine enorme Akzeptanz und tragen zum Erfolg der Behandlung manchmal entscheidend bei. Für den Fall, dass sich die weniger intensiven Methoden als unzureichend erweisen, verfügen wir über modernste Labors, hochspezialisierte Geräte und die entsprechenden Fachleute. Nur eines von vielen Beispielen:
Im Kinderwunschzentrum Ulm steht eines der wenigen EmbryoScope Deutschlands. Damit können wir die einzelnen befruchteten Eizellen präzise beobachten. Das EmbryoScope hilft, den richtigen Zeitpunkt für das Einsetzen des Embryos festzulegen.
Der richtige Moment wiederum kann entscheidend sein für den Behandlungserfolg. Unsere tägliche Arbeit gestattet uns hier überaus optimistische Prognosen für die betroffenen Paare! An unseren Infoabenden können wir viel Zuversicht verbreiten.
Herr Dr. Gagsteiger, herzlichen Dank für das Gespräch!
Das EmbryoScope erlaubt präzise Beobachtungen in einzigartiger Auflösung (Bild: Labor des Kinderwunschzentrums Ulm)
Infos zu den drei Kinderwunschzentren Ulm, Stuttgart, Ravensburg
Dem Kinderwunschzentrum Ulm (KWZU) angeschlossen sind zwei weitere Niederlassungen: in Stuttgart und in Ravensburg im Bodenseekreis. In jedem Zentrum finden regelmäßig kostenlose Infoabende statt, auf denen über die Hintergründe der ungewollten Kinderlosigkeit berichtet und dargestellt wird, wie Paare schwanger werden können. Ausführliche Erläuterungen, Schaubilder und Videos informieren über die Behandlungsmöglichkeiten.
Im Kinderwunschzentrum Ulm (KWZU) Wann in der Einsteinstraße 59 die nächsten Infoabende stattfinden, erfahren Sie entweder über die Homepage oder unter der Telefonnummer 0731 151590. Hier können sich interessierte Paare anmelden, E-Mail: [email protected]. Das KWZU hat montags bis freitags ab 7.30 Uhr geöffnet.
Das Kinderwunschzentrum in der Stuttgarter Friedrichstraße 45 ist eine Gemeinschaftspraxis. Sie hat montags bis freitags ab 7.30 Uhr geöffnet, telefonisch erreichen Sie die Praxis unter der 0711 9978060, E-Mail: [email protected]. Termine für die Infoabende in Stuttgart: 29. November, 3. und 20. Dezember.
In den Räumen der Dreiländerklinik Ravensburg bietet das Kinderwunschzentrum Ulm erste Beratungen – auch an den Infoabenden, zu denen das KWZU um Voranmeldung bittet; Tel.: 0751 36214670, E-Mail [email protected]. Die nächsten Termine: 27. November und 18. Dezember. Weiterführende Behandlungen erfolgen in den Kinderwunschzentren Ulm bzw. Stuttgart.
Über Dr. med. Friedrich Gagsteiger
Dr. med. Friedrich Gagsteiger ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit der Spezialisierung auf den Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin sowie ärztliches Qualitätsmanagement.
- Topmediziner: Zum dritten Mal hintereinander in die Liste der Topmediziner Deutschlands gewählt ("Focus-Liste" der führenden Ärzte Deutschlands), Führender Reproduktionsmediziner der "Jameda" Ärztebewertung
- Inhaber und medizinischer Leiter der führenden Kinderwunsch-Kliniken in Baden-Württemberg mit Standorten in Stuttgart, Ulm und Ravensburg mit über 100 Mitarbeitern
- Vorstand des Gesundheitsnetzes Süd und Bezirksvorsitzender Südwürttemberg des Hartmannbundes, Vorstandsmitglied des RZBW (Reproduktionsmedizinische Zentren Baden-Württemberg), Mitglied zahlreicher Fachausschüsse der Ärztekammer, des Bundesverbandes reproduktionsmedizinischer Zentren (BRZ) und der ESHRE (European Society of Human Reproduction und Embryology)
- Spezialisierung Ärztliches Qualitätsmanagement mit zahlreichen Vorträgen zu Zertifizierung und Akkreditierung medizinischer Einrichtungen. Mitarbeit in zahlreichen Arbeitsgruppen zum Aufbau optimierter und qualitätsgesicherter Arbeitsabläufe in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen
- Spezialisierung "Medizinische Anwendungen im digitalen Zeitalter" und Leiter der Arbeitsgruppe E-Health und Tele-Medizin des Hartmannbundes Baden-Württemberg