Nachfrage nach Horror

Blut - HorrorgeschichtenÜber die Frage, warum viele Menschen Romane und Kurzgeschichten über Blutsauger, Spukhäuser, Monster aus dem Weltall oder Serienkiller mit Hingabe verschlingen, mögen sich andere beschäftigen. Faktum ist: Horror zählt spätestens seit Stephen Kings unheimlichen Aufstieg zum Bestsellerautor in den frühen 1970er Jahren zu den beliebtesten literarischen Genres und neben King verkaufen Autoren wie Clive Barker, Dean Koontz, Richard Laymon oder Wolfgang Hohlbein Millionen Exemplare ihrer Werke. Natürlich kann die enorme Nachfrage durch einige Bestsellerautoren nicht annähernd abgedeckt werden, was wiederum Nachwuchsautoren die Chance auf kleine oder sogar größere Erfolge bietet. Und mal ehrlich: Welcher Leser von Horrorgeschichten hat nicht schon einmal von einer Karriere als Genreautor geträumt oder sich bereits an der einen oder anderen Geschichte selbst versucht? Literaturwettbewerbe bieten gerade für blutige Anfänger die ideale Spielwiese, ihre Werke auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Doch für eine Teilnahme benötigt man erst einmal eine Horrorgeschichte. An diesem Punkt möchten wir anknüpfen.

Schreiben zählt zu den populärsten Hobbys überhaupt. Kein Wunder: In den Industrieländern verfügt fast jeder über die Fähigkeit dazu und Literatur zum Reinschmökern und Ideen sammeln ist in Hülle und Fülle vorhanden. Trotzdem scheitern viele potenzielle Hobbyautoren bereits im Vorfeld und geben nach wenigen geschriebenen Zeilen wieder auf. Dies wollen wir nachfolgend ändern. Was brauchen wir, um eine gute Horrorgeschichte zu schreiben?

1. Eine (hoffentlich gute) Idee

Wie kommen Autoren eigentlich auf ihre Ideen? Stephen King antwortete auf diese Frage einmal scherzend, es gäbe da einen Laden, wo er sie günstig kaufe. Die Wahrheit ist meist banal: Ein bestimmtes Ereignis, ein Zeitungsartikel oder eine alltägliche Situation bringt die Rädchen im Kopf zum Rattern. Als Autor von hunderten Kurzgeschichten darf ich kurz meinen Zugang schildern: Meist beginnen die Überlegungen zu einer Story mit einem "Was wäre, wenn …?"-Szenario. Was wäre, wenn sich das nervige nächtliche Klappern nicht als geöffneter Fensterladen herausstellte, sondern als Falle einer grauenhaften Kreatur, die den Schlafenden aus dem Zimmer locken wollte? Oder wenn man bei der Heimfahrt durch einen dichten Nebel merkt, dass die Straße einfach kein Ende nehmen will, obwohl man längst zu Hause angelangt sein müsste? Und wer hätte sich bei der "Tagesschau" nicht schon einmal die entsetzten Gesichter der Moderatoren vorgestellt, wenn auf der langweiligen Live-Pressekonferenz eines Ministerpräsidenten Zombies den Saal stürmen und sich die Mägen abseits des aufgebauten Buffets vollschlügen?

Derlei Ideen mögen völlig absurd oder bescheuert klingen, gehen aber jeder Horrorgeschichte voran. George Romeros "Nacht der lebenden Toten" handelt in seiner Essenz von Leichen, die zu neuem Leben erweckt wurden und Jagd auf die Lebenden machen. Oder denken Sie an viele Stephen-King-Romane. Bei "Brennen muss Salem" stellte sich King die Frage was wohl wäre, wenn ein Vampir mitten in einer beschaulichen US-Kleinstadt seinen Sarg aufschlagen würde. Mein Tipp daher: Auch wenn Ihre Idee zunächst völlig lächerlich klingen mag, behalten Sie diese im Hinterkopf und versuchen Sie, daraus eine Geschichte zu entfalten, selbst wenn sie nur für Übungszwecke taugen sollte. Denn ohne Idee keine Geschichte, und irgendwann müssen Sie damit beginnen, warum also nicht jetzt sofort mit dieser "albernen Idee"?

2. Den Plot grob strukturieren

Idealer Zeitpunkt fürs Schreiben einer Horrorgeschichte: Halloween!Der zweite Punkt kann mitunter sogar schwieriger als das Schreiben der Horrorgeschichte selbst sein. Einfach drauflos schreiben in der Hoffnung, dass sich die Handlung von selbst ergeben und zu einem befriedigenden Ende gelangen würde, ist im Regelfall Zeitverschwendung. Es mag Ausnahmekönner geben, die aus einer vagen Idee sofort eine flüssig geschriebene, spannende Story zu verfassen imstande sind. Mit ziemlicher Sicherheit zählen weder Sie, noch ich zu diesen Könnern, weshalb wir uns auf die gute, alte Planung verlassen müssen. Die meiner Erfahrung nach effizienteste Methode besteht darin, eine grobe Struktur der Geschichte in Stichworten niederzuschreiben. Dabei geht es noch nicht ums konkrete Ausformulieren der Sätze, sondern lediglich eine Übersicht des Geschehens und der Protagonisten sowie Nebenfiguren. Dadurch ersparen Sie sich Peinlichkeiten wie jene, die Namen der Hauptfiguren plötzlich zu verwechseln, was dem Artikelautor bei einer seiner Horrorgeschichten tatsächlich passiert ist (glücklicherweise wurde der Fehler vor Drucklegung bemerkt).

Ebenso ist mir ein anderer ärgerlicher Fehler passiert, und zwar gleich bei der ersten veröffentlichten Geschichte. In diesem Fall mangelnde Recherche (was ich heute gerne damit entschuldige, dass es damals noch kein Wikipedia gab – und, ja: Es handelt sich um eine ganz schwache Ausrede!), was leider erst aufmerksamen Lesern auffiel, wodurch dieser Schandfleck nicht mehr auszubügeln ist. Gerade das Internet bietet die Möglichkeit, nahezu sämtliche Fakten oder Details zu überprüfen oder zu recherchieren. Nutzen Sie diese Chance, die älteren Schriftstellergenerationen nicht zur Verfügung stand. Wichtig ist, dass Sie eine Art Reiseplan durch ihre Geschichte erstellen in der vermerkt ist, wann welches Geschehen mit welchen Figuren eintritt. Somit vermeiden Sie beispielsweise zeitliche Ungenauigkeiten oder die erwähnten Fehler. Je exakter Sie diese grobe Skizze anfertigen, desto besser können Sie sich auf das Schreiben der Geschichte konzentrieren.

3. Ran ans Eingemachte: Die Geschichte schreiben!

Sie wissen jetzt also, worüber Sie schreiben möchten, haben Ihre Figuren benannt und vorbereitet, sowie einen groben Plan angelegt, der Sie durch die Geschichte führen soll. Nun müssen Sie nur noch die Geschichte selbst schreiben! Zugegeben: "Nur" klingt reichlich salopp und ist gerade für Einsteiger eine echte Herausforderung. Eines vorneweg: Es geht nicht darum, auf Anhieb die perfekte, Literaturpreise gewinnende Horrorgeschichte zu verfassen! Kaum eine Debütgeschichte schafft auf Anhieb die Veröffentlichung (es sei denn natürlich, der Verfasser avanciert zum Bestsellerautor und die Leser dürsten nach der Gesamtausgabe seines Schaffens). Wie bei allen anderen Hobbys oder Berufen gilt jedoch: Der erste Schritt führt zum Ziel, selbst wenn die Richtung noch nicht ganz stimmen sollte.

DDR-Dos 95Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Meine ersten Geschichten (inklusive zweier Romane) jagen mir heute noch den Schweiß auf die Stirn und sind regulären Lesern nicht zumutbar. Hätte ich diese aber nicht geschrieben, wären auch die darauf folgenden, vermutlich besseren, weil größtenteils veröffentlichten Geschichten nie zu Papier gebracht worden.

An dieser Stelle möchte ich Sie nicht mit grauer Theorie belasten, deshalb nur ein paar notwendige Anmerkungen. Wenn Sie Bücher von vielen verschiedenen Autoren gelesen haben, sind Ihnen die oft enorm unterschiedlichen Schreibstile aufgefallen. Zwar sagt man Schriftstellern nach, dass jeder von ihnen einen eigenen Stil hätte. Doch dies bedeutet nicht, dass man diesen stets pflegen müsse oder sich über die Jahre hinweg nicht einen gänzlich anderen aneigne. Auch hierbei kann ich aus eigener Erfahrung sprechen: Der extrem schwülstige Stil meiner frühen Jahre veränderte sich zu einem – hoffentlich – angenehmer und flüssiger zu lesenden. Ausnahmen bildeten Beiträge zu Anthologien, die Hommagen an H. P. Lovecraft darstellten. Hierbei griff ich wieder auf einen ausschweifenden Stil zurück, da ich diesen als geboten und stimmig erachtete. Angenommen, Sie schreiben eine Geschichte, die im heutigen Berlin spielt, so pflegen Ihre Protagonisten eine gänzlich andere Sprache, als würde es sich um eine klassische Spukgeschichte des 19. Jahrhunderts handeln. Lassen Sie deshalb die Überlegung einfließen, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Milieu Ihre Geschichte spielt.

Anders als Filme können Geschichten Stimmung und Atmosphäre lediglich über Worte erzeugen. Die Bemerkung, dass es Nacht und "gruselig" sei, genügt hierfür nicht. Bestimmt haben Sie schon einmal den Ausdruck "Show, don't tell" irgendwo gelesen oder gehört. Gerade eine gute Horrorgeschichte lebt von der Umsetzung dieses Konzepts. Der Leser kann sich unter Floskeln wie "das Monster war schrecklich anzusehen" nichts Konkretes vorstellen. Er benötigt genauere Informationen darüber, wie das Monster aussieht, was es zu tun im Begriff ist, wie es auf den vor Schreck kurzzeitig erstarrten Protagonisten wirkt, etc. Diese Informationen nicht wie eine Produktbeschreibung niederzuschreiben, sondern spannend auszuformulieren, gehört zu den Meisterschaften des Schreibens. Stephen King beispielsweise arbeitet oftmals mit Vergleichen.

Was dem Film die schnellen Schnitte, sind der Geschichte die kurzen Sätze. Beim Erzeugen von atemloser Action oder Schüren von Spannung, wirken stakkatoartige Sätze besonders stark. Allerdings sollte man dieses Stilmittel nicht inflationär einsetzen, sondern sparsam und nur in Szenen, wo sie geboten scheinen. Beim Beschreiben eines in Ruhe eingenommenen Frühstücks sind sie definitiv fehl am Platze, hingegen bei einer Verfolgungsjagd geradezu unerlässlich.

Abschließend soll noch kurz die Erzählperspektive erwähnt werden, also: Aus wessen Sicht wird die Geschichte geschildert? Einen sehr guten, ausführlichen Artikel zu den unterschiedlichen Erzählperspektiven hat Pagewizz-Autorin Christine verfasst. Gerade für Anfänger erweist sich meist die Ich-Perspektive als dankbarer Einstieg, der am Einfachsten gemeistert wird. Dabei hat meiner persönlichen Ansicht nach jede Perspektive ihre Reize, wie auch Schwächen. Der große Vorteil der Ich-Perspektive besteht in seiner Natürlichkeit. Wenn Sie Ihren Bürokollegen vom Wochenendausflug erzählen, am Familientisch eine politische Diskussion anzetteln oder im Schuhgeschäft beraten werden wollen, greifen Sie instinktiv auf Ihre eigene Perspektive zurück. Deshalb bietet es sich für Anfänger an, diese auch für ihre ersten eigenen Geschichte zu verwenden und sich den Kopf noch nicht mit den etwas komplexeren Erzählperspektiven zu zerbrechen.

4. Lektorieren

Mit dem Setzen des letzten Punktes ist die Geschichte aber nicht abgeschlossen. Egal, wie sehr Sie sich konzentriert und bemüht haben: Mit Sicherheit befinden sich noch Rechtschreibfehler, Stilblüten oder sogar Ungereimtheiten im Text. Falls Sie einen in der Rechtschreibung sattelfesten Probeleser zur Hand haben, bitten Sie diesen, Ihre Geschichte aufmerksam durchzulesen. Steht ein solcher nicht zur Verfügung, so gibt es zahlreiche Literaturportale im Web, bei denen Nachwuchsautoren ihre Werke zur kritischen Begutachtung veröffentlichen können. Sie werden verblüfft sein, wie viele Fehler man als Autor bei seinen eigenen Texten schlichtweg übersieht! Für höchste Ansprüche stehen professionelle Lektoren zur Verfügung, die dem Werk den letzten Schliff geben, sich ihre Dienste aber natürlich entsprechend bezahlen lassen.

 

Bitte vergessen Sie nicht, dass nur stete Übung den Meister macht. Werfen Sie das Keyword also nicht zu früh ins Korn, falls Ihre erste Geschichte nicht der ganz große Knüller wird. Sie werden sehen: Mit der Zeit kommt die Erfahrung und mit der Erfahrung kommt ein Qualitätssprung. Und sollten Sie neben dem Schreiben von Horrorgeschichten auch das Verfassen von Artikeln ins Auge fassen, freue ich mich, Sie als Autor auf diesem Portal begrüßen zu dürfen! Die Anmeldung auf Pagewizz ist natürlich kostenlos und Sie können davon nur profitieren. Schließlich hätten Sie ohne Pagewizz diesen Artikel nicht gelesen, der hoffentlich nützliche Tipps parat hatte und Ihnen dabei helfen wird, endlich Ihre erste eigene Horrorgeschichte zu schreiben.

Horrorgeschichten zum Lesen (und vielleicht Inspirieren lassen?)
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