Die verschiedenen Argumente zu E10

Ziel der Beimischung von Biokraftstoffen ist es, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern und das Klima zu schonen. Dafür nahm man 2011 Ethanol, das aus Pflanzen gewonnen wurde. Damit das Ethanol umweltverträglich gewonnen wurde, erließ die Bundesregierung eine Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung.

Zuerst herrschte eine große Unsicherheit, ob die Automotoren überhaupt E-Benzin vertragen oder nach kürzerer Zeit zerstört seien. Groß angelegte Aufklärungskapagnen folgten, um bei den Autofahrern die Aversion gegen E-Benzin abzumildern und sie zum Tanken mit E-Sprit anzuregen.

Angesichts des Hungers in der Welt gab es besonders kritische Stimmen, es sei nicht zu verstehen, dass Lebensmittel durch den Auspuff von Autos gepustet werden statt der Bekämpfung des Hungers zu dienen.

Insbesondere Umweltverbände wie der der BUND und Greenpeace monierten wegen des notwendigen Ethanolanteils eine Erhöhung des Bedarfs an Getreide, Zuckerrüben und Mais und die Gefahr von Monokulturen. Die dazu notwendigen Flächen stünden dann nicht mehr der Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung und Monokulturen belasten Böden und Grundwasser auf viele Jahre.

Biosprit bringt in der Umweltbilanz nur ganz geringe Einsparungen, bedenkt man die benötigte Energie bei der Erzeugung der Pflanzen und des Düngers.

Diese Verbände hatten aller dings vergessen, dass es ein Flächenstilllegungsprogramm der EU gibt, infolge dessen große Flächen nicht mehr für die Nahrungsproduktion zur Verfügung stehen. Auf stillgelegten Flächen dürfen lediglich noch nachwachsende Rohstoffe für die Verwendung in Industrie und Kraftstoffen angebaut werden, auf keinen Fall dürfe sie für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt oder zu diesem Zweck reaktiviert werden.

Die Erhöhung der Quote für Bio-Kraftstoff

Weil die Bundesregierung offensichtlich der Ansicht ist, dass der Umweltschutz umso nachhaltiger ist, je höher der "E"-Anteil ausfällt, wurde das Bundes-Immissionsgesetz geändert. Für den einzelnen Autofahrer bringt die Erhöhung des Ethanol-Anteiles keine Vorteile, sondern Nachteile, da der Preisvorteil entfallen ist. Der Energiegehalt von Ethanol ist etwas geringer als der von Benzin, das heißt, je mehr Bio im Gemisch ist, umso höher wird der Verbrauch. Zusätzlich argwöhnen viele Autofahrer, dass ein hoher Ethanol-Anteil auf Dauer dem Motor schaden könnte.

Die Bio-Kraftstoffe mussten mindestens 35 Prozent - ab 2017 50 Prozent - an Treibhausgasen einsparen Weiter ist geregelt, dass zum Anbau der Pflanzen für die Biokraftstoffherstellung keine Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt oder mit hoher biologischer Vielfalt, etwa Regenwälder oder Torfmoore, genutzt werden dürfen.

Mit der Beimischung von Bioethanol in den fossilen Ottokraftstoff soll die Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen Quote an Bio-Kraftstoff erreicht und gleichzeitig der Verbrauch fossiler Energien reduziert werden. Die Quote lag zuerst bei 3,5 Prozent, wurde 2015 auf 4 Prozent und 2020 auf 6 Prozent erhöht. Diese Quote bedeutet 2020, dass die Biokraftstoffe mindestens 6 Prozent der verkauften Gesamtmenge an Kraftstoffen ausmachen müssen; ansonsten drohen sehr hohe Strafgelder.

Der Grund für den Fortfall des günstigeren Preises für E-Benzin

Trotz des Preisvorteils von 2 Cent pro Liter für E10 gegenüber Super mit dem in ihm enthalten Ethanolanteil von 5 Prozent schaffte es E10 nicht auf einen größeren Marktanteil als zuletzt 13 Prozent.

Der einzige Grund für die Änderung des Preisgefüges war das Ethanol. Die Erhöhung der Vorgabe des Bioanteils von 4 Prozent auf 6 Prozent hat naturgemäß die Nachfrage und damit auch den Preis erhöht, zumal neben bisher den Niederlanden und Frankreich seit der Jahreswende 2019/2020 auch in Dänemark und Ungarn mit Bioethanol versetzte Kraftstoffe verkauft werden. So entstand bei Ethanol kurz vor der Jahreswende nicht zuletzt wegen der größeren internationalen Nachfrage eine Preissteigerung von 19 Prozent. Inzwischen übersteigt die Nachfrage die Ethanol-Produktion, denn auch in den USA wird immer mehr Ethanol beigemischt.

Ein Blick in die Zukunft

Der E-Anteil im Benzin wird mit Sicherheit weiter ansteigen. Zur Zeit versuchen einige Mineralölkonzerne, den Anteil von Ethanol möglichst auszugleichen, auch durch die Preispolitik. Wenn aber hohe Strafgelder drohen und der preisliche Anreiz nicht gegeben ist, E-Sprit zu tanken, wird die jetzige Situation nicht lange halten können. Die eingesparten Kosten für das Ethanol und die Logistik von zwei Spritsorten können nur kurze Zeit die drohenden Strafen aufwiegen.

Kurz über lang wird es für die Konzerne kostengünstiger sein, wieder Biokraftstoffe verstärkt beizumischen und die 6 Prozent-Auflage zu erfüllen als die gesetzlich fällige Ausgleichsabgabe für rein fossile Kraftstoffe zu bezahlen. Dafür müßte aber wieder ein Preisunterschied hergestellt werden, der das Tanken von Kraftstoffen mit einem möglichst großen Bio-Ethanol Anteil so attraktiv macht, dass Benzin der Marke Super gar nicht mehr in Betracht gezogen wird.

Experten fordern schon seit einiger Zeit, den E-Anteil im Sprit zu erhöhen. Denkmodelle über E85 werden bereits ziemlich nah an der Praxis diskutiert und umgesetzt. E85 bedeutet die achteinhalbfache Menge von Ethanol gegenüber E10. Diese Menge müßte erst einmal produziert werden. Wie teuer Bio-Ethanol dann sein wird und wie sich der Benzinverbrauch dann ändern wird, kann sich jeder Verbraucher selbst ausmalen.

Auch die Verbraucherportale werden in Zukunft weit stärker nachgefragt werden, wenn die Mineralölkonzerne eine unterschiedlich Preispolitik betreiben und sich die Benzinpreise rund um den eigenen Wohnort aktuell unterschiedlich in verschiedenen Zyklen verändern. Schon heute geschieht das bis zu 13-mal täglich. 60 verschiedene Tank-Apps stehen dem Verbraucher schon heute zur Verfügung. Dieser Trend wird ungebrochen bleiben, bis die Preisfindung abgeschlossen ist. Ethanol wird aber kaum billiger werden.

Hinzu kommt die Problematik der wachsenden CO2-Besteuerung, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll.

 

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