Das NordkapDie Gastspiele der Mitternachtssonne sind ein Naturspektakel von beispielloser Anziehungskraft, Höhepunkt von Norwegen Kreuzfahrten im Nördlichen Eismeer, krönender Abschluss anstrengender Nordlandreisen. Die frostige Schauterrasse ist allemal groß genug, die Nordkaphalle mit geheizten Logenplätzen allemal überfüllt. Die Schaulustigen hinter den großen Fenstern gleichen Fischen in einem überfüllten Aquarium. Eine Granitsäule erinnert an den Besuch des Königs Oskar II. von Norwegen und Schweden (1873), eine Büste an den Bürgerkönig Louis Philippe. Das Nordkap ist übrigens nicht der nördlichste Punkt Europas. Die benachbarte Landzunge Knivskjelodden ragt 1,5 Kilometer tiefer ins Eismeer. Sie ist dem Nordkap 47 Sekunden voraus.

Hammerfest

HammerfestWeiter geht es auf unserer Nordland Kreuzfahrt im hohen Norden Norwegens. Das nächste Ziel ist Hammerfest. Hammerfest lehnt den Rücken an einen Hügelhang mit Spitzkehrentreppe und Mitternachtssonnenblümchen, lässt die Füße ins Wasser hängen und macht ein nordnorwegisches Kleinstadtgesicht, also eine Mischung aus Leere, Komik und Schwermut. Unter grauem Himmel am grauen Meer gleicht das Städtchen einer Handvoll bunter Bauklötzchen, die den Berg heruntergepurzelt sind, um mit vollgestopften Schaufenstern und gediegenen Einzelhandelspreisen Lebensfreude zu verbreiten. Viel Besonderes ist nicht an Hammerfest. Es gibt einen winterfesten Hafen, eine hübsche Kirche mit bunten Fenstern, ein Rathaus, eine Fischfabrik und auf der Randspitze eine Meridiansäule zur Erinnerung an die erste internationale Vermessung des Globus (1816 bis 1852). Die Stadt besteht im Wesentlichen aus einer Hauptstraße und einer Hafenstraße, an deren Ende Passagierdampfer ankern, als gehörten sie dazu - etwa wie ein Kuckuck ins Grasmückennest. Hammerfest an der Westküste der Insel Kvalöy ist seit Erlangung der Stadtrechte vor knapp 200 Jahren dreimal zerstört und im Norwegerstil wiederaufgebaut worden, mit viel Spaßmacherfarbe und Blumenkästen als Medizin gegen die Monotonie der langen, langen Winternacht, die vom 21. November bis zum 23. Januar dauert. Daher ist es vielleicht nicht einmal etwas Besonderes, dass die Bürger von Hammerfest ihre Stadt als erste in Europa mit Straßenlaternen beleuchteten, schon 1891, dem Jahr nach der großen Feuersbrunst. Jährlich kommen rund 20000 neugierige Reisende. Warum? Die Stadt liegt auf 70 Grad 39 Minuten 48 Sekunden nördlicher Breite. Hammerfest ist die nördlichste Stadt der Welt.

Tromsö

MSC Kreuzfahrtschiff in TromsöWeiter geht es nach Tromsö, der Pforte zum Eismeer. Die klare, frische Luft ist wie dünnes Eis: Tromsö gibt einen präzisen Vorgeschmack von der arktischen Wüste, die so viele kühne Männer von dieser Stadt aus zu erobern trachteten. Die Triumphe der Nordpol-Attacken sind mit der nördlichsten Universitätsstadt der Welt ebenso untrennbar verwoben wie ihre kläglichen Niederlagen. Tromsö war nicht nur der Hafen der Eismeer-Erkunder, er war auch ihr Lufthafen. Andree stieg hier auf mit seinem lenkbaren Ballon, erst 33 Jahre später fand man die Leichen seiner Expedition bei Spitzbergen. Amundsen hob ab von Tromsös Flughafen, um nach Überlebenden der Luftreise Nobiles zum Pol zu suchen. Der große Sohn Norwegens kam nie wieder. Die kleine Großstadt, die ihrer Nordpol-Helden in Würde gedenkt, ist ein bauliches Zeugnis für das Leben, das die Menschen dem nahen Eismeer abtrotzen. Die Eismeer-Kathedrale, schlicht und mächtig wie die Natur selber, ragt in den Himmel wie ein Eisberg. 1965 wurde sie geweiht; fünf Jahre zuvor entstand das andere Bauwerk, das den Willen der Nordmänner zur respektvollen Beherrschung ihrer harschen Umwelt nicht minder eindrucksvoll symbolisiert: die elegante, 1036 Meter lange Hochbrücke, die Stadt und Festland verknüpft. Hier finden Sie Tipps für Ihre Landausflüge in Tromsö.

Das letzte Ziel unserer Nordkap Kreuzfahrt ist Narvik. Im Norden einen eisfreien Hafen zu besitzen, ist ein Segen. Narvik musste für diesen Segen bitter büßen. Der Hafen, Endstation für die Erzbahn aus dem schwedischen Kiruna, weckte die Begehrlichkeit der Feldherren im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Heere überfielen wegen des Eisens Norwegen; um Narvik entbrannte eine Schlacht, die von der Hafenstadt nicht viel übrigließ. Narvik musste nach Kriegsende fast völlig neu aufgebaut werden. Es ist die kalte Hand des Krieges, die nach den sensibleren Menschen an der Reeling fasst, wenn die glitzernden Kreuzfahrtschiffe in den Ofotfjord einlaufen und der Bordlautsprecher nicht mehr nur auf die Schönheiten der nordnorwegischen Landschaft, sondern auch auf die Toten verweist, die mit ihren schwimmenden Kampfmaschinen in diesen Gewässern versanken. Ein Denkmal in der Stadt erinnert an die gefallenen Norweger, Polen, Franzosen, Engländer - und an die Deutschen. Ihre Namen wurden der traurigen Liste erst später zugefügt. Vergessen braucht Zeit, Vergeben bisweilen noch mehr. Narvik ist heute der Ausgangshafen für die meisten Lofotenschiffe, für Kreuzfahrer ist es meist eine Bahnstation, denn eine Fahrt auf der Erzbahn hinauf in die urnordische Wildnis nach Abisko, einem kleinen Ort unweit der Grenze zu Schweden, ist ein Standardprogramm für Besucher, die von See her kommen. Wer der Bahnfahrt keinen Reiz abgewinnen kann (und so ein prachtvolles Erlebnis verliert), sollte wenigstens eine kurze Luftfahrt unternehmen, per Seilbahn hinauf zum 656 Meter hohen Fagernesfjell.

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