Selbstjustiz im Wilden Westen

In einer Januarnacht des Jahres 1849 drangen fünf Banditen in das Schlafzimmer des Spielers Lopéz ein, um ihn zu berauben. Lopéz gelang es, durch das Fenster zu springen und die Goldsucher des Minen-Camps Dry Diggins zu alarmieren. Die Banditen wurden gefangen, vor Gericht gestellt und von den zwölf Geschworenen zum Tode verurteilt. Zwei Stunden nach diesem Vorfall baumelten sie bereits an einem Ast. Der Ort wurde daraufhin im Volksmund "Hangtown" (später: Placerville) genannt. Fortan waren solche Selbsthilfen ein wirkungsvoller Bestandteil des kalifornischen Brauchtums der Goldgräberzeit. Eine andere Möglichkeit, um sein Hab und Gut vor Banditen zu schützen, gab es nicht. Kleinere Vergehen wurden von den Goldsuchern mit öffentlicher Auspeitschung bestraft. Schwere Fälle hatten die Ausweisung zur Folge. Räuber und Mörder wurden aufgehängt. Weil es keine Gefängnisse gab, mussten solche Urteile häufig innerhalb einer Stunde nach ihrer Verkündung vollstreckt werden. Manche dieser improvisierten Gerichte führten ihre Verhandlungen nach den Regeln der angelsächsischen Gerichtsgepflogenheiten durch. Andere machten sich weniger Arbeit. Meistens gab man sich jedoch viel Mühe und verhängte die Todestrafe nur nach einer umfassenden Beweisaufnahme und einwandfrei erwiesener Schuld. Im Zweifelsfall ließ man den Angeklagten laufen.